United States or Sint Maarten ? Vote for the TOP Country of the Week !


»Was haben Sie denn heute Schönes erlebt, Melyfragte Helene, indem sie sich vor Frau Lottelott den Anschein zu geben versuchte, als stehe sie den Interessen dieser jungen Dame völlig fern. »Ja, Sie sind so übermütig; das ist man an Ihnen gar nicht gewohntsetzte Frau Bender hinzu, und ein Leuchten aufrichtiger Freude ging über ihre seltsam verschwommenen Züge.

Lange zögerte er; er wußte nicht, was er sagen sollte, um Frau Bender und Helene dies auffällige Warten zu erklären. »In einer Stunde bin ich wieder damurmelte er endlich, ganz zu sich redend, und stürmte hastig hinaus. Helene lächelte spöttisch. Mely war gereizt und fuhr sie schroff an. »Warum lachen Sie denn?

Vidl Falk wandte sich rasch ab, um nicht gesehen zu werden; aber in diesem Augenblick kam das Fräulein Bender aus dem Wohnzimmer und fragte nach seinem Begehr. Während er noch mit ihr sprach, verließ das schlanke, junge Mädchen die Küche und ging an ihnen vorbei. Falk sah ihr nicht ins Gesicht, obwohl er ihre Züge jetzt genau hätte sehen können, da die Magd mit der Korridorlampe folgte.

Frau Bender irrte auf ihr eigenes Leben ab, ja, sie verlor sich in Jugenderinnerungen. Sie vergaß, wo sie war, und berichtete mit feuriger Hingabe von ihrem Elternhaus, von ihrer Heirat und von der Flucht ihres Mannes nach Amerika. Schließlich erging sie sich in so heftigen Klagen, daß sich nun Mely genötigt sah, zu trösten und zu ermutigen. »Kommen Sie, Frau Bender, wir wollen vorgehen.

Er wußte, daß sie schwach genug war, die Beleidigung zu vergessen, die ihr Doktor Brosam zugefügt hatte und von der sie ihm selbst mit Entrüstung erzählt hatte. Schon aus Gefälligkeit gegen Frau Bender würde sie mitgehen. Es gab nichts, womit sie sich nicht das Wohlwollen der Leute erkaufte, die um ihre Liebe zu ihm wußten oder sie nur ahnten. So groß war ihre Furcht.

Falk warf sich aufs Bett, bedeckte die Augen mit den Händen, und verblieb so fast eine halbe Stunde lang. – Als er ins Wohnzimmer kam, stellte man ihm Herrn und Frau Lottelott vor. Frau Bender war etwas kühl, doch er bemerkte es nicht. Sehend und doch nicht sehend, ging er umher. Er hörte wohl, daß die Leute um ihn herum sprachen, aber was sie sprachen, verstand er nicht.

Dies Gefühl hatte sie bisher in so abschreckender Gestalt auftreten sehen, daß sie nur Geringschätzung dafür hatte. Nur der Wunsch, beschützt zu werden, lebte in ihr, und dann zwei Empfindungen: die der Verlassenheit und eine nagende Reue. Es klopfte und Frau Bender trat ein. »Warum machen Sie denn kein Licht, Fräulein Mirbethrief sie erschrocken.

Mely antwortete mit einer höflichen Grimasse. Sie betrachtete ihren grauen Schlafrock und ärgerte sich, daß sie nicht eleganter erschienen war. »Wo ist denn Fräulein von Erdmann heutefragte sie. »Herr Doktor Brosam besucht mit ihr das Theatererwiderte Frau Bender lachend. »So zum Abschied, wissen Sie. Ach, sie liebt ihn doch soflötete sie mit komischer Innigkeit.

Als um elf Uhr Frau Bender mit ihren Gästen heimkehrte, entstand eine geräuschvolle Lustigkeit. Frau Kremer hörte nicht auf, Falk und Mely mit Anzüglichkeiten zu verfolgen. Mely wurde immer verlegener; bang und traurig flehte sie Frau Bender mit Blicken um Hilfe. Clodi schalt ihre Mutter und ging zu Mely. Sie ergriff die Hand des jungen Weibes und legte den rechten Arm ihr um den Hals.

»Nehmen Sie vielleicht noch eine Tasse Thee, Fräulein Mirbethfragte Frau Bender, und ihre großen, blauen Augen leuchteten dabei. Sie lachte fröhlich, als Mely bejahte und zeigte ihre prachtvollen Zähne. Es entstand eine peinliche Pause, so daß Mely den Argwohn faßte, man habe sich über sie unterhalten.