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Aktualisiert: 24. Juni 2025
»Ich würde gern auf eine größere Feier verzichten,« sprach eines Tages die Vorsteherin zu der englischen Lehrerin und Fräulein Güssow, »aber ich darf es unsrer Zöglinge wegen nicht thun. Mehr oder weniger hat sie Lillis Tod sehr ergriffen und sie hängen die Köpfe; da ist das beste Mittel, sie wieder aufzumuntern, daß wir ihnen eine Zerstreuung schaffen.
»Hier bringe ich dir Ilse Macket, Nellie,« so wurde der Engländerin Namen allgemein abgekürzt. »Ich denke, du wirst dich ihrer liebreich annehmen.« »O ja, ich werde ihr sehr lieben,« antwortete Nellie und reichte der Neuangekommenen die Hand. »Bleibt die Hund auch hier?« fragte sie. »Nein,« sagte Fräulein Güssow. »O wie schade! Es ist ein so süßes Tier!« Und sie streichelte Bob.
»Nun glaubst du dich wohl fehlerfrei, liebe Grete!« spottete Melanie. »Bilde dir das ja nicht ein, liebes Kind, du bist noch längst kein vollkommnes Wesen. Es giebt sehr vieles an dir auszusetzen!« Und als ob ihre Worte sofort in Erfüllung gehen sollten, rief Fräulein Güssow: »Grete, da steht noch eine vergessene Schachtel auf deinem Platze!
»Aber den Hund mußt du wohl hier lassen, du kannst ihn doch nicht mit hinauf in dein Zimmer nehmen,« sagte Fräulein Raimar. »Du kannst ihn draußen der Magd übergeben, damit sie ihn so lange in Verwahrung nimmt.« Fräulein Güssow dachte weniger streng als die Vorsteherin. Sie fand es nicht so schlimm, wenn Ilse ihren Hund im Arme behielt.
Am Abend, als Nellie und Ilse sich schlafen gelegt hatten, als Fräulein Güssow bereits ihre Runde gemacht, als das Licht gelöscht und alles still im Hause war, rief Nellie, »wachst du, Ilse?« »Ja,« antwortete diese, »was soll ich?« »Zieh dir leise an, wir wollen dein kleiner Koffer auspacken.« »Es ist ja aber dunkel,« meinte Ilse. »O laß nur, ich habe schon eine Licht.«
Mit uns alle macht sie es so. Wir sind doch jung und dumm und müssen noch lernen. – Nun komm, wir legen uns jetzt in die Bett und später, wenn Fräulein Güssow bei uns eingesehen hat, stehen wir ganz leise wie die Mäuschen wieder auf und packen deiner kleine Koffer leer.« Aber so leicht war Ilse nicht zu beruhigen. »Nein!« rief sie und sprang auf, »der kleine Koffer bleibt verschlossen!
»O du selige, o du fröhliche Weihnachtszeit,« summte sie mit ihrer frischen Stimme leise vor sich hin, und Fräulein Güssow rief ihr zu: »Singe nur laut heraus, Rosi, das bringt uns bei unsrer Arbeit so recht in die echte Weihnachtsstimmung.« »Wir wollen alle singen!« riefen Grete und Annemie, »bitte, Fräulein Güssow!«
Ilse war auch seltsam ergriffen von ihren Worten, aber Abbitte thun, – das konnte sie trotzdem nicht. »Ich kann es nicht,« sagte sie zögernd, aber bestimmt. »Du willst nicht, aber du mußt,« entgegnete Fräulein Güssow im höchsten Grade erregt. »Gott! giebt es denn kein Mittel, daß ich dich von deinem Starrsinn heilen kann!« –
Anstatt zu antworten vergrub Ilse das Gesicht in beiden Händen und schluchzte laut. Fräulein Güssow ließ sie einige Augenblicke gewähren, dann zog sie ihr leise die Hände vom Gesicht. »Beruhige dich, Kind,« sprach sie in sanftem Tone, »dann will ich mit dir reden.« »Ich kann nicht! Ich will fort!« stieß Ilse leidenschaftlich heraus. »Du mußt dich beherrschen, Herz.
»Ich glaube, Ilse wird uns viel Not machen,« äußerte die Vorsteherin besorgt. »Sie ist widerspenstig und trotzig, auch kann sie nicht den geringsten Tadel vertragen.« »Aber sie hat ein gutes Herz,« fiel Fräulein Güssow lebhaft ein. »Ich habe noch keine Beweise dafür, aber ich lese es in ihrem schönen, offnen Auge. Ich bin überzeugt, daß ich mich nicht täusche.
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