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Er blieb stehen; er traute seinen Ohren und Augen nicht. "Kunstreiterin!" Er lachte höhnisch. "Wahrlich ein großer Verlust für die Welt und für Dich, daß Du das nicht geworden bist, Josefine!" "Das wußt' ich, daß Du so denken würdest. Aber wenn es mein Los gewesen wäre, einen Zirkus zu leiten, so hätt' ich Hunderten Brot und Tausenden ein gesundes Vergnügen verschafft.

Im Zwielicht sahen ihr großes Gesicht unter dem wirren Haar, ihre wilden Augen noch entsetzlicher aus; die Alte, die längst für ihren Verstand gefürchtet hatte, erschrak. Aber Josefine blieb an der Tür stehen; sie hörte Sissels feste Atemzüge, aber nicht die des Jungen; da wagte sie nicht weiterzugehen. Das sah die Großmutter und nickte ihr ermunternd zu.

Ole wußte wahrscheinlich, was bald alle, die der Sache näherstanden, erfahren mußten daß Edvard Kallem der Sünder war, wußten es von Josefine, die es vom Vater gehört hatte. Oder irrte er sich? Versteckte sich hinter Oles Freundlichkeit nicht Zweifel, Verdacht an seiner vollen Ehrenhaftigkeit die Prophezeiung, daß ein solcher Anfang nie zum Siege führen würde?

Sie las, wie Karl infolge dieser grausamen Verleumdung an niemand anders und an nichts anderes zu denken vermochte; sie las, wie dadurch seine Liebe zu Ragni erwacht war; Josefine sah diese Liebe, aus Kummer, Dankbarkeit, Anbetung geboren, ihr entgegenatmen, in den reinsten, rührendsten Ausdrücken. Ragni unschuldig? Gott im Himmel, war sie wirklich unschuldig?

Großmutter setzte sich wieder an ihren Platz. Nirgends ein Laut, bis gegen sieben Uhr. Großmutter sah nach dem Ofen und gab dem Kranken die Medizin; atmete der kleine Edvard leichter? Oder täuschte sie sich? Gegen sieben Uhr ging langsam die Tür auf. Sie glaubte, es sei ihr Sohn; aber es war Josefine, die hereintrat.

Er trat hinaus, um sie wieder zuzumachen, und blickte dabei zufällig zur Seite: von der Veranda gegen den Nordwind geschützt, auf Ragnis Bank unter den Fenstern seines Studierzimmers saß Josefine, ihr Tuch über den Knien. Sie sah ihn und kroch in sich zusammen wie ein flügellahmer Vogel, der sich nicht vom Fleck rühren kann und doch Angst hat, man könne ihn sehen.

"Meinst Du damit, ich solle Dir zu den Zulukaffern folgen?" entgegnete sie kalt. "Ich meine, wir sollen uns gemeinsam in allem Guten vervollkommnen, liebe Josefine, dann wird Gott uns weiterhelfen." "Leeres Geschwätz versteh' ich nicht!" erwiderte sie. "Sag' gerad' heraus, was wir tun sollen!" "Wir sollen im Glauben an Jesum Christum mit den Geringen und für sie leben."

Im ersten Monat war Josefine nur müde und stumpf; sie war mehr heruntergekommen, als sie wußte. Aber nach einiger Zeit fing sie an, dem Bauernjungen, der einst ihr Herz mit seinem lichten Glauben gefangen hatte, zu folgen.... Ob er wiederkam? Ein Ereignis, das sie ihrem Mann verheimlichte, hatte sie wieder so zurückgebracht, daß sie nur langsam zu Kräften kam.

Er war der allein Schuldige; er hatte seinerzeit Josefine den Gedanken eingegeben, Ragni sei ihrem ersten Mann untreu gewesen, und damit alles ins Rollen gebracht, was seitdem geschehen war! Und wenn er nicht auf seinen Schwager eifersüchtig gewesen wäre, so hätte er kaum dessen Bruch mit der Kirche, den Verkehr mit Spöttern zum Vorwand genommen, sich von den beiden zurückzuziehen.

"Natürlich Sie werden müde sein!" entschuldigte der Pastor. Man setzte sich; Kallem und der Pastor einander gegenüber, Josefine ein bißchen abseits; Ragni blieb stehen. "Natürlich Ihr müßt beide müde sein!" fuhr der Pastor fort. "Die lange Reise und jetzt das ganze Einrichten hier! Wie ich von Doktor Kent höre, seid Ihr bald fertig?" Ja.