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Es war alles so, wie es der Kasperlemann in Wutzelheim erzählt hatte. An diesem Abend saßen die Bewohner des Waldhauses alle still auf der Wiese, sogar die Kinder der schönen Frau Liebetraut, das Zwillingspärchen Rose und Marie, waren noch auf. Die waren erst vier Jahre alt.
Der Kasperlemann ärgerte sich mehr und mehr, die Kinder jauchzten immer lauter, und von den andern Buden schauten die Leute neugierig herüber. »Beim Kasperle geht's mal wieder lustig zu,« sagten sie. »Stille, Kinder! Sonst erzähle ich nicht weiter,« schrie der Kasperlemann. »Ach ja doch, bitte, bitte, wohin ist Kasperle gelaufen?«
»Die schöne junge Gräfin Rosemarie heiratet den Grafen von Singerlingen,« brummte der Kasperlemann. »Der ist freilich schon ein bißchen alt für sie, aber weil ihre Eltern gestorben sind, will der Herzog, der ihr Vormund ist, sie verheiraten. Sie will den Grafen gar nicht gern, aber sie muß ihn halt nehmen.«
Das schöne Mädchen lächelte, sie streichelte des Kasperles Strubelkopf und sagte froh: »Nur gut, daß du wieder da bist, du Schelm, du Ausreißer, du mein kleiner Liebling du!« Und nun erzählte Kasperle, wie es ihm ergangen war, und Liebetraut lachte und weinte; dann sagte sie, der Kasperlemann sei schon zweimal dagewesen und habe gefragt, ob das Kasperle noch nicht zurück sei.
Bei sich dachte er: Hoffentlich hat er schon ausreißen können! Da rasten Kasperlemann, Wächter, Kinder, alle in den Garten. Herr Severin nahm seinen Kasten auf den Rücken, seine Geige unter den Arm und sagte, Meister Helmer solle ihn heute abend doch noch einmal besuchen; dann ging er leise singend aus dem Haus, durchschritt den Garten, und niemand hielt ihn auf.
Und schon am nächsten Tage wurde es dem Kasperle himmelangst. Ein paar Buben riefen, ihm nämlich zu: »Kasper, kommst du übermorgen mit auf den Jahrmarkt? Da ist ein Kasperlemann, der kann es sicher nicht so fein wie du!« Kasperle vergaß vor Schreck alles Gesichterschneiden. Wenn das der Kasperlemann war, der ihn überall suchte!
Da waren die Kinder wieder muckstill, und der Kasperlemann erzählte weiter: »Na, kurz und gut, sie haben es im Schloß herausgekriegt, wo das Gespenst war, und da hat es Kasperle mit der Angst gekriegt und ist durch einen geheimen Gang entflohen. Vorher aber hat der Bösewicht dem Herzog noch einen schweren Geldbeutel auf den Magen geworfen.«
Also durfte das Kasperle schon ausreißen, und er versprach ihm seine Hilfe. »Ich fahre dich ins Waldhaus,« versprach er. »Aber an der Grenze wird's bös,« erwiderte der Kasperlemann. »Bah, in meinem Wagen sucht niemand nach!« Der Graf befahl gleich das Anspannen, ließ im Wagen die Fenster verhängen, und dann ging die Reise los.
Da seufzte und stöhnte es vor der Türe; die tat sich auf, und herein wurden der Kasperlemann und Klaus geführt. Der Herzog sah sie streng an. »Ihr bekommt schwere Strafe,« sagte er; »ihr müßt viele Jahre im Gefängnis sitzen.«
Alle suchten und suchten, der Kasperlemann kletterte selbst auf die Stadtmauer und überzeugte sich, ob Kasperle wohl da hätte ausreißen können. Und dann liefen Kasperlemann, Wächter und Kinder in das Haus hinein, kein Winkel blieb undurchsucht. Sie schauten sogar ins Salzfaß, in Meister Helmers Kaffeetopf, Kasperle war nirgends zu sehen.