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Aktualisiert: 7. Juni 2025
»Komm,« bettelte Kasperle ängstlich, »wir wollen ins Waldhaus!« Liebetraut stand auf, und alle drei schritten sie dem Waldhaus zu. »Jetzt kommt gleich die Grenze,« sagte Liebetraut; »Kasperle, schlupf' flink in den Kasten, mir wird so bange! Manchmal steht ein Landjäger an der Grenze.«
Im Waldhaus bleiben dürfen, wie schön wäre das! Aber da fiel ihm Rosemarie ein, die dann den alten Grafen von Singerlingen heiraten mußte, und er dachte an seines Michele Geige, die immer weinte, wenn er spielte, und er sagte ganz, ganz leise: »Ich will zum Herzog.«
Also nahm er seinen schwarzen Kasten und wanderte weiter, und Kasperle konnte weder Florian einen Schabernack spielen, noch seine einstigen Freunde begrüßen. Es gab von Protzendorf nach dem Waldhaus einen Fußweg, der führte durch den dichtesten Wald und war wenig begangen. Ihn schlug Herr Severin ein. Kasperle durfte den Kasten verlassen, und beide wanderten fröhlich dem Waldhaus zu.
Er stieg hinauf auf den Turm, sah aus Kasperles Zimmer über das weite Land hin, und er dachte an das kleine Waldhaus, von dem Kasperle ihm erzählt hatte, an die glücklichen Menschen, die dort wohnten, und das Herz wurde ihm sehr, sehr schwer. Warum ist nur das Kasperle nicht bei mir geblieben? dachte er.
Nun war er wieder mutterseelenallein in der weiten, weiten Welt, nun hatte er keine freundlichen Pflegeeltern mehr und keine lustigen Kameraden. Er dachte an das Waldhaus; ach, wäre er doch dort geblieben und nicht fortgelaufen! Dort war doch seine Heimat. Er wäre gern zurückgekehrt, aber wie sollte er den Weg finden? Er mußte dann doch an dem Schloß vorbei, in dem die liebliche Rosemarie wohnte!
Nun muß ich es doch tun.« Und flugs fing das Kasperle so schrecklich zu heulen an, daß es alle im Waldhaus hörten. Michele und die schöne Frau Liebetraut kamen gleich angerannt, und die dachten gar, der Wanderbursch hätte Kasperle etwas zuleide getan. Michele schalt heftig auf den armen Jörgel ein, doch da schrie Kasperle: »Er hat nichts getan. O jemine, o jemine, mein Bäuchle, mein Bäuchle!«
Eigentlich war Kasperle ein kleiner Ausreißer, der himmelgern einmal durch die Welt wutschte, aber seit er alle die Geschichten erlebt hatte, die der Kasperlemann in Wutzelheim erzählte, traute er sich nicht mehr weit vom Waldhaus weg. Und wenn einer nur des Herzogs Namen nannte, gleich bekam Kasperle Bauchweh vor Angst.
Eine ganze Woche war das Kasperle schon im Waldhaus, und es hatte schon mehr dumme Streiche gemacht als zehn Buben in einem Jahr. Lieber Himmel, was richtete der kleine Kerl alles an! Immer saß er irgendwo, wo er nicht sitzen sollte.
Ein beißender Wind pfiff den Menschen um die Nasen und Ohren, die gerötet und von der Kälte entzündet wurden. Simon schlug unwillkürlich den Weg ein, der einstmals zu Klaras Waldhaus hinaufführte und der jetzt gangbarer gemacht worden war. Überall zeigte sich eine Spur von umwandelnden Menschenhänden.
»Paßt auf, daß Kasperle Euch nicht entwischt!« rief Herr Severin noch, und da lachte auch Liebetraut. Lachend schritten sie weiter, und auf einmal tauchte das Waldhaus vor ihnen auf. Nun ließ Herr Severin das Kasperle wieder aus dem schwarzen Kasten heraus. Da tat der einen lauten Freudenruf. Vor ihm lag das Waldhaus, ganz umblüht von einem sommerbunten Garten.
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