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Aktualisiert: 13. Juli 2025
Auf einmal steckte er seinen Bogen weg, lang noch ehe es zehn geschlagen hatte, und sagte: »Ich will gehen.« Frau Menotti wollte ihn festhalten, sie begriff nicht, was ihm einfiel. Stineli hatte ihn immer angesehen, während er spielte; jetzt sagte es nur: »Ich gehe noch ein paar Schritte mit dir.« »Nein!« rief Silvio, »geh nicht fort, bleib da, Stineli!«
So konnte er den Tag nicht mit Stineli und den anderen zubringen; das war schon mehrmals verhandelt worden die Woche durch, denn es war ein Ereignis für alle, wenn Rico nicht kam, und Stineli suchte alles mögliche hervor, um der Sache noch eine gute Seite abzugewinnen: »Du fährst dann im Sonnenschein über den See und kommst unter dem Sternenhimmel wieder zurück, und wir denken die ganze Zeit an dich«, hatte es ihm gesagt, als er zuerst anzeigte, daß ein Tanzsonntag folge.
Jetzt ging sie auf und Stineli kam herausgesprungen. »Bist du schon lang dagestanden? Hast du wieder gestaunt, Rico?« rief es lachend. »Siehst du, heut’ ist es noch früh, wir können langsam gehen.« Jetzt nahmen sie einander bei der Hand und wanderten der Schule zu. »Denkst du immer noch an den See?« fragte Stineli im Gehen.
Da fuhren die Musikanten zusammen am Nachmittag über den goldenen See im offenen Kahn unter dem blauen Himmel hin, und Rico dachte: »Wenn ich so mit dem Stineli hinüberfahren könnte! Wie müßte es staunen über den See, an den es nicht glauben wollte!«
Aber als drei Wochen so vergangen waren, da nahm die Großmutter eines Abends das Stineli in ihre Kammer hinauf und sagte: »Sieh, Stineli, ich kann es wohl begreifen, daß du den Rico nicht vergessen kannst; aber du mußt doch denken, daß der liebe Gott ihn weggenommen hat, und wenn es so sein mußte, so war es gut für den Rico, das werden wir dann einmal sehen.«
Und der Rico, der sonst recht vernünftig rede, meine, kein Mensch könne ihr so gut in allem beistehen, wie dieses Stineli. Er müsse es gut kennen, und wenn es so sei, wie er es beschreibe, so könnte es auch noch eine Rettung sein für so ein Mädchen, wenn es von da droben wegkomme; aber da wüßte sie ja von keinem Menschen, der ihr einen solchen Dienst tun würde.
Rico empfand keinen Hunger, obschon er seit dem frühen Morgen nichts gegessen hatte; so hatte er auch jetzt nicht ans Essen gedacht und ging ganz getrost ins andere Haus hinüber und gleich in die Küche hinein, er suchte die Großmutter. Stineli stand am Herd und machte das Feuer an.
Rico hatte ihn aber auch noch nie so schön gesehen als jetzt, da er mit dem Stineli dran saß. Im stillen hatte Rico noch eine Freude; – wie konnte er den Silvio und seine Mutter überraschen! Kein Mensch hatte gedacht, daß er so bald zurücksein könnte. Bevor acht Tage um waren, erwartete sie niemand, und nun saßen sie schon da am See. Bis die Sonne unter war, blieben sie an der Halde sitzen.
Aber nun ging die Großmutter in die Küche hinaus und winkte dem Stineli nach. »Geh du jetzt in Frieden«, sagte sie, »der Geiß und den Kindern will ich schon nachgehen, und wenn’s Betglocke läutet, kommt ordentlich heim.« Die Großmutter wußte schon, daß ihrer zwei waren.
Als am Sonntagmorgen Stineli die Augen aufmachte, hatte es eine große Freude im Herzen und wußte zuerst gar nicht warum, bis es sich besann, daß es Sonntag war und die Großmutter noch am Abend spät gesagt hatte: »Morgen mußt du Sonntag haben, den ganzen Nachmittag; er gehört dir!«
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