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Und was sollte er nun auf Holzwerder erklären? Bisher hatte er noch immer triftig klingende Auswege zu finden gewußt und in der Sicherheit, daß Theonie ihm zu Willen sein werde, zuletzt erklärt, daß er in den nächsten Tagen nach Falsterhof übersiedeln wolle. Daß seine Verwandte die Absicht ihrer Rückkehr bestätigte, paßte ihm auch nicht.

Ja,“ erwiderte Theonie mit denselben fast unbeweglichen Ernst, mit dem sie ihm begegnet war seit dem Beginn der Krankheit ihrer Mutter, „ich hatte allerdings das Bedürfnis, mich abzuschließen, und hätte Dich sogar gebeten, mich allein fahren zu lassen.“ Er nickte und besann sich.

Mit allen Zeichen höchsten Schreckens hatte Theonie dem zugehört. „Mutter, ich bitte Dich, welch ein Gedanke! Schrieb uns nicht Tante noch sechs Wochen vor ihrem Tode, daß Tankred wegen Veruntreuung vom Grafen Thorley auf Rinteln entlassen sei? Soll ich den Brief hervorholen, in welchem sie, daran verzweifelnd, jemals einen braven Menschen aus ihm zu machen, seinen Charakter schildert?

Auch als Theonie kam und sie mit schmerzerregter, wenn auch gütiger Miene begrüßte, ward ihr Gemüt nicht entlastet, umsoweniger, da die bleich und abgehärmt aussehende Frau berichtete, daß sie mit ihren Hausbewohnern eine furchtbare Nacht verlebt habe.

Frau von Tressen sah auf die blasse, dunkle Frau mit den unruhig ängstlichen Augen und ward zum Sprechen gedrängt. „Es ist irgend etwas, das Sie beschwert, das Sie mir mitteilen möchten, liebe, verehrte Frau Theonie. Bitte, vertrauen Sie sich mir an. Könnte ich Ihnen in irgend etwas dienen?“

Der alte Frege hörte bei seiner Schwerhörigkeit sicher nichts; ein Knecht, den Theonie ins Haus genommen, schlief unten im Keller; das Mädchen und die Zofe fürchtete er nicht.

Es war das Schreiben, welches er vor Wochen von Theonie erhalten hatte, und es lautete wie folgt: ‚Nachdem mein Vetter Tankred von Brecken schriftlich erklärt hat, daß er keinerlei rechtliche Erbansprüche an den Nachlaß meines Vaters besitzt, insbesondere sich auch der Einrede begeben hat, diesbezügliche Zusicherungen von seiten meiner verstorbenen Mutter empfangen zu haben, bestätige ich hierdurch meine Zusage, ihm die Summe von fünfzigtausend Mark sofort auskehren zu wollen, und habe meinen Sachwalter, Justizrat Brix, mit den betreffenden Anweisungen versehen.

Tankred ward aufs angenehmste berührt. Theonie ließ ihn die Vorfälle des verflossenen Tages nicht entgelten, sie legte freundlich versöhnliche Gesinnungen an den Tag. Auch er begegnete ihr mit ausgesuchter Aufmerksamkeit. Als sie sich gegenüber saßen, sagte er: „Ich danke Dir für Deine Zeilen, Theonie. Darf ich fragen, wo Du Dich hinbegiebst, und wie lange Du fortzubleiben gedenkst?“

Der Schaum stand ihm vor dem Munde. Mit der Rechten kratzte er sich wie ein Verzweifelter und schrie und tobte, er könne es vor Kitzeln nicht aushalten! Und dazwischen kreischte er, daß die Frau, die Frau Theonie mit dem grausigen Gesicht und den toten Augen fortgeschafft werde.

Er wußte, daß für das Gut schon vor langen Jahren über viermalhunderttausend Thaler geboten waren, und ihn ärgerte nur, daß sein verstorbener Onkel, der pedantische Philister, die Hypotheken abgelöst hatte, statt Geld anzusammeln. Er brannte vor Neugierde, zu erfahren, wie groß die Summe sei, die Theonie zugefallen war.