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Aktualisiert: 1. Juni 2025
Josefine ertrug das mit Ruhe. Aber daß sie wußte hinter den christlichen Ermahnungen des Pastors steckte die Schwiegermutter, das machte sie nicht gerade nachgiebiger. Sie gedachte ihr Leben zu führen, wie es ihr paßte mochte er dasselbe tun.
Sie lag da, in ihrem weißen Nachtkleid, das schwarze Haar in einem Knoten, wie immer, den Kopf in die linke Hand gestützt, wie auf dem Sprung, sich aufzurichten. Er setzte sich zu ihr auf die Bettkante. Sofort rückte sie etwas von ihm ab, als sei ihr die Berührung unangenehm. Er sah finster drein. "Josefine, Du weichst mir aus. Das ist nicht recht von Dir. Ich brauche Trost und Rat.
Josefine ging eines Tages zu ihrem Bruder hinauf, als er nicht zu Hause war, erzählte Ragni, daß sie verreise, verabschiedete sich und bat, den Bruder zu grüßen. Ragni war sich sofort klar darüber, daß diese Reise nur ein Vorwand war, um sie nicht in die Gesellschaft einführen zu müssen; sie wollten nicht für sie eintreten. Zu Kallem, der weniger mißtrauisch war, sagte sie jedoch nichts davon.
Ganz so unbarmherzig wie Kinder sind junge Leute nicht; aber doch auf dieselbe Art. Einigen tat Ole leid; andere wollten ihn jetzt erst recht "reinlegen" und vor allen Edvard Kallem. Josefine aber machte sich heimlich zu der Brünette mit der Sopranstimme. Und augenblicklich stimmte diese eins ihrer Lieder an, und die andern fielen nach und nach ein die Herren ein bißchen später als die Damen.
Und er stemmte die Hände in die Seiten, als wolle er Wache halten. Tuft ging vom Abendbrot in sein Studierzimmer, sah aber die Briefe nicht liegen, weil er gar nicht auf den Schreibtisch blickte. Wie so häufig abends machte er einen kleinen Spaziergang; wäre Josefine dagewesen, so hätte sie ihn wohl begleitet, dachte er.
Und wenn der Schwager antworten würde: Josefine sei ja überhaupt gar nicht Christin genug, um aus diesem Grund Ragni zu verdammen, oder darum gleich das Schlimmste von einem Freidenker anzunehmen er, Tuft, würde antworten, daß solche, die so etwas tun, eben keine Christen sind, sondern Halbchristen.
Diesmal hatte sie ihre Brille mitgebracht und ein altes, liebes Buch; Sissel konnte schlafen; sie würde hier sitzen bleiben, bis es zu Ende war. Sissel sagte ihr, was zu tun sei, und legte sich dann auf Josefines Bett. Erst um sechs Uhr abends streckte der Pastor den Kopf zur Tür herein. Erst jetzt wagte er, Josefine auf einen Augenblick zu verlassen.
In dieser Nacht schlief Josefine wieder besser als seit langer Zeit; trotzdem fühlte sie sich matter als vorher. Wieder verging eine Zeit; da kamen eines Abends der Pastor und Doktor Kent mit einer gewissen Feierlichkeit herauf. Josefine lag in den Kleidern auf dem Bett und richtete sich empor, um aufzustehen; aber Kent und der Pastor baten sie, sich wieder hinzulegen.
Nein, das merkte er denn auch, und hatte ein recht böses Gewissen. Zur selben Zeit war Josefine wieder in dem Zimmer, das nach der Straße hinausging; es hatte ein einziges Fenster, das größer als zwei gewöhnliche war, und da stand sie und lehnte den Kopf ans Fensterkreuz. Der Pastor stand hinter ihr. Er nannte es einen bösen Zufall, daß er das im "Morgenblatt" geschrieben hatte.
Doktor Kent erzählte, gestern sei Frau Kallem gestorben. Beide Männer blickten Josefine an; sie schloß die Augen. Eine Weile tiefes Schweigen. Als aber mehrmals ein Zucken über ihr Gesicht lief, sagte Tuft hastig: "Unter diesen Umständen ist es für Edvard nur gut, Josefine. Natürlich geht es ihm jetzt nahe; aber später wird alles gut werden. Er wird daran wachsen." Josefine wandte den Kopf ab.
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