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Aktualisiert: 16. Juni 2025
Auch die Künstlerin Fröhlich, die sich in einem dieser Häuser versteckt hielt, einen seiner Schüler mit Nebendingen beschäftigte und sich Unrats Machtbefugnis entzog, sie forderte ihn heraus! Zuweilen zeigte das Schild an einem Eingang den Oberlehrer Soundso an; dann lenkte Unrat gereizt die Augen weg.
Ein Stündchen verrann; dann wälzte sich ein immer noch anschwellender Haufe um die Straßenecke. Die Stadt war in Jubel, weil Unrats Verhaftung beschlossen war. Endlich! Der Druck ihres eigenen Lasters ward von ihr genommen, da die Gelegenheit dazu entfernt ward. Man warf, zu sich kommend, einen Blick auf die Leichen ringsumher und entdeckte, daß es höchste Zeit sei.
Der Gerichtshof beschloß demgemäß, und der Gerichtsdiener ward auf den Weg geschickt. Inzwischen begutachtete der junge Rechtsanwalt, der Lohmann und von Ertzum zu verteidigen hatte, schweigend Unrats Gemütszustand.
Lohmann hatte sich aus Anlaß seines alten Professors eine interessante Theorie zurechtgemacht; aber vor Augen hatte er Unrats Seele kaum; kaum ihre Abgrundflüge, ihr fürchterliches Auskohlen, ihr über alles hinaus zu sich selber Verdammtsein. Die Anschauung der Dinge, die Lohmann gefehlt hatte, nun kam sie zu jäh, und er hatte Furcht die Furcht vor dem Wirklichen. Unrat wendete sich nach ihm um.
Auf einen der mit abenteuerlichen Kleidungsstücken bedeckten Stühle stützte die Künstlerin Fröhlich ihren Fuß, indes sie nähte. Unrat sah es nicht selbst: so viel unternahm er nicht; er erfuhr es nur durch den Spiegel, dem sie zugekehrt stand. Daraus ging bei Unrats erstem, gehetztem Hinsehen hervor, daß auf ihren langen, sehr langen schwarzen Strümpfen veilchenblaue Stickerei war. Eine Weile wagte Unrat nichts mehr. Dann machte er die angstvolle Entdeckung, daß ihr zwischen den Maschen eines schwarzen Netzes blau hervorschimmerndes Seidenkleid nicht einmal bis unter die Achseln reichte, und daß, so oft sie mit Nadel und Faden weit in die Luft fuhr, in der Höhle unter ihrem Arm etwas Blondes erschien. Darauf sah Unrat nicht mehr hin
Sie beugte unerwartet ihre Büste vor, tastete mit ganz leichten Fingern unter Unrats Kinn, auf die kahlen Flecken zwischen seinen Barthaaren, und machte einen Mund, wie zum Saugen. »Stellen Sie ihn mir vor, ja?« Aber sie mußte lachen; er sah aus, als ob ihre zwei leichten Finger ihn erdrosselten. »Ihre Schüler sind überhaupt flotte Jungen. Das kommt gewiß, weil sie so 'nen flotten Lehrer haben.«
»I wo,« reimte sie ... »Nach S kommt e.« Unrat fand nicht weiter. »Und denn k ... Nee, Sie kommen aber auch auf nischt. Das is wirklich auffallend, daß er auf gar nichts kommt.« Unrats Miene leuchtete auf einmal von naivem Glück. Er hatte es heraus. »Sekt!« »Na Gottlob!« sagte die Künstlerin Fröhlich. Auch Guste und Kiepert erklärten die Lösung für richtig.
Unrat ging auf ihn zu, machte schon den Mund auf, wartete nur noch auf den Gruß des jungen Menschen. Der aber erfolgte nicht. Der ehemalige Schüler sah dem Professor höhnisch in die Augen und ging dicht an Unrats zu hoher Schulter vorbei, wobei auf seinem blonden Gesicht das Grinsen erschrecklich breit ward. Unrat verschwand rasch in die »Grube«, woher der andere gekommen war.
Im Dunst des Volksgemüts, der schwer unter der Decke des Wahllokals hing, verfing sich Unrats Besinnung; und er entbrannte in hektischer Zerstörungssucht. Er schlug mit geröteten Knöcheln zwischen die Biergläser und verlangte: »Vorwärts nun also! Ich bin nicht gewillt, dies alles noch länger zu dulden!...« Es war ein Rausch; tags darauf bereute er ihn.
»Unsere Sachen, Herr Professor!« Unrat mußte das »Kabuff« freigeben. Aus dem Gedränge wickelten sich nacheinander die drei Verbannten, schon in ihren Mänteln. Lohmann stellte gleich von der Schwelle her fest, daß sein Heft in den Händen Unrats sei, und bedauerte gelangweilt den Übereifer des alten Tölpels. Jetzt mußte sich möglichenfalls sein Erzeuger in Bewegung setzen und mit dem Direktor reden!
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