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Noch am selben Abend, bald nach dem Abendgebet, stiehlt sich der Litwak ins Zimmer des Rebben hinein, kriecht unter des Rebben Bett und liegt. Er will die Nacht durchwachen und sehen, was der Rebbe vor Morgengrauen, wenn die Leute zu den Selichos gehen, anfängt.

Ein stilles Grauen, das Grauen der Selichoszeit lagert über den dunklen Gassen. Hie und da dringt der Aufschrei eines Betenden aus einem der Betzirkel oder das Stöhnen eines Kranken aus einem Fenster .. Der Rebbe schleicht an den Mauern entlang, immer im Schatten der Häuser ... So schwimmt er aus einem Schatten in den anderen, und der Litwak schwimmt ihm nach

Der Litwak erkennt, daß es die Stimme einer Jüdin, einer kranken Jüdin ist. »Ich bin esantwortet der Rebbe auf kleinrussisch. »Wer bist dufragt wieder die Frauenstimme. »Wassilantwortet der Rebbe. »Was für ein Wassil? Und was willst du, Wassil?« »Ich habe Holz zu verkaufensagt der angebliche Wassil. »Sehr billig, so gut wie umsonst

Der Rebbe war schon lange wach. Der Litwak hörte ihn schon seit einer Stunde seufzen. Jeder, der den Nemirower Rebben nur einmal seufzen hörte, weiß, welche Trauer um das ganze Volk Israel, welche Seelenqual in jedem seiner Seufzer steckt ... Es wird einem ganz bange ums Herz, wenn man ihn seufzen hört! Ein Litwak hat aber doch ein Herz aus Eisen: er hört zu und bleibt ruhig liegen!

Der Litwak, der das alles gesehen, wurde von nun an Nemirower Chassid. Und sooft später jemand erzählte, daß der Nemirower Rebbe alljährlich zur Selichoszeit jeden Morgen die Erde verlasse und in den Himmel fliege, lachte der Litwak nicht mehr, sondern fügte still hinzu: »Wenn nicht noch höherDie Kabbalisten In schlechten Zeiten sinkt sogar die beste Ware die göttliche Wissenschaft im Werte.

Einmal kommt aber in die Stadt ein Litwak . Er lacht! Ihr wißt doch, was ein Litwak ist: von Andachtsbüchern hält er gar nichts, dafür stopft er sich den Kopf mit Talmudabschnitten und Bibelstellen voll. Und dieser Litwak weist aus dem Talmud nach er sticht einem damit förmlich die Augen aus

So liegen sie beide: der Rebbe leben soll er! =auf= dem Bett, der Litwak =unter= dem Bett.

Ein Jude aus Litauen und Westrußland; er wird von den polnischen Juden als Rationalist und Gegner des chassidischen Wunderglaubens gern verspottet. »Wo kommt also der Rebbe hin?« »Meine Sorgeantwortet er und zuckt die Achsel; und wie er das sagt, faßt er schon den Entschluß was ein Litwak nicht alles kann! der Sache auf den Grund zu gehen.

Jemand anderer an seiner Stelle würde einschlummern und die Zeit verschlafen; doch ein Litwak weiß immer Rat: um sich wach zu halten, nimmt er im Kopfe einen ganzen Talmudabschnitt durch; ich weiß nicht mehr, ob es der Abschnitt »Von den Schlachtungen« oder der »Von den Gelübden« war. Vor Morgengrauen hört er, wie man an die Läden klopft, um die Leute zum Gebet zu rufen.

Etwas später hört der Litwak, wie im ganzen Hause die Betten zu knarren beginnen, wie die Hausleute aufstehen, wie hie und da ein jüdisches Wort fällt; wie das Wasser in die Waschbecken fließt, und wie die Türen auf- und zugemacht werden ... Dann verlassen alle das Haus; es wird wieder still; im Zimmer ist es finster; nur ein schwacher Mondstrahl dringt durch einen Spalt im Laden