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Aktualisiert: 1. Juni 2025


Kallem sagte sich: falls Sören Kule eine von den Besitzungen übernimmt, die den Geschwistern zugefallen sind, also hierherzieht, dann hat Josefine ihre Hand dabei im Spiel; da ist ihr "Gerechtigkeitsgefühl" bei der Arbeit gewesen! Denn er empfand: der einzige Mensch auf Erden, gegen den er unrecht gehandelt hatte, ohne es wieder gutzumachen, war dieser blinde Mann.

Die ganze Gesellschaft war mit dem Schiff hergekommen, das dort unten so heiter in der Sonne lag. Josefine, Edvard und Ole hatten dicht beieinander gesessen; denn viel Platz war nicht. Keiner hätte nach ihrer heiteren, meist im Flüsterton geführten Unterhaltung ahnen können, daß nicht alles zwischen ihnen die lautere Freundschaft und Güte war.

"Hast Du auch Lust?" wandte er sich zu Josefine. Sie war vom raschen Tanzen außer Atem; aber ihre dunkeln Augen strahlten. "Ja!" antwortete sie leise. Der Saal hatte sich inzwischen wieder mit Tänzern gefüllt; deshalb warteten sie ein Weilchen. Aber als das Gedränge nicht abnehmen wollte, umfaßte er sie, um zu beginnen. "Es geht nicht!" flüsterte sie.

Und jetzt, kaum drei Stunden später, saß Ole Tuft da als Ausgestoßener. Wie weh das tat! Ein plötzlicher Angriff auf seinen Beruf, seinen Glauben vor aller Augen! Und gerade von Edvard! Und so grausam! So erbarmungslos höhnisch! Und Josefine! Kein Wort der Teilnahme von ihr keinen Blick!

Der Pastor gab bis an die Treppe das Geleite; Josefine blieb an dem großen Fenster stehen. Kallem ging so rasch, daß Ragni alle drei Schritt einen kleinen Sprung machen mußte. Der Pastor stand noch draußen und sah es.

Ole antwortete nicht; er sah ihr Gesicht, ihr Kleid, die Hutfeder, die stolze Gestalt an, bis sie unwillkürlich lächelte; so viel stumme Bewunderung und Dankbarkeit durchbricht am Ende jeden Panzer. "Josefine, ach, Josefine!" Von seinem flachen Strohhut bis zu den Stiefeln herab war alles ein einziger Widerschein von Glück und Bewunderung.

Wie sein Herz sich mit Erbitterung gegen sie füllte! Trotzdem sie sicher nicht der Urheber war das wiederholte er sich wieder und wieder; sie hätte die Verleumdung gar nicht über ihre Lippen gebracht, dazu war sie zu vornehm, aber Josefine trug die Hauptverantwortung für diesen Mord!

Sie wünschte offenbar nicht, daß er gerade jetzt über diese Begegnung sprechen sollte; es tat ihr zu weh. Er zog sich ins Studierzimmer zurück; aber er sah keineswegs bloß mißvergnügt aus, während er sich seine Pfeife stopfte. Josefine hatte sich so unendlich viel von dem Wiedersehen und dem Zusammenleben mit dem Bruder versprochen.

Sie sah ihn über die Johannisbeer- und Stachelbeerhecke weg, wo die höheren Obstbäume ein bißchen weiter auseinanderstanden. Ein Frösteln durchrann sie; aber sie schritt weiter. Bald war sie unter den Bäumen des Parks, und bog dann nach dem Hof ab; nur die Mauer der Stallgebäude war noch dazwischen; jetzt trat Josefine hervor.

"Dein Bruder hat mir erzählt, er sei schon seit sechs Jahren verheiratet." Josefine fuhr hastig herum. Aber nach einer Weile des Nachdenkens sagte sie nur: "Unsinn!" und wandte sich wieder zum Fenster zurück. Der Pastor meinte auch, das könne nur ein schlechter Witz sein. Sie hätten sich doch nicht trauen lassen können, ehe sie gesetzlich geschieden war.

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