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Das mochte ein Grund dafür gewesen sein, daß er sich geduldig in das vergessene Dorf Gorching senden ließ. Man hatte ihn auf seinem städtischen Posten nicht brauchen können, weil er nicht in der Lage gewesen war, den Menschen gegenüber jene Strenge aufzubringen, die als heilsam gilt.

Er ging vom Hofe fort, ohne seinen Hut, so wie er stand, wortlos hinaus auf die Landstraße, bis er den Pfarrhof von Gorching erreicht hatte, wo er kundtat, daß er sich mit Angelika Lett zu vermählen gedächte, und darum bat, daß dies den Ortsbewohnern bekanntgegeben würde.

Endlich erkannte man mühsam einen weißen Scheitel, unter dem eine lange braune Nase herabhing, die Schultern und die Krümmung des Rückens überragten ihn, und die Knie der Schreitenden schienen ihn bald rechts, bald links beinahe zu berühren. Die Alte ging einmal in der Woche nach Gorching, wo sie Waldbeeren oder Pilze verkaufte, Holz oder Torf.

Da es ein Freitag war, an dem er sich auf den Weg gemacht hatte, so kam es, daß er nach einer guten Weile der alten Onne begegnete, die hinter ihrem Wagen her nach Gorching humpelte. Er redete sie an, und ihm wurde über ihrem Anblick heiter zumut, aber er verstand ihre kargen Antworten kaum.

Das Mißgeschick des Pfarrers hatte sie erst in Gorching erfahren, in dem Aberglauben, dem er hatte begegnen wollen, war seine Gemeinde durch sein Erlebnis aufs neue bestärkt worden. Nun sagte sie unvermittelt zu Fridlin: »Schlag dir das Anjekind aus dem SinnFridlin fuhr erschrocken auf, denn die Stimme knarrte fast böse, und ihm war eben noch zu Sinn gewesen, als ob sie ihn tröstete.

Da erhob sich Fridlin und sah sich um, er wußte nur ungewiß, wo er sich befand, die ebene Landschaft hatte nur geringe Merkmale, nach denen man sich richten konnte. Nach einer Weile stieß er auf die alte Dachenauische Fahrstraße nach Gorching und traf Onne unter den Tannen; sie musterte ihn aufmerksam, gedankenlos blieb er neben ihr stehn.

Es war übrigens ungemein schwer, Onne zu verstehen, man brauchte sehr lange dazu, bis man es gelernt hatte, und da dann noch die Schwierigkeit hinzukam, das Verstandene auch begreifen zu müssen, so gehörten nur sehr wenige in Gorching oder im Dachenauischen zu diesen Erwählten.

Vinzenz Gerom kam eines Tages, es war an einem Sonntag und die Glocken läuteten, zu Fuß nach Gorching zurück. Er würde wohl von niemandem erkannt worden sein, wenn man ihn nicht auf seinem Hof erblickt hätte. Sein Haar war ergraut, und er trug einen langen blauen Mantel, der seine Gestalt, die gebeugt einherschritt, seltsam entstellte und ihm den Anschein eines weltabgekehrten Sonderlings verlieh.

Bald gab es in Gorching ein neues Wunder des Moors, das man abergläubisch mit den Geheimnissen der schaffenden Natur verband, und das als das Wahrzeichen für die Erfüllung von Hoffnungen oder für das Eintreffen von Befürchtungen galt: »Das Anjekind singt im MoorViertes Kapitel Anjes Leben war glücklich.

Gerom war fünfunddreißig Jahre alt, als die dänische Malerin Angelika Lett nach Gorching kam. Ein städtischer Reisewagen hielt unter der großen Linde, die vor dem einzigen Gasthaus des Dorfes stand, und die ermüdeten Pferde tauchten ihre dunklen Mäuler bedächtig und gierig in das klare Quellwasser des Steinbeckens im Lindenschatten.