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Hermann sei "zu nett" gewesen. Sie wußte, wie gerne die Wittfoth ihren Neffen loben hörte. Nach einer Tasse Kaffee und einem Stück Torte bei Homann, hatte man zu Fuß den Weg nach Ludwigs Konzerthaus zurücklegen müssen, da alle Pferdebahnen infolge des schlechten Wetters überfüllt waren. Auch dort hatte man nur mit Mühe Platz an einem Tisch in der Mitte des Saales erwischen können.

"Ich sag ja", dachte sie, als Mimi bald nachher ihre Thränen getrocknet hatte. "Tief geht nichts bei der. Lachen und Weinen in einem Atem." "Na, Fräulein," fragte sie mit leisem Spott, "es ist wohl man halb so schlimm?" "Ach ja, ich erschrak mich nur so furchtbar", gab Mimi zu. "Dann schreiben Sie nu auch man gleich", mahnte die Wittfoth gutmütig.

"Du hast ja schon Dein Teil", lachte Therese. "Am Ende hätte ich noch Onkel Pohlenz sagen müssen. Da ist mir doch Onkel Beuthien lieber." "Mich amüsiert man, daß wir nun doch noch 'ne Doppelverlobung zu Stande gekriegt haben. Nu mach auch man Anstalten", meinte die Wittfoth. "Ich werde Wilhelm einen Antrag machen", scherzte Therese etwas verlegen.

Sie hatte den Glauben der hier auf Erden zu kurz Gekommenen an den Himmel und seine ausgleichenden Freuden. Wie alle Angelegenheiten des Herzens, umfaßte sie auch diese Dinge mit großer Innigkeit und fühlte sich dabei in schmerzlichem Gegensatz zur Tante, die auch hier ihre Oberflächlichkeit nicht verleugnete. "Ach, ich glaub an gar nichts", erklärte die Wittfoth einmal.

"Nach reiflicher Ueberlegung und mit Bewahrung meiner vollsten Hochachtung und Wertschätzung kann ich mich der Einsicht nicht verschließen." So oder ähnlich dachte er sich den Anfang seines Briefes an die Wittfoth. Natürlich wollte er jetzt nicht länger Stadtreisender bei Müller und Lenze bleiben. Aber bis zur Lösung seines Kontraktes mußte er noch seine Geschäftsbesuche bei der Witwe fortsetzen.

Es war jedenfalls die einfachste und nobelste Art, sich seiner Konkurrenten zu entledigen. Die Wittfoth hatte den fröhlichen Berichten der Mädchen nichts entgegenzusetzen. Ihr Erlebnis mit dem jungen Beuthien brannte ihr auf der Zunge.

"Man keine Angst, der wird schon alle werden. Kuchen muß sein", erklärte die Wittfoth. "Wenn mal, denn mal. So'n powern Kram mag ich nicht." Die Feier dieses wichtigen Ereignisses war bis nach Mimis Abgang aufgeschoben worden, um Hermanns Teilnahme zu ermöglichen.

Um nun jede Störung durch Käufer fern zu halten, hatte Tetje Jürgens den Vorschlag gemacht, ein Plakat drucken zu lassen, mit der Aufschrift: Dieses Geschäft ist heute von fünf Uhr Nachmittags an wegen Verlobung der Inhaberin geschlossen. Aber sein praktischer Vorschlag drang nicht durch. Eine große Freude war es der Wittfoth und namentlich auch Therese, daß Hermann zugesagt hatte, zu kommen.

"Du machst Dir viel zu viel unnötige Sorgen." "Du hast gut sprechen", eiferte die Wittfoth. "Du liegst ruhig im Bett. Aber ich soll man alles allein fertig bringen. Die Küche sieht schon aus, daß ich mir die Augen aus'n Kopf schäme. Kein Stück ist rein." Therese schwieg. Sie wußte, daß in solchen Stunden mit der umständlichen Frau nicht zu reden war.

"Na, Herrjeses, was hab ich denn gesagt?" that die Wittfoth pikiert. "Mimi vergißt uns nicht", suchte Therese zu vermitteln. "Ohne uns hätte sie ihr Glück nie gemacht. Wenn ich Herrn Pohlenz nun gekapert hätte, oder Du, Tante hättest ihn ihr weggeangelt, was denn? Mimi muß uns ewig dankbar sein."