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Aktualisiert: 14. Juni 2025
Else verstand die Anspielungen wohl nicht recht. – Sie hatte sich in ihren Kissen aufgerichtet und folgte den feinen Spöttereien mit befriedigter Verwunderung. Zuweilen huschte sogar ein schwaches Lächeln über ihr blasses Gesicht. Wie lange hatte Wilms solch ein freundliches Zeichen herbeigesehnt, und jetzt schien die
»Sehr Gutes? – Und dabei siehst du so traurig aus?« »Traurig?« entgegnete sie verwirrt, und plötzlich überzog eine tiefe Blässe ihr Gesicht. Wilms sah, wie ihre Hände sich zitternd bewegten. »Die Frühlingsluft wohl – ich habe Kopfschmerzen – ich freue mich auch so sehr – Wilms, Else ist nach Grimmen zurückgekommen und morgen trifft sie hier ein.«
»Ich will endlich wissen, was hier hinter meinem Rücken vorgegangen ist?« rief sie empört, obgleich sie nach Luft rang. »Warum hast du denn nur den alten Mann entfernt, wie?« »Weil er sich ausverschämt benommen hat.« »Gegen dich?« Da kam die Frage. Wilms stotterte. Das Blut stieg ihm zu Kopfe. »Gegen mich – Elsing? – Nein, das gerade nicht.« »Gegen wen denn?«
»Gott schütz’ mich – Elsing – Elsing, was ist mir nur?« stammelte Wilms und wischte sich den Angstschweiß von der Stirn – »nach Hause – nach Hause.« Er lief, er stürmte dahin, bis er mit keuchender Brust den öden, schlummernden Hof erreicht hatte. Auf den Zehen schlich er dann durch den Flur und öffnete geräuschlos das Zimmer. Ein Nachtlicht brannte auf dem Tisch.
»Nicht schaffen können?« echote Wilms entsetzt. Eiseskälte durchströmte ihn, wie vorhin, als er auf dem Schlitten saß. Im Moment haßte er das Mädchen, welches ihm das alles so schonungslos enthüllte. »Und warum nicht, Hedwig?« flüsterte er.
Wilms aber stand mitten auf der Landstraße und sah ihm nach. Eine seltsame, beklommene Freudigkeit befiel ihn. Und langsam und sinnend schritt er in sein Haus zurück. Es war an einem Sonntag. Der Regen hatte aufgehört. Ein frischer Wind fuhr über die herbstlichen Felder. Weit und mächtig spannte sich der blaue Himmel aus, und über Baum und Strauch, Weg und Steg lag heller Sonnenschein.
Scheu und hastig waren dann die Gäste enteilt, Wilms und das Mädchen hatten die Ohnmächtige entkleidet und, als sie wieder den ersten Seufzer von sich gab, zu Bett gebracht. Auf einem Sofa, neben dem Krankenlager, schlief Hedwig diese Nacht Hand in Hand mit der Schwester, die ihre Finger wie ein trostspendendes Amulett umspannt hielt. Am nächsten Morgen ganz in der Frühe kam der Arzt.
Von der Stationsuhr des winzigen Sekundärbahnhofs von Boltenhagen schlug es elf. – Um diese Stunde mußte Wilms’ junge Schwägerin eintreffen.
»Bist du mir böse?« rief Hedwig plötzlich leidenschaftlich, und während sie sich vor dem Stuhl des gebeugten Mannes in die Knie warf, umschlang sie den Kranken und hob sich selbst zu ihm empor: »Nicht wahr, du bist nicht böse auf mich?« flüsterte sie mit schwankender Stimme und schmiegte sich an ihn, »ich habe doch alles bloß aus Liebe zu dir getan, das weißt du doch, Wilms?«
Verträumt, verfallen, lautlos wie immer lag er da. Und diese Todesstille lockte Hedwig das erste Wort ab. »Merkwürdig,« murmelte sie befangen, als Wilms ihr zum Herabsteigen die Hand bot, »das hätt’ ich mir anders gedacht. Ist es hier immer so lautlos?« »Ja, mein Kind, immer. Aus Rücksicht für Else. Und dann ist auch heute Sonntag.« »Ja, so – so, so,« wiederholte sie in sich gekehrt.
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