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Später gestand der Litwak, daß, als er allein mit dem Rebben geblieben war, ihn ein Grauen befallen hatte. Es überlief ihn heiß und kalt vor Angst, und die Wurzeln seiner Schläfenlocken stachen ihn wie Nadeln. Es ist doch wirklich keine Kleinigkeit: mit dem Rebben allein, beim Morgengrauen in der Selichoszeit!... Ein Litwak ist aber starrköpfig: er zittert wie ein Fisch im Wasser und liegt!

Der Rebbe war schon lange wach. Der Litwak hörte ihn schon seit einer Stunde seufzen. Jeder, der den Nemirower Rebben nur einmal seufzen hörte, weiß, welche Trauer um das ganze Volk Israel, welche Seelenqual in jedem seiner Seufzer steckt ... Es wird einem ganz bange ums Herz, wenn man ihn seufzen hört! Ein Litwak hat aber doch ein Herz aus Eisen: er hört zu und bleibt ruhig liegen!

Er lacht über mich, über meinen Betzirkel und über den Rebben! Er möchte, sagt er, auf alle diese schönen Sachen verzichten, wenn ich ihm nur Broche-Leë abnehme! Und dabei gebraucht er Ausdrücke, die man überhaupt nicht in den Mund nehmen kann! Notgedrungen mußte ich nun einen strengeren Ton anschlagen.

Noch am selben Abend, bald nach dem Abendgebet, stiehlt sich der Litwak ins Zimmer des Rebben hinein, kriecht unter des Rebben Bett und liegt. Er will die Nacht durchwachen und sehen, was der Rebbe vor Morgengrauen, wenn die Leute zu den Selichos gehen, anfängt.

Ich kenne Misnagdim , die beim chassidischen Gebet »Wajizmach purkonej« aus der Haut fahren, und ich kenne Chassidim, die einen, der zu einem andern Rebben fährt, für einen Ketzer daß Gott davor behüte! halten. Misnagdim: Gegner der Chassidim sowie auch überhaupt alle Nicht-Chassidim.

Und der Litwak hört, wie das laute Pochen seines eigenen Herzens sich mit den schweren Tritten des Rebben vermengt. Er bleibt aber trotzdem nicht zurück und gelangt zusammen mit dem Rebben vor die Stadt. Vor der Stadt gibt es ein Wäldchen. Der Rebbe leben soll er! geht ins Wäldchen. Nach dreißig, vierzig Schritten bleibt er vor einem jungen Baum stehen.

Er müsse nur mit der Buße beginnen, nur einmal ernsthaft an Buße denken. Ich verspreche ihm noch, ihm menschlich näher zu treten, ihn in meinen Betzirkel einzuführen und sogar, falls ich einmal, so Gott will, zum Rebben fahren werde, ihn mitzunehmen; und noch ähnliche freundschaftliche Worte sage ich ihm. Da bricht er in ein Gelächter aus!

Ich sah unter ihnen keinen einzigen, der seine eigene Ansicht über die Dinge hätte; mit Ausnahme von vielleicht zwei oder drei ganz großen Karpfenköpfen ... Und die ganze übrige Gesellschaft, wie ihr sie seht, ist nicht ein ausgeblasenes Ei wert! Auch sie sind Chassidim, nur von einer andern Richtung! Sie glauben eben an =ihren= Rebben!

Man erzählt vom »Schweiger« , gesegneten Angedenkens, daß er, als man ihn einmal fragte, warum er nicht, wie die andern Rebben, aus der Thora predige, einfach geschwiegen habe, wie er es bei allen Fragen zu tun pflegte. Zuname eines berühmten chassidischen Rebben.

Seine Wohnung stand offen; jeder, wer nur wollte, konnte hineingehen; gestohlen wurde beim Rebben =niemals=. Doch in der Wohnung war keine Menschenseele. Wo kann der Rebbe sein? Wo soll er sein? Selbstverständlich im Himmel! Hat denn so ein Rebbe vor den Schrecklichen Tagen wenig auszurichten?