Vietnam or Thailand ? Vote for the TOP Country of the Week !
Aktualisiert: 19. Mai 2025
Ich will euch helfen. Ganz langsam vorwärts. So. Und einer strecke die Hand aus und öffne die Türe. So, so. Es geht. Nur sorgfältig.« Er sprach meiner Ansicht nach überflüssige Worte. Wir trugen Fräulein Lisa Benjamenta aufs Bett, dessen Decke der Vorsteher rasch wegriß, und nun lag sie da, wie sie es mir zum voraus gleichsam angekündigt hatte.
Wir stehen im Halbkreis nahe bei der Türe, die in die innern Gemächer führt, und dann geht die Türe auf, Fräulein Benjamenta erscheint auf der Schwelle, ganz in weiße, wohlig herabfallende Gewänder gekleidet, sagt uns »gute Nacht, Knaben«, befiehlt uns, uns schlafen zu legen, und ermahnt uns, ruhig zu sein.
Schämte er sich, grämte er sich um irgend etwas, dieser König Benjamenta, dieser Löwe im Käfig? Jedenfalls war ich wieder einmal recht froh, draußen im Korridor stehen und lauschen zu können. Es herrschte Totenstille. Ich ging in die Kammer, zündete einen Kerzenstumpf an und vertiefte mich in den Anblick des Bildes von Mama, das ich stets sorgsam aufbewahrt hatte. Später klopfte es an die Türe.
Wenn ich will, wenn ich es mir befehle, kann ich alles verehren, sogar das schlechte Benehmen, aber es muß von Gold strotzen. Die üblen Manieren müssen Zwanzigmarkstücke hinter sich fallen lassen, dann verneige ich mich vor, sogar noch hinter ihnen. Herr Benjamenta ist übrigens auch dieser Meinung. Er sagt, es sei unrichtig, das Geld und den Vorteil, die aus unschönen Händen kommen, zu verachten.
Für meinen Mitschüler Fuchs habe ich nur einen einzigen sprachlichen Ausdruck: Fuchs ist schräg, Fuchs ist schief. Er spricht wie ein mißlungener Purzelbaum und benimmt sich wie eine große, zu Menschenform zusammengeknetete Unwahrscheinlichkeit. Alles an ihm ist unsympathisch, daher unbeherzigenswert. Über Fuchs etwas zu wissen, das ist Mißbrauch, unfeiner, störender Überfluß. Man kennt solche Schlingel nur, um sie zu verachten; da man aber überhaupt nicht gern irgend etwas verächtlich finden will, vergißt oder übersieht man das Ding. Ein Ding, ja, das ist er. O Gott, muß ich heute böse reden? Fast möchte ich mich dafür hassen. Fort, zu irgend etwas Schönerem. Herrn Benjamenta sehe ich sehr selten. Zuweilen trete ich in das Bureau ein, verbeuge mich bis zur Erde, sage »guten Tag, Herr Vorsteher« und frage den Herrscherähnlichen, ob ich ausgehen darf. »Hast du den Lebenslauf geschrieben? Wie?« werde ich gefragt. Ich antworte: »Noch nicht. Aber ich werde es tun.« Herr Benjamenta tritt auf mich zu, d.
Herr Benjamenta ist ein Riese, und wir Zöglinge sind Zwerge gegen diesen Riesen, der stets etwas mürrisch ist. Als Lenker und Gebieter einer Schar von so winzigen, unbedeutenden Geschöpfen, wie wir Knaben sind, ist er eigentlich auf ganz natürliche Weise zur Verdrießlichkeit verpflichtet, denn das ist doch nie und nimmer eine seinen Kräften entsprechende Aufgabe: über uns herrschen. Nein, Herr Benjamenta könnte ganz anderes leisten. Solch ein Herkules kann ja einer so kleinlichen Übung gegenüber, wie die ist, uns zu erziehen, gar nicht anders als einschlafen, d.
Noch immer habe ich keine Stelle. Herr Benjamenta sagt mir, er bemühe sich. In ganz schroffem Gebieterton sagt er das und fügt hinzu: »Wie? Ungeduldig? Kommt alles. Warte!« Von Kraus heißt es unter den Zöglingen, daß er vielleicht bald abgehe. Abgehen, das ist ein so berufshaft-komischer Ausdruck. Kraus geht bald fort? Hoffentlich sind das nur leere Gerüchte, Institut-Sensationen.
Fräulein Benjamenta hat mit mir ein paar Worte gesprochen, in der Küche. Ich wollte gerade in die Kammer hineingehen, da fragte sie mich, ohne mich im übrigen eines Blicks zu würdigen: »Wie geht es dir, Jakob? Geht es dir gut?« Ich nahm sogleich Achtungstellung an, wie es sich schickt, und sagte im Ton der Unterwürfigkeit: »O ganz gewiß, gnädiges Fräulein.
Ob das nun merkwürdig ist oder nicht, jedenfalls ist es auffallend. Es scheint, daß das Institut Benjamenta früher mehr Ruf und Zuspruch genossen hat. An einer der vier Wände unseres Schulzimmers hängt eine große Photographie, auf der man die Abbildungen einer ganzen Anzahl Knaben eines früheren Schuljahrganges sehen kann. Unser Schulzimmer ist im übrigen sehr trocken ausstaffiert.
Ich hielt den Kopf der Lehrerin in beiden Händen, damit er den harten Boden nicht zu berühren brauchte. Die Augen standen noch offen, nicht sehr weit, sondern gleichsam blinzelnd. Herr Benjamenta schloß sie. Auch er kniete am Boden. Wir alle drei sprachen kein Wort, aber wir waren nicht in »tiefe Gedanken versunken«. Wenigstens ich konnte an nichts Ausgeprägtes denken. Aber ich war ganz ruhig.
Wort des Tages
Andere suchen