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Clodi hatte ein gutes Gesicht, in welchem zwei kindlich schalkhafte, treuherzige Augen saßen. Mit einem Lächeln, voll von Verwunderung, Freude und Dankbarkeit sah Mely zu ihr auf. Frau Bender spielte mit Falk Halma. Sie verlor stets und geriet darüber in große Aufregung. Den folgenden Tag über sprachen Mely und Falk fast nichts zu einander.

Später setzte sich Frau Bender zu ihm. Sie frug nach Mely. Falk erwiderte, sie sei zum Oberst, um drüben zu diniren. Ganz unvermittelt begann Frau Bender von dem Oberst zu sprechen. Sie pries ihn, hob ihn in den Himmel. Es gibt eine feine Art, einen Menschen zu verkleinern: man findet die tadellos, die er haßt. So verkleinerte Frau Bender Mely Mirbeth. Aber sie wollte nicht eigentlich Böses.

Unter den Zurückbleibenden herrschte fortwährend jene Spannung, etwa wie unter Leuten, die sich vor Gespenstern fürchten, trotzdem Alle, Frau Bender ausgenommen, ungläubig erscheinen wollten und sich Mühe gaben, ihr inneres Erstarrtsein zu verbergen. Falk hatte Herzklopfen als er Mely kommen hörte.

Mely sah ihm entsetzt in die Augen, – so sehr fassungslos, daß Fräulein von Erdmann eine mitleidige Handbewegung machte. Dann stand sie auf und sagte mit erstickter Stimme: »Frau Bender

Da es aber nur drei Personen waren und Frau Bender den beiden jungen Leuten Gelegenheit geben wollte, allein zu sein, – der Doktor war reichso suchte sie nach einem vierten Teilnehmer. Rosine Malz hatte ein verschwollenes Gesicht und Falk gab einen Korb.

Erstens, dachte sie, wird mein Kaffee kalt und zweitens wäre diese kleine Frau Bender fähig, mich wegen der lumpigen paar hundert Mark, die ich schuldig bin, zu enuyiren. Dies »enuyiren« gefiel ihr; es verhüllte das am Besten, was zu denken sie sich schämte. Nach dem reichlichen Frühstück hatte sie ihre Morgenzigarre angezündet und sich in schöner Pose auf die Ottomane gelegt.

Sie wissen alle beide, daß ich nichts habe, dachte Mely. Wo ist jetzt diese ganze Liebenswürdigkeit und Freundschaft? Sie redete sich in einen bitteren Menschenhaß hinein. »Sie brauchen keine Angst zu haben, Frau Bendersagte sie kühl. »Sie werden durch mich um nichts kommen.« »Fassen Sie das nicht so auf, Fräuleinentgegnete Frau Bender mit großer Herzlichkeit. »Ich bin nur besorgt um Sie.

Finster sah Mely auf den Schnee hinaus, der schon allenthalben mit Ruß bedeckt war. Begierig hörte sie zu, als wünsche sie selbst, daß die Liebe in ihrer Brust ertötet würde. »Ich bin so elendsagte sie mit unstätem Blick, als Frau Bender fertig war, »ich sollte mich eigentlich ins Bett legen.« »Thun Sies doch.« »Ich muß hinüber zu Herrn OberstAls sie fortging, stand Falk im Korridor.

Aber sie war viel zu bequem, um zu reden. Sie verschränkte die Arme und sah vor sich hin mit dem unveränderlich klugen Gesichtsausdruck, der ihr eigen war. Frau Bender nähte, besserte die Wäsche aus und seufzte oft aus schwerem Herzen. »Meine Tochter thut gar nichtsklagte sie etwas schüchtern, als fürchte sie Helenes Erwiderung. Aber die runzelte bloß die Stirn.

Frau Bender tröstete in ihrer weichen, hinreißenden Art. Sie mußte nicht nach Worten suchen, sondern sie flossen natürlich und eindringlich von ihren Lippen. Doch Mely wurde dadurch nicht beruhigt. Je mehr die kleine Frau sprach, desto erregter wurde Mely. Die Leiden, die sie in sich verschlossen halten mußte, drückten ihr das Herz ab; denn sie hatte den Trieb, sich mitzuteilen.