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Aktualisiert: 24. Juni 2025
Der Kleine ließ sich endlich zu Bett bringen und weinte sich in Schlaf. Regine saß allein an dem großen Tisch, dachte an die Mutter; wo sie wohl wäre, und ob sie Heimweh hätte nach ihrem Liebling. Sie hätte gerne gewußt, wie man den Diebstahl entdeckt hatte.
Man merkte ihr wohl an, wie sie sich freute, daß sie für Regine ein gutes Plätzchen gefunden hatte. »Es ist bei meiner Schwester,« erzählte sie ihr, »bei einer Pfarrfrau auf dem Lande. Sie hat kleine Kinder, herzig nette Kinderchen; und ein ehrliches treues Dienstmädchen, das aber nicht mehr allein mit der Arbeit fertig wird.
Regine eilte, ganz erfüllt von diesem Lebensplan, nach Hause. Sie fühlte sich so stolz und glücklich, wie wenn sie sich schon als treue Pfarrmagd bewährt hätte. Wie würden sie sich daheim alle wundern über das Vertrauen, »Respekt!« würde Thomas wieder sagen. Und sie träumte sich hinein unter die guten, feinen Menschen, zu den herzigen Kindern.
Da betrachtete er nachdenklich einige Augenblicke seine Schwester. »Respekt!« wiederholte er noch einmal; aber diesmal galt der Ausruf nicht dem Geld, sondern Regine. Die kleine Schwester flößte dem großen Bruder Achtung ein. Noch einen Moment zauderte er; dann schloß er sorgfältig wieder die Börse und gab sie der Schwester zurück.
Es ist viel Geld darin, aber wieviel, weiß ich nicht; ich zähle es auch nicht, weil du ehrlich bist und ich dir ganz und gar vertraue. Nun geh du voraus, wir andern wollen noch singen.« Regine ging wie im Traum durch das stille Schulgebäude und trat durch das weite Tor hinaus in die belebte Straße.
Regine, die beschämt und mit gesenkten Augen an den beiden Frauen vorbei das Brüderchen in das Haus zog, hörte sie noch sagen: »Die ganze Familie ist nichts nutz; die große Tochter treibt es auch schon wie die Mutter.« Nun ging Regine in das Zimmer und zog die Türe hinter sich zu; sie mochte nichts weiter hören. Was war das für ein langer und trauriger Abend!
Mit Hohn und Geringschätzung wurde von diesem »Plätzchen« gesprochen und dieses so heruntergemacht, daß nichts, aber auch gar nichts Gutes mehr daran blieb. Als Kummer und Scham ihr eben Tränen in die Augen trieben, kam Thomas heim, und beim Anblick dieses ihres Verbündeten faßte Regine wieder Mut.
Regine verstand sie alle nicht. Warum wollten sie ihr denn das schöne Plätzchen nicht gönnen? Sie brachte kein Wort mehr heraus während des Essens, so bitter und schmerzlich war ihr zumute. Als aber der Vater sich anschickte wegzugehen, rief sie, während ihr die Tränen aus den Augen stürzten: »Was soll ich denn dann der Frau Pfarrer sagen?«
Darin hatte sie auch recht, nur daß Regine nicht über das sprechen wollte, was ihr Emilie Forbes angetan hatte; nein, sie mußte dem Pfarrer Bescheid geben wegen des schönen Plätzchens, das sie nicht annehmen durfte. Zögernd brachte sie die ablehnende Antwort heraus.
Er kam aus der Druckerei, in der er für eine der schlechtesten Zeitungen der Stadt als Setzer arbeitete. Thomas war siebzehn Jahre alt, einen guten Kopf größer als Regine, ein aufgeweckter Bursche.
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