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Aktualisiert: 11. Juni 2025
Es kam übrigens seit Marthas Versetzung in das Couponbureau nur noch selten zu Zusammenstößen zwischen Benno Stehkragen und Wittmann. Wittmann wollte sich vor Martha keine Blöße geben. Und Benno fühlte instinktiv, wer an dieser Veränderung die Schuld trug, und war Martha dankbar dafür.
Birron murmelte, ohne von seiner Beschäftigung aufzublicken: »Es wird schon recht sein, Herr Kollege! Meinetwegen!« Als Martha die Treppe hinunterging, begegnete ihr Wittmann. Er wollte gerade ins Effektenbureau hinüber. Man hatte ihm von dort einen verkehrten Coupon geschickt, da gab es etwas zu schimpfen, und das besorgte er gern selbst.
Er begnügte sich daher, mißbilligend zu bemerken: »Herr Wittmann, Se könne aach net alles verantworte, was Se de Dag iwwer zesammeschwätze!« Und da gerade das Haustelephon klingelte, wandte er sich der Umschalttafel mit den Dutzenden von Stechkontakten zu, um die gewünschte Verbindung herzustellen. Am Montag früh stellte sich Martha pünktlich in der Industriebank ein.
Und so is der bucklige Benno Stehkragen doch zu ebbes gut gewesen auf der Welt!« Er schwieg. So eine lange Rede hatte der schweigsame Benno Stehkragen noch nie gehalten. Die Kollegen schauten verwundert auf, Wittmann grinste geringschätzig, und Martha blickte den sonderbaren Sprecher groß an. »Ich habe keineswegs über Ihren Namen gelächelt,« sprach sie und log gutmütig, »wirklich nicht!«
Und diesmal ergriff Martha herzhaft die dargebotene Hand und lächelte: »Auf gute Kollegenschaft!« Sie hatte in der Zwischenzeit manches gelernt und fühlte aus dem Ton salopper Vertraulichkeit, den sich die meisten Beamten im Verkehr mit den weiblichen Angestellten erlaubten, kaum mehr die Ungezogenheit heraus. Wittmann sah sich im Bureau um. »Wohin plazieren wir Sie denn?
Im Couponbureau, dessen Tätigkeit weniger von der Börse abhing, so daß sich hier die Arbeit gleichmäßiger auf den ganzen Tag verteilte, gönnte man sich eine geruhigere Vesperpause. Aber während dieser Vesperpause blickte Benno nicht zu Martha hinüber. Denn in dieser Vesperpause trat Herr Wittmann an das Pult, um kauend sich ein bißchen mit Martha zu unterhalten.
Es fiel Benno auf, daß Wittmann seltener die Kunstwerke als die darstellenden Künstler kritisierte, die er offenbar für den wichtigeren Teil hielt, und daß er nach Altfrankfurter Tradition mit Vorliebe, auf Kosten der gegenwärtigen Bühnenkräfte, ehemalige, zum Teil längst verstorbene Theatergrößen Frankfurts himmelhoch pries.
Wittmann grinste. »Direktor Hermann hat kein schlechtes Geschmäckchen!« Er blickte den Portier, weitere Auskunft erwartend, an. Allein der alte Binder hatte keine Lust zu zweideutigen Gesprächen. Überdies konnte er Wittmann nicht leiden, über dessen herrisches Auftreten er manches Unliebsame gehört hatte. Von seinem Sohn, der im Kontokorrent beschäftigt war.
Und vor dem Trompetenbaum gedachte er nicht seines geliebten Naturgeschichtslehrers, sondern er malte sich aus: Wenn ich doch an dem Baum hängen tät’ – einen soliden Strick um den Hals – und es tät’ mir nichts mehr weh, kein Hühnerauge, kein Backenzahn und kein Herz – sondern ich wär’ tot – und die Martha Böhle käm’ vorbei – mit dem Herrn Wittmann neben sich – und se täten mich gucken, und der Wittmann tät’ fragen: »Was is denn das an dem Baum?
Wittmann machte eine leichte Verbeugung. »Wir haben uns schon vorige Woche auf der Galatreppe gesehen, wenn ich nicht irre? Ich hielt Sie allerdings damals für ’ne Gräfin oder so was! Weil Sie so würdevoll an mir vorbeirauschten! Na, auf gute Kollegenschaft!« Es sollte kameradschaftlich klingen, aber Martha hörte die unleugbare Arroganz heraus und ergriff nur zögernd die dargebotene Hand.
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