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89 Die Noth treibt unser Paar aus ihrer stillen Bucht Nun höher ins Gebirg. Doch, wo sie hin sich wenden, Umringet sie von allen Enden Des dürren Hungers Bild, und sperret ihre Flucht. Ein Umstand kommt dazu, der sie mit süßen Schmerzen Und banger Lust in diesem Jammerstand Bald ängstigt, bald entzückt Amanda trägt das Pfand Von Hüons Liebe schon drey Monden unterm Herzen.

44 Wo ist sie? wo? ruft Hüon mit Entzücken Und Ungeduld, auffahrend Hurtig! sprich! Wo sahst du sie? Gesehn? erwiedert Fatme, ich? Das sagt' ich nicht; allein, ich lasse mich zerstücken Wenn's nicht Amanda ist, die diesen Abend hier Gelandet. Höret nur, was die Minute mir Die Jüdin Salome, die eben Vom innern Harem kam, für ganz gewiß gegeben.

3 Amanda hatte ihn, im Ringen mit den Söhnen Des Raubes, unvermerkt vom Finger abgestreift. Die Elfenkönigin, indem sie ihn ergreift, Erkennt den Talisman, dem alle Geister fröhnen. Bald, ruft sie freudig, ist das Maß des Schicksals voll! Bald werden wieder dich die Sterne mir versöhnen, Geliebter! Dieser Ring verband uns einst; er soll Zum zweyten Mahl zu meinem Herrn dich krönen!

36 Kaum war der Morgen aufgegangen, So sucht mit bebendem unruhigem Verlangen Amanda ihren Freund, der seine Lagerstatt, Fern von Alfons und ihr, in einem Felsen hat. 37 Sie findet ihren Mann, im Garten irrend, auf, Und beide nehmen auf der Stelle, Was sie besorgen sich verbergend, nach der Zelle Des alten Vaters ihren Lauf. Wie klopft ihr Herz, indem sie seinem Lager Sich langsam nahn!

72 Ihn sieht mit einem Blick, worin der Himmel sich Ihm öffnet, voll von dem, was kaum ihr Busen fasset, Amanda an: Laß, spricht sie, Hüon, mich Aus dem geliebten Mund was meine Seele hasset Nie wieder hören! Klage dich Nicht selber an, nicht den, der was uns drücket Uns nur zur Prüfung, nicht zur Strafe zugeschicket; Er prüft nur die er liebt, und liebet väterlich.

71 Schnell überfiel sie dann ein wunderbares Grauen; Sie schlichen leise sich davon, Und keiner wollte sich der Probe mehr getrauen. Man weiß nicht, ob Amanda selbst es schon Zuvor versucht; genug, sie konnte dem Gedanken, Die erste, der's geglückt, zu seyn, Nicht widerstehn; sie schob die Efeuranken Mit leichter Hand hinweg, und ging hinein.

Es war, als wehe schon Ein Hauch von Himmelsluft zu ihm herüber, Und trag' ihn sanft empor indem er sprach. Amanda fühlt's; die Augen gehn ihr über, Ihr ist's, als sähe sie dem Halbverschwundnen nach. Beides geht vorüber, Und wird zum Traum, und nichts begleitet uns hinüber;

37 Dieß ist der Ring der dich, Amanda, rettet, Dich, und den Mann, der, durch der Liebe Band Und deiner Arme Kraft an deine Brust gekettet, Unwissend wie, an eines Eilands Strand Dich und sich selbst, o Wunder! wiederfand. Zwar hat euch hier der Zufall hart gebettet; Die ganze Insel scheint vulkanischer Ruin, Und nirgends ruht das Aug' auf Laub und frischem Grün.

75 Auf ihren Armen liegt ein neu geboren Kind. Sie reicht's Amanden und verschwebet Vor ihren Augen, wie im Morgenwind Ein Wölkchen schmilzt aus Blumenduft gewebet. Im gleichen Nu entwacht Amanda ihrem Traum, Und streckt die Arme aus, als wollte sie den Saum Des rosigen Gewandes noch erfassen; Umsonst! sie greift nach Luft, sie ist allein gelassen.

39 Durchnäßt bis auf die Haut, wie konnten sie vermeiden Sich ungesäumt am Strande zu entkleiden? Hoch stand die Sonn' und einsam war der Strand. Allein, indeß ihr triefendes Gewand An Felsen hängt, wohin dem Sonnenstrahl entfliehen, Der deine Lilienhaut, Amanda, dörrt und sticht? Der Sand brennt ihren Fuß, die schroffen Steine glühen, Und ach! kein Baum, kein Busch, der ihr ein Obdach flicht!