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Aktualisiert: 17. Juni 2025
In dem gutmütigen Gesicht berührte ein liebenswürdiger Zug äußerst angenehm, aber über den schüchternen Ausdruck in seinen blauen Augen mußte Ilse unwillkürlich lächeln. Und wie unbeholfen waren seine Bewegungen, als er sich jetzt mit der Hand über seine dünnen blonden Haare strich und dann die goldene Brille zurecht rückte. Rosi riß Ilse endlich aus ihren Betrachtungen.
Ilse blickte etwas hilflos den Papa an, der dann auch für sie das Wort nahm. »Sie mochte sich nicht von ihm trennen, Fräulein Raimar,« sagte er etwas verlegen, »sie glaubte, daß Sie die Güte haben würden, ihren kleinen Kameraden mit ihr aufzunehmen.« Das Fräulein lächelte.
Sie bemerkte nicht mehr, welche verzweifelte Anstrengung er machte, sich von ihr zu verabschieden, indem er seine Mütze abnehmen wollte. Einigemale griff er vergebens danach, und als er sie glücklich gepackt hatte, entfiel sie seiner Hand. – Fluchend bückte er sich nach ihr und ließ die Türe mit lautem Krach ins Schloß fallen, daß Ilse heftig zusammenschrak.
Mit niedergeschlagenen Augen gab sie ihm ihre Rechte, aber kein Wort kam über ihre Lippen, und vor Verlegenheit wagte sie nicht aufzublicken. Nellie war auch hier der rettende Engel. Sie führte Ilse an den gedeckten Kaffeetisch und schob ihr einen Stuhl hin; dann schenkte sie Kaffee ein und reichte ihrem Mann und Ilse die Tassen.
»Meine Meinung ist, geradeheraus gesagt, die,« fuhr der erstere fort, »das Kind muß fort von hier, in eine Pension.« »Ilse? In eine Pension? Aber warum, sie hat doch nichts verbrochen!« rief Herr Macket ganz erschreckt. »Verbrochen!« wiederholte lächelnd der Prediger. »Nein, nein, das hat sie nicht! Aber muß denn ein Kind erst etwas Böses gethan haben, um in ein Institut zu kommen?
Ilse und Flora hatten heute dieses Amt. Letztere verließ sofort das Zimmer, um kurze Zeit darauf mit Ilse zurückzukehren. Jede trug einen Stoß Teller, welchen sie auf einen Seitentisch stellten. Sie legten die Tischtücher auf und fingen an, die Tafel zu decken.
Komisch und naturwahr schilderte er die Fehler und Schwächen von allen, was Ilse den größten Scherz bereitete. Da war die Frau Amtsrichter, welche alle jungen Ehepaare unter ihre Fittiche nahm und die Ansicht hatte, daß sich die jungen Frauen entschieden dem Rate der älteren „fügen“ müßten.
»Weißt du noch, wie ich Ilse die Stiefel zuschnürte, als sie ein Kind war? Vor ihr auf den Knieen, nur damit sie sich nicht bücken sollte?« begann sie langsam, traumverloren. »Dann pflegte ich ihren Mann zu Tode, und nun läßt mir die Angst keine Ruhe, daß sie wieder in ihr Unglück rennt « Sie ließ sich nicht beruhigen. Es war, als ob eine fixe Idee sie beherrschte.
Da richtete sich Ilse heftig auf. „Nellie, ach, wenn du wüßtest, wie unglücklich ich bin!“ rief sie leidenschaftlich. „Leo liebt mich nicht mehr, er hat mich nie geliebt!
Es war ein Glück, daß er sich eben jetzt zur Seite wandte, weil ihm seine Nachbarin eine Schüssel reichte, und daß er deshalb nicht bemerken konnte, wie Ilse bei der Nennung dieses Namens zusammenfuhr und blaß wurde.
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