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Aktualisiert: 13. Juli 2025
Stineli hieß das Mädchen und war gerade so alt wie Rico; sie hatten miteinander angefangen in die Schule zu gehen und waren in derselben Klasse, und schon von jeher waren sie immer beieinander gewesen, denn es war ja nur ein schmaler Weg zwischen ihren Wohnungen und sie waren die allerbesten Freunde.
»Nein, nein, so lass’ ich dich nicht gehen; Rico, wo gehst du jetzt hin?« »An den See«, sagte Rico und ging der Brücke zu. Stineli ging mit. Als sie an der Halde standen, hörten sie unten die leisen Wellen flüstern und lauschten eine Weile. Dann sagte Rico: »Siehst du, Stineli, wenn du nicht da wärst, so ginge ich gleich fort, weit fort, aber ich wüßte auch nicht wohin.
Da schaute das Stineli den Rico lachend an und sang: »Und ein Bub’ ist so traurig, Und ein Mädle das lacht, Und ein See ist wie der andre Von Wasser gemacht.« Und Rico lachte auch und sang und sagte: »Sing noch weiter!«
Zuerst habe ich dich gar nicht mehr erkannt; aber wie ich dir ins Gesicht sah, da habe ich dich gleich erkannt; es hat ja kein Mensch sonst so ein Gesicht wie du!« Und Stineli stand ganz glühend rot vor Freude vor dem Rico, und der Rico stand kreideweiß vor innerer Erregung und konnte zuerst gar nichts sagen und schaute nur das Stineli an.
»O, wie schade!« sagte Stineli und stand ganz verblüfft da, aber nicht lange. »Es ist gleich, Rico«, sagte es wieder fröhlich und nahm ihn bei der Hand zum Heimgehen, »du kannst nur morgen fragen. Ich habe auch schon wieder einen Blutzger bekommen heute früh von der Großmutter, weil ich schon auf war, als sie in die Küche kam.«
Rico warf noch einen Blick auf die Geige, dann ging er mit der allertiefsten Betrübnis im Herzen. Stineli kam hinter dem Holzstoß hervorgerannt: »Diesmal bist du aber lang geblieben, hast du gefragt?«
Als dieser nun die Geige erblickte, rief er gleich: »Nun wollen wir singen, mit dem Stineli wollen wir die Schäflein singen.« Stineli hatte sein Lied nie mehr gehört, seit es entstanden war; denn Rico spielte jetzt viele schöne Weisen, und es hatte lange niemand mehr an das Lied gedacht.
Sie rüstete das große Zimmer auf mit den zwei Fenstern über den Garten und auf den See hinab; von der Wand schauten schöne weiße Marmorfigürchen herunter, auf den Tisch kam ein duftender Blumenstrauß, und das ganze Zimmer sah so sauber und festlich aus, daß der Rico unter der Tür stehen blieb vor Erstaunen, wie er jetzt, vom Stineli geführt, heraufkam, wo die Mutter Menotti ihn empfangen wollte.
»Jetzt kennt ihn der Vater auch nicht«, sagte Stineli ein wenig empört. »Es ist ja der Rico, Vater!« »So, so, das ist recht«, bemerkte der Vater und schaute ihn nun noch einmal an, von oben bis unten, dann fügte er bei: »Du darfst dich sehen lassen, hast du etwas von einer Hantierung gelernt? Komm, sitz zu mit uns, da kannst du’s erzählen, wie es mit dir gegangen ist.«
Da lag der See in der Abendsonne, und Rico und Stineli saßen an der niederen Halde hin und schauten hinüber. So wie ihn Rico geschildert hatte, so war er, aber noch viel schöner, denn solche Farben hatte Stineli noch nie gesehen. Es schaute hin und her nach den violetten Bergen und auf die goldene Flut und rief endlich voller Entzücken: »Er ist noch schöner als der Silsersee.«
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