United States or Mauritania ? Vote for the TOP Country of the Week !


Gerom war ihm an Geduld überlegen und nicht weniger in seinen Kenntnissen der Waldwelt, und da alle Gewerbe, deren ursprüngliche Ausübung sich mit den Darbietungen der Natur verbindet, Edelmut und Großzügigkeit bewahren, so duldete der Förster Geroms Treiben, beinahe ohne daß dieser Schritt gegen sein Pflichtbewußtsein ihn im Gewissen bedrängte.

Auch Gerom war tot, seine Augen waren geschlossen, und der Reif der Nacht glitzerte auf den Lidern, wie er auf den Halmen und Steinen umher und auf den welken Blättern glitzerte. An seine Seite geschmiegt lag sein Kind. Anjes Arm war von unten her um den Hals ihres Vaters geschlungen, so daß sein Haupt an ihrer Schulter ruhte, und sie hatte ihre Wange an seine gepreßt.

Als man ihn ergriff und fortführte, wurde er still und ließ mit sich geschehn, was man wollte. Als Gerom am Abend zur Ruhe gehn wollte, trat Anje vor ihn hin und fragte ihn schüchtern: »Gehst du heute nacht in den WaldGerom sah erstaunt auf und bejahte ihre Frage zögernd. »Warum willst du es wissenantwortete er ihr.

Als er endlich den Brief verfaßte, der sein Kind zu ihm rufen sollte, zitterten seine Hände und seine Lippen, und die neue Demütigung, die seine Liebe ihm auferlegte, überwältigte ihn zu Tränen, die über sein unbewegliches Gesicht in den ergrauten Bart tropften. Als die kleine Anje anlangte, nahm Gerom sie zwischen seine großen Hände und hielt sie von sich ab, um sie zu betrachten.

Gerom sprach nicht. In Angelikas Herzen wuchs eine Angst empor, die ihr alles zu verdunkeln drohte. Der kleine niedrige Raum lag im Abendlicht, Gerom schien nicht hineinzupassen, er sah wie ein Riese aus und erschien ihr um so furchtbarer, als sie den Ausdruck seines Gesichts nicht unterscheiden konnte. »Wenn Sie mit mir sprechen wollen ...« sagte der Fremde.

Er kannte Gerom und wußte, daß mit ihm nicht zu scherzen war, daß er niemand fürchtete und daß ihm sein eigenes Leben gering galt.

Zu Anfang hatte sie geglaubt, er spüre Gerom nach, aber dann hatte sie bald herausgebracht, daß das Anjekind schuld an diesem Unfrieden war. Da Anje nicht mit ihr über solche Dinge sprach, mußte sie selbst sehn, was sich anspann und wie es auslief.

Ungefähr sechs Jahre nach diesen Ereignissen wurde Vinzenz Gerom aus seiner Kerkerhaft entlassen. Angelika war gestorben, irgendwo in einer jener kleinen Provinzstädte, wie sie in solcher Verlassenheit und Stille nur Dänemark aufzuweisen hat. Sie hatte ein Mädchen geboren, das auf den Namen Angelika Gerom getauft worden war.

Gerom war fünfunddreißig Jahre alt, als die dänische Malerin Angelika Lett nach Gorching kam. Ein städtischer Reisewagen hielt unter der großen Linde, die vor dem einzigen Gasthaus des Dorfes stand, und die ermüdeten Pferde tauchten ihre dunklen Mäuler bedächtig und gierig in das klare Quellwasser des Steinbeckens im Lindenschatten.

Überrascht tat Gerom einen Schritt auf sie zu, dann besann er sich und sagte ruhig: »Anje, der Tod ist eine Pflicht des Menschen, wer ihn fürchtet, versteht das Leben nicht