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Aktualisiert: 18. Juni 2025
Wer sie in dieser gräßlichen Not aufrichtete, zu nächtlicher Stunde tröstete und Mut zusprach und baldige Befreiung verhieß, das war der Pelagier Euseb, der von Hof zu Hof bis in die entfernteren Einödsiedelungen im Schwarzwald schlich und verkündete, daß die Männer und Burschen bewaffnet in jener Nacht im Hohlweg bei Alpirsbach sich versammeln und die Franzosen niedermachen sollen, wenn auf der Höhe des Zankwaldes und des Bettelmännchens im Hardenwald Feuer lohen werden zum Zeichen des Aufstandes.
Dröhnend ruft der Reitersmann: „Faß' ihn! faß, faß!“ Euseb blickt stieren Auges auf den Reiter; der Flüchtling ist im Tann verschwunden. Knapp vor dem Pelagier hält der Reiter den Gaul an mit scharfem Zügelruck, so daß das edle Tier aufbäumt. Jetzt erkennt Euseb erst zu seinem Schrecken in dem Reiter seinen Gebieter, den Abt Alphons von Alpirsbach, und grüßt denselben demütig und angsterfüllt.
Euseb erreicht mit knapper Not das Beinhaus; mit grimmer Wut hat der Sturm es versucht, ihm die Last zu entreißen. Wie Euseb die Thüre der Schädelkammer öffnet, fährt auch schon der Wind hinein, es rollen die Gebeine und Totenköpfe wirr und klappernd durcheinander. Mit Aufgebot aller Kraft drückt der Pelagier die Thür wieder ins Schloß, worauf Ruhe wird in der unheimlichen Kammer.
Der Pelagier rüstet einen Handkarren aus, trägt die Leiche aus der sturmumtosten Waldhütte, birgt sie im Karren, legt einen Mantel darüber und fährt sein totes Weib durch den rauschenden, windgepeitschten Tann. Ein mühsam Fahren das auf engen Pfaden, die sich erst im Reuthiner Berg etwas erweitern zur sogenannten „alten Steige“. Wie der trübe Himmel heute zur Stimmung Eusebs paßt!
„Wenn es mir jedoch nicht gelingt?“ Finster blickt der Pelagier vor sich hin, seine Fäuste ballen sich, und dumpf spricht er: „Dann jagen wir sie fort!“ Auch auf des Abtes Antlitz legt sich tiefer Ernst, beklommen murmeln seine Lippen: „Mir ahnt noch Schlimmeres! Mir schwant das Ende unter Eberhard!“
Betroffen schaut Alphons auf den Pelagier herab, der finster vor ihm steht; ihm dämmert allmählich der wahre Sachverhalt auf, doch vermag er das Motiv des meuchlerischen Überfalles nicht zu fassen. „Du meinst, die Franzosen wollten mir ans Leben?“ Euseb nickt. „Aber weshalb?“ „Ew. Gnaden haben wohl Geld bei sich?“
Bebend vor Angst stammelt Euseb eine Entschuldigung; er habe nicht begriffen, um was es sich handelte, er sei ganz in seinen Schmerz und Jammer versunken gewesen. Gleichzeitig deutet der Pelagier mit einer Handbewegung auf die Last seines Karrens. „Was soll das heißen?“ fragt dröhnenden Tones der stolze Abt und schiebt sich die Prälatenkette auf der Brust zurecht.
Mit Verzweiflung im Herzen schließt sich der alte Konventuale in seine Zelle ein, den Erlöser Tod ersehnend. Vom Pelagier begleitet hat Abt Alphons seine Kaufgeschäfte in Villingen erledigt, den Georgener Abt jedoch nicht angetroffen und daher sofort den Rückweg wieder angetreten. Eine innere Unruhe treibt ihn zur Eile, und Euseb hat Mühe, seinem Gebieter zu folgen.
Plötzlich erhebt sich der Pelagier in seiner ganzen Größe, reißt vom nächsten Grabe das Holzkreuz aus der Erde und schlägt es mit Wucht auf den Schädel des Wälschen. „Der schändet deutsche Tugend nimmer!“ flüstert Euseb, ruft dann leise das Mädchen herbei, dem er rät, die Schreckensnacht im Beinhause des Friedhofes zu verbringen. Dort sei die Jungfer sicher vor jeglicher Nachstellung.
Er hat die beste Ziege an den Zinsmeister abzuliefern und vom Weib das Haupttuch, den Gürtel und die guten Schuhe! So verlangt es das Erbrecht des Klosters! Weh' dir, wenn du nicht getreulich zinsest!“ Dem Gaul die Sporen gebend, sprengt der herrische Abt davon. Wie vernichtet steht der Pelagier, bittere Thränen fließen über seine Wangen.
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