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Aktualisiert: 21. Juni 2025
An dieser Stelle tat der Großherzog eine Zwischenfrage, leise, ohne aufzublicken, und mit spöttischem Lächeln. »Und die Thronfolge?« fragte er. »Das Gesetz«, erwiderte Herr von Knobelsdorff unerschütterlich, »legt es in Euerer Königlichen Hoheit Hand, das dynastische Bedenken zu beseitigen.
Hierauf, als die Bitte an ihn erging, erhob er sich, stieg ohne merkliche Vorsicht, ohne auf seine Füße zu blicken, die Stufen zu jener Vertiefung hinab, wo sich der Grundstein befand, und tat mit einem kleinen Hammer drei langsame Schläge auf den Sandsteinblock, wozu er in der tiefen Stille mit seiner etwas scharfen Stimme ein Sprüchlein sprach, das Herr von Knobelsdorff ihm aufgesetzt hatte.
Erst ein Jahr später verließ er sein altmodisch schlichtes Schülerzimmer mit dem Torso auf dem Kachelofen das Konvikt löste sich auf, und während die fünf adeligen Genossen ins Kadettenkorps übertraten, nahm Klaus Heinrich wieder im Alten Schlosse Wohnung, um, einer Vereinbarung gemäß, die Herr von Knobelsdorff mit dem Großherzog getroffen hatte, ein Jahr lang die oberste Gymnasialklasse in der Residenz zu besuchen.
Aber den Weg von der Burg zur Station legte der Großherzog allein mit dem Staatsminister von Knobelsdorff im offenen Landauer zurück, einem der braun lackierten Hofwagen mit der kleinen goldenen Krone am Schlage. Die weißen Federn auf dem Hute des Leibjägers vorn flatterten im Sommerwinde.
An der Hand der »Zeitschrift des Statistischen Bureaus«, die er plötzlich aus der Tasche zog, machte Herr von Knobelsdorff seinen Schüler mit den Ernteergebnissen der letzten Jahre bekannt, zählte die Unbilden auf, die den Mißwuchs gezeitigt hatten, bezeichnete die Steuerausfälle, die er mit sich brachte, und erwähnte sogar der unterernährten Gestalten auf dem Lande.
Herr von Schröder sagte wieder: »Sie antworten mir, Baron, Sie scheinen mir zu widersprechen, und Ihre Worte sind im Inneren ungläubiger und bitterer als die meinen.« Herr von Knobelsdorff schwieg mit einer vagen und anheimgebenden Geste.
Klaus Heinrich sprach von seinem Verkehr auf »Delphinenort«, da dieser Gegenstand ihm am nächsten lag; er erzählte anschaulich davon, ohne dem Doktor tatsächliche Neuigkeiten mitteilen zu können, denn dieser zeigte sich auf dem laufenden. Woher er das sei? Oh, aus verschiedenen Quellen. Überbein habe nichts vor anderen voraus. Und also kümmere man sich in der Residenz um diese Dinge? »Nein, behüte, Klaus Heinrich, niemand denkt daran. Weder an die Ritte, noch an die Teevisiten, noch an die Automobilfahrt. Dergleichen vermag natürlich keine Zunge in Bewegung zu setzen.« »Aber wir sind so vorsichtig!« »=Wir= ist prächtig, Klaus Heinrich, und das mit der Vorsicht auch. Übrigens läßt Exzellenz von Knobelsdorff sich genau über Ihre Taten Bericht erstatten.« »Knobelsdorff? Knobelsdorff?« Klaus Heinrich schwieg. »Und wie stellt sich Baron Knobelsdorff zu den Berichten?« fragte er dann. Nun, der alte Herr habe ja noch nicht Veranlassung genommen, in die Entwicklung der Dinge einzugreifen. Aber die
»Prophezeiungen«, fuhr Herr von Knobelsdorff fort, »pflegen sich in der Weise zu erfüllen, daß Umstände eintreten, die man, einigen guten Willen vorausgesetzt, in ihrem Sinne deuten kann. Und gerade durch die großzügige Fassung jeder rechten Weissagung wird das sehr erleichtert. ›Mit einer Hand‹ das ist guter Orakelstil. Die Wirklichkeit bringt einen mäßigen Fall von Atrophie.
Da fügte Herr von Knobelsdorff seiner großen Erklärung etwas von einer Bedingung hinzu und sagte: Unter einer Bedingung freilich nur dürfe er, als erster Beamter des Staats, seinen bescheidenen Einfluß im Sinne Seiner Königlichen Hoheit geltend machen
So hatte Exzellenz von Knobelsdorff beim Großherzog Vortrag gehabt.
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