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Clarissa wußte ihren Mann zu entfernen; in einem Gehölz beim Dorf hatte sie abendliche Zusammenkünfte mit ihm. Oberst Mirabel wurde aber des wunderlichen Treibens überdrüssig; er erhielt eine Anstellung in Lyon, starb aber kurz darauf an den Folgen seiner Ausschweifungen.

Clarissa hatte sich umgewendet und sah ihn mit ihren holden Augen an, die jetzt, seit sie ihren Spiegel besaß, immer einen glücklichen Glanz hatten und vor Freude leuchteten, und sie kam nun, indem sie die Kutte, die ihren Leib umwallte, etwas hob und den viel zu großen Hut in den Nacken schob, auf den Ritter zugegangen, schön und neckisch, wie ein Fastnachtstraum, und setzte sich zu ihm.

Die Straßen waren öde und von verdämmertem Mondschein erfüllt. Die kleinen Fenster kleiner Häuser blinzelten verschlafen; unter einem Torweg stand der Nachtwächter mit der Hellebarde und murmelte wie ein Betrunkener. Vor dem niedrigen Gefängnisbau war ein freier Platz; Clarissa setzte sich auf eine Steinbank und da nebenan ein Brunnen rann und sie Durst hatte, trank sie sich satt.

Rasch, mit der blitzartigen Drehung einer Tänzerin kehrte sie sich zu Bastide Grammont, sah ihn an wie man nach einem schwülen Tag in den Gewitterhimmel schaut und nannte schmerzhaft aufatmend mit leiser Stimme seinen Namen. Er aber trat einen Schritt zurück wie bei unreiner Berührung, und niemals zuvor hatte Clarissa solchen Blick und Ausdruck der Verachtung gespürt.

Das war zu viel; mit einem Aufschrei stürzte sie ohnmächtig zu Boden. Clarissa glaubte sich zu erinnern, daß sie den Abend des neunzehnten März bei der Familie Pal in Rhodez verbracht habe; sie glaubte sich zu erinnern, daß Frau Pal selbst am andern Tag zu ihr gesagt hatte: wir waren so lustig gestern und vielleicht ist um dieselbe Zeit der arme Fualdes ermordet worden.

So hörte denn die verwunderte, glückliche Clarissa seine reinen und wahrhaften Liebesbeteuerungen mit jubelndem Herzen an, in der schönsten Verwirrung des Gemütes, das sich vor Glückseligkeit gar nicht zu fassen wußte.

Clarissa war mit einem lauten Schrei in die Kniee gesunken und es war ihr, als ob mit ihrem geliebten Spiegel auch ihr Herz in Stücke bräche.

Doch geschah dies Geständnis im Drang eines sonderbaren Augenblicks, und es verfloß nicht so viel Zeit, wie das flinke Gerücht brauchte, um offenbar zu werden, da nahm sie alles wieder zurück. Aber das Wort war gefallen und zeugte Tat auf Tat. Clarissa Mirabel war das einzige Kind des Präsidenten Seguret.

Auf dem Ofensims brannte ein ärmliches Lämpchen, in dessen Schein lehnten zwei Huissiers und ein Schreiber mit starren Gesichtern an der Wand. Die Fenster waren mit Lappen verhängt, aus dem Alkoven äugte tiefe Finsternis, im ganzen Haus war es lautlos still. »Kennen Sie diesen Ort, Madamefragte der Präfekt mit feierlicher Langsamkeit. Alle blickten Clarissa an.

Denn wenn der Böse etwas unternimmt, das muß man ihm lassen, so tut er es ordentlich und keine Gesellenarbeit; so daß denn das fromme Gemüt der lieblichen Clarissa ganz verwirrt ward an diesem Abend und sie vom plumpen Kruzifix an der Wand das Kränzlein herabnahm, das sie aus dem Garten jeden Morgen holte, um ihren Bräutigam zu schmücken, und sich die schlichten Blumen in das Haar legte; daß sie den schwarzen Rosenkranz vom Bette nahm, ohne auch nur an Beten zu denken, und ihn um den weißen Hals legte, den Spiegel hin und her drehend, um nur ja keinen neuen Reiz ihrer Schönheit zu übersehen.