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Das Fieber hatte etwas nachgelassen und Fräulein Güssow atmete erleichtert auf. Als Ilse kam und teilnehmend mit trauriger Miene nach Lillis Befinden fragte, winkte sie derselben freudig zu und flüsterte: »Sie schläft, – es scheint eine Besserung eingetreten zu sein

Der herbeigerufene Arzt machte ein ernstes Gesicht. »Sie hat starkes Fiebersagte er und verordnete Eisumschläge auf den Kopf, die jede halbe Stunde gewechselt werden mußten. Das lebhafte Kind lag still und teilnahmlos da. Fräulein Güssow saß recht sorgenvoll an Lillis Bett, die eben etwas eingeschlummert war.

Am Todestage Lillis war ein Telegramm angekommen, worin sie meldete, daß sie erst am Dienstag abend eintreffen könne. Es sei ihr unmöglich, früher zu kommen, da sie am Montag in einem neuen Stücke die Hauptrolle zu spielen habe. Als ihr an diesem Tage der Tod ihres Kindes gemeldet wurde, kam umgehend ein Brief voll überschwenglicher Klagen, aber sie blieb fern.

Sie hätten so »furchtbar« gern recht Ausführliches über Lillis Mutter erfahren, die als »bedeutende Schauspielerin« ihre Gemüter lebhaft erregte und interessierte. Aber sie erfuhren nichts. Das Gespräch wurde abgebrochen und Fräulein Raimar führte die Wißbegierigen recht unsanft in die Wirklichkeit zurück. »Wer hat den Tisch zu besorgenfragte sie. »Es ist Zeit, daß wir den Thee einnehmen

Ilse konnte zufrieden sein. Mit Ausnahme einzelner Fächer, bei denen obenan das Rechnen stand, hatte sie sehr gute Fortschritte gemacht. Ihr ernstes Streben, ihr Betragen, das besonders seit dem Tode Lillis tadellos geworden war, wurde von ihren Lehrern und Lehrerinnen rühmend hervorgehoben, nur die englische Lehrerin schloß sich dieser Ansicht nicht an.

Die Vorsteherin beruhigte sie und meinte, daß Lillis ganze Krankheit ein heftiges Schnupfenfieber sein werde, sie habe bei Kindern oftmals ähnliche Fälle erlebt. Die junge Lehrerin schüttelte ungläubig den Kopf. »Wenn nur der Ball heute abend nicht wäresprach sie seufzend. »Der Lärm im Hause und das kranke Kindes will mir nicht in den Kopf! – Wenn wir ihn hinausschöben, Fräulein

»Ich würde gern auf eine größere Feier verzichtensprach eines Tages die Vorsteherin zu der englischen Lehrerin und Fräulein Güssow, »aber ich darf es unsrer Zöglinge wegen nicht thun. Mehr oder weniger hat sie Lillis Tod sehr ergriffen und sie hängen die Köpfe; da ist das beste Mittel, sie wieder aufzumuntern, daß wir ihnen eine Zerstreuung schaffen.

»Beruhigen Sie sichtröstete er, »ich werde sofort in das Krankenzimmer gehen und verspreche Ihnen, Sie zu benachrichtigen, wie es dort stehtAls er die Thür desselben nach leisem Anklopfen öffnete, bot sich ihm ein rührender Anblick dar. Ilse kniete an dem Bett und hatte ihr Haupt dicht neben Lillis Köpfchen gelegt, so daß ihre braunen Locken sich mit den lichtblonden des Kindes mischten.

Die junge Lehrerin stimmte bei und warf einen recht befriedigten Blick auf all die schönen und nützlichen Sachen, die auf Lillis Tischchen aufgebaut lagen. Der Gärtner war mit seiner Arbeit fertig und hatte das Zimmer verlassendie Damen zündeten die Lichter des Baumes an, und als auch das geschehen war, ergriff die Vorsteherin eine silberne Klingel und läutete.

»Wo wohnen Lillis Elternfragte Flora. »In Wienentgegnete das Fräulein. »Der Vater ist tot und die Mutter ist eine bedeutende Schauspielerin. Weil sie sich in ihrem Berufe wenig um die Erziehung ihres Kindes kümmern kann, hat sie es in eine Pension gegeben.« »Lillis Mutter ist ein schönes Fraubemerkte Nellie. »Wo hast du sie gesehenfragte die Vorsteherin etwas erstaunt.