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War er jemals besonders genußsüchtig gewesen, seitdem ihn die dicke Sonnenwirthin im Schwarzwalde seine kindische Naschhaftigkeit so theuer hat büßen lassen? War er nicht an rauhe Kost, Schwere Arbeit, freudlose Tage und herbe Entbehrungen gewohnt, bevor er hieher kam? Was hat er Großes draußen zu erwarten, zumal er nicht weiß, was aus der Emmerenz geworden?

Vom Geize der Sonnenwirthin wußten Gäste, Dienstboten, Bettler, Verwandte und Schuldner Unerhörtes zu erzählen; wirklich trieb sie alle einträglichen Betrügereien, welche ein Wirth zu begehen vermag, ohne mit dem Amte und leeren Gastzimmern zu thun zu bekommen und jene machen jährlich oft mehr aus, als ein halbes Zuchthaus voll Spitzbuben in zehn Jahren stiehlt.

So gütig, milde und freigebig war die Sonnenwirthin niemals gewesen, wie jetzt, als sie den Bankert und Spitzbuben doch Etwas zu fürchten hatte, sie versprach demselben goldene Berge -eines schönen Morgens fand man das Bett desselben leer, der Vogel war ausgeflogen und das Wohin konnte Niemand sagen.

Bei der Katzenlene fand er nicht sogleich Aufschluß, denn diese kannte nur noch wenige Leute des Thales und unter diesen die Sonnenwirthin als eine reiche, stolze, entfernt wohnende Person nur vom Hörensagen, der Hannesle selbst versicherte stets, daß es ihm sehr wohl ergehe, Frau Elsbeth an ihm als einem verlassenen "unehrlichen" Buben den Himmel verdiene und sich dem Herrn Vicar höflichst empfehlen lasse.

Auf diese Weise bekam auch der junge Vikar, welcher die Brigitte begraben und sich des Hannesle angenommen hatte, von vornherein eine vortreffliche Meinung von der Sonnenwirthin und als diese den Hannesle so willig und freudig unter ihr Dach aufnahm, vergoß der gute Mann fast Thränen der Rührung über die Beweise christlicher Barmherzigkeit, die er hier und sogar bei einer Wirthin gefunden.

Worüber er sich am meisten wunderte, war die Einladung, welche er von der alten Sonnenwirthin erhielt, deren Schwelle er niemals zu übertreten hoffte.

Der schlaue Mann hatte nicht blos die Geldliebe der Sonnenwirthin vor der Hochzeit überflügelt, sondern auch durch die gefährliche Drohung, der Welt ohne alle Rücksicht auf seine und andere Personen mancherlei Geheimnisse einer für fromm geltenden Seele zu enthüllen, einen Ehevertrag zu Stande gebracht, welcher Gütergemeinschaft und für den Fall einer Trennung für ihn die günstigsten Bedingungen festsetzte.

Hannesle war in der Sonne und getraute sich kaum in der ersten Zeit recht zu athmen, denn trotz seiner Jugend und der idyllischen Heimath wußte er bereits, es bestehe ein mächtiger Unterschied zwischen reichen und armen Leuten und die Armen lebten eigentlich nur von der Gnade der Reichen, die Sonnenwirthin sei ein grundreiches Weib und ein armer Tropf nicht gescheidt, wenn er nicht nach ihrer Pfeife tanze.

Es gab Leute, welche behaupteten, die dicke Sonnenwirthin habe Gott sammt allen Heiligen beständig auf den Lippen, dagegen zehn Teufel im Herzen und an sich alle Mängel, welche ein schlimmes Weib zu tragen vermöge.

Zweifelsohne hat das viele Arbeiten und die schmale Kost das Gedeihen seines Leibes aufgehalten, damit aber auch das Verderbniß seiner Seele hinsichtlich des sechsten Gebotes, denn im Ganzen hat die dicke Sonnenwirthin den Hannesle so recht für das Zuchthaus und die Hölle erzogen.