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Aktualisiert: 27. Juni 2025
Der Schulmeister las, und ließ die Arme sinken, und wischte sich die Augen. »Dorothe«, sagte er, »ich kann nicht weiter; Heinrich und Selma sind Mann und Weib,
Die letzten Worte schien Dorothe nicht gehört zu haben; sie war ganz in den Anblick des fremden Kindes vertieft, und drückte es wiederholt an ihre Brust. Jetzt stand sie auf und das Kind in ihren Armen trat sie zu ihrem Manne und sprach freundlich: »Justus, laß mir das Kind; es ist freundlich und schön wie ein Engel, und fast scheint es mir, als sähe es meinem Magdalenchen ähnlich. Gewiß will der liebe Gott mein Herz mit dem Kindlein trösten, darum schickt er es mir. Höre nur: Ich war gestern Abend unter Thränen eingeschlafen um mein Töchterchen, das mir der liebe Gott genommen; da träumte mir, es kam aus dem Himmel ein Engel herab, und um den Engel her war Licht und Luft, während zu meinen Füßen Winter und Kälte war. Der Engel hatte eine Bibel in seiner Hand und fragte mich: »Dorothe, hast du Glauben?« »Ja Herr«, sagt' ich, »aber hilf meinem Glauben.« Und er deutete auf den Spruch: »Die mit Thränen säen, die sollen mit Freuden erndten«, und fragte mich: »Glaubest du das?« Und wie ich »ja« sagte mit lauter Stimme, da rief der Engel: »Dein Glaube hat dir geholfen, gehe hin in Frieden!« »Siehe, mein Glaube hat mir schon geholfen; das Kind schickt mir Gott!«
Ja, der liebe Gott hat mir ein Eheweib beschieden; aber meine Dorothe denkt wie ich: »Brich den Hungrigen dein Brod, und die, so im Elend sind, führe in dein Haus.« Sie wird weder scheel sehen, noch maulen, wenn ihr herein kommt. Auch seid ihr nicht der erste Fremde, der ein Obdach bei uns sucht; unser Dörfchen hat kein Wirthshaus.«
Wie sie so fleißig sein, und für die Mutter arbeiten wolle, wenn sie wieder daheim seien; wie der liebe Gott Mittel und Wege genug finden werde, ihnen ihr täglich Brod zu geben, wie vielleicht auch die Erbschaft ihnen noch zufallen könne, denn es seien ja schon größere Dinge möglich geworden; davon sprach Dorothe, und ward immer heiterer, und auch über der Mutter Angesicht breitete sich eine leichte Heiterkeit.
Die Schlafkammer der Aeltern stand offen; er trat hinein und sah Vater und Mutter bleich und krank im Bette liegen, und vor ihnen stand Dorothe, nicht mehr das blühende Mägdlein von ehemals, sondern leidend und krank, und reichte den Kranken einen kühlenden Trank. »Willkommen, Konrad«, riefen die Aeltern, »du kommst eben zu rechter Zeit in's Klagehaus, um den Segen deiner Aeltern dir zu holen.
Und sind sie einig mit mir geworden um ein Geringes, was soll ich hinten drein scheel sehen und sagen: »Hätte auch mehr geben können.« So meint's meine Dorothe auch, und wenn ich heute zu ihr käme, und sagte: »So hab' ich's bis dahin gemacht; macht' ich's anders, so konnt' ich dich vielleicht früher freien,« sie würde mir sicher zur Antwort geben: »Bleibe fromm und halte dich recht, denn solchen wird es zuletzt wohlgehen.« Auch hab' ich in den sieben Jahren, die mich mein Gott hat abermals warten lassen, so viel Neues gelernt, daß ich nun um so besser bereitet bin, wenn er kommt und spricht wie zu Petro, auch zu mir: »Justus, hast du mich lieb?« »So weide meine Lämmer.« Zum Dritten, und das ist's wohl, was sie am Liebsten hören möchte, weil sie mich nachgerade für ein Schaf hält, das nicht aus seinem Stall möchte, so hab' ich manchen Schritt gethan bis dahin, zu Amt und Brod zu kommen.
Und wie er schied, so sagte er: »Geh' der Mutter rüstig zur Hand, Dorothe, will's Gott, so halten wir bald Hochzeit, und dann ist alles Leid, das du bis dahin gehabt hast, vergessen, und wir wollen täglich dem Herrn danken, daß er uns so wunderbarlich zusammengeführt, und mit unserm Haus ihm dienen, wie es sein Wille ist.« Und Dorothe lächelte unter Thränen und bat um einen baldigen Brief.
Sagt ja, daß ihre Mutter uns noch segnet, ehe sie stirbt, und den Trost mit hinübernimmt, daß sie Vater und Mutter und den Schützer gefunden hat.« »Konrad«, sprach da der Förster, »kommt's vom Herrn, was du beginnst, so sag' ich ja, und gebe dir meinen Segen.« »Dorothe, willst du mit diesem Manne ziehen?« fragte mit schwacher Stimme die Sterbende.
»Dorothe«, sprach endlich der Schulmeister, »wir Beide gehen bald zur Ruhe; laß uns nicht scheiden, bevor wir uns Rechenschaft abgelegt von unserm Tagewerk und Gott die Ehre gegeben. Laß uns Zeugniß ablegen von den großen Thaten Gottes an uns, denn er hat überschwänglich an uns gethan über Bitten und Vergehen.
Des Herrn Hand liegt schwer auf uns; wir sind allesammt krank; ein böses Fieber hat uns bis an den Tod gebracht. Dorothe hält sich unter Mühe noch aufrecht und droben liegt dein Bruder, der von der Wanderschaft heimgekehrt ist, an gleicher Krankheit.« »Ach Gott«, rief Konrad unter lautem Weinen, »sehe ich euch also wieder! Muß ich dazu heimkehren, um euch dem Tode nahe zu finden.«
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