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Aktualisiert: 18. Juni 2025


Dieser erste Besuch machte ihnen beiden Freude. Sie kehrten in ihre Wohnung zurück, guten Muts und fürchterlich hungrig, nahmen in der Küche eine kleine Vespermahlzeit zu sich, tranken ein Glas Wein dazu, und dann noch eins auf das große Ereignis: daß sie zum erstenmal im eigenen Hause aßen. Im Wohnzimmer stand noch alles bunt durcheinander. Trotzdem ging Ragni an den Flügel.

Sie und ihr Heim! Das eine von ihnen sah, was das andere sah; des einen Sehen und Fühlen wurde geschärft durch das Bewußtsein, daß das andere ebenso sah und fühlte. Ragni löste ihren Arm aus Kallems Arm, ging nach dem Zaun hinüber er war aus Wachholderstäben , faßte durch die Stäbe, und pflückte ein paar Gräser und einen grünen Zweig; damit kam sie zurück und befestigte es an seinem Rock.

Aber weder kam sie zu ihm, noch er zu ihr; Pastors gaben auch keine Gesellschaft für sie, wie jedermann doch erwartet hatte; sie gaben überhaupt keine Gesellschaften mehr. Ragni war sich keinen Augenblick unklar über den Grund. Kallem merkte nicht, wie dies Unausgesprochene sie peinigte, auch nicht, daß es ihr in gewisser Art die Stadt verschloß. Und sie mochte ihn damit nicht quälen.

"Kann mirs denken!" sagte sie und kam jetzt ganz herein, ein kräftiges, anmutiges Geschöpf. "Ist es das erstemal, daß Du bei fremden Leuten bist?" fragte Kallem. Jawohl, es sei das erstemal. "Und bei uns ist es das erstemal, daß wir haushalten," sagte Kallem; "das wird ganz famos gehen!" Ragni ging mit hinaus in die Küche.

Sie schloß die Augen, öffnete sie wieder und lächelte. Karl ging nicht mehr zu ihr hinauf, bat auch nicht mehr darum. Spielen konnte er in all seiner Selbstquälerei nicht; Kallem mußte ihn geradezu zwingen, ihm ein paar von seinen kleinen Stücken vorzuspielen. Er tat es nur bei geschlossenen Türen; aber Ragni hörte es doch und sagte zu Kallem, sie seien gut, was auch er fand.

"Nur in der Wahrheit können wir uns dem Gott der Wahrheit nähern! Adieu." Der Doktor kam ihm nach: "Du glaubst also, wenn Du Andersen jetzt sagst, daß das Bein abgenommen ist, so kann ihn Gott erretten?" "Ja!" antwortete der Pastor ärgerlich, ohne sich umzuwenden. Kallem wagte unter diesen Umständen nicht, zu verreisen. Er schrieb ausführlich an Ragni und versprach, zu kommen, sobald er könne.

Karl bat voller Demut, ob er nicht hinter den andern an der Tür stehen dürfe. Er wolle kein Wort reden, sich nicht rühren, gleich wieder gehen. Kallem fühlte Mitleid mit ihm und mochte es ihm nicht abschlagen. Er ging erst zu Ragni hinein und meldete Doktor Meek; dann kam dieser; und sein breiter Rücken verdeckte Karl, der sich an der Tür aufstellte.

Obgleich auf ihrem kräftigen, offenen Gesicht viel Mitgefühl lag es war doch das einer Fremden; meilenweit entfernt von Kallems stummer Verzweiflung sah sie es mit an. "Ist sie tot?" flüsterte Sigrid. Sissel schüttelte den Kopf. Und Ragni hörte die Frage; sie blickte auf.

Die Erfrischungen, die Josefine anbot, lehnte er ab, verabschiedete sich und ging. Ragni war wie eine Unsichtbare nebenher gegangen. Jetzt, zum Schluß, glitt ihre lange, schmale Hand durch die Hände des Schwagers und der Schwägerin wie ein Hermelinschwänzchen durch ein Mauerloch. Die Augen huschten scheu über sie hinweg wie der Schatten eines Flügels.

Etwas abseits an der Mauer war ein festgestampfter Schneehügel; Karl Meek und Ragni, die eben zusammen anlangten, stellten sich dorthin. Alle warteten auf Kallem, dem eine Abhaltung dazwischen gekommen war, und der jetzt eilends herbeistürzte. Er nahm vor der Witwe seine Mütze ab, die andern grüßten ihn; dann trat er ans Grab.

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