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Aktualisiert: 19. Juni 2025
Auch die Rätin schien weniger erwartet zu haben. Sie hatte in jenen Tagen mehrfache Unterredungen mit ihrem Gatten, der während der Konferenzen stets aufgeregt im Zimmer umhermarschierte. »Es ist nichts zu machen,« sagte die Rätin sanft; »Hagen bleibt fest. Und vielleicht ist es wirklich sein Glück; sollen wir es ihm zerstören?«
Er näherte sich ihr mit einer ungeheuren Behutsamkeit und Ehrerbietung und sprach zu ihr nicht anders als mit sorgfältig gedämpfter Stimme, so daß die Rätin Spatz, die an den Ohren krankte, meistens überhaupt nichts von dem verstand, was er sagte.
Die Rätin hatte sich nicht wieder in die Unterhaltung gemischt. Sie saß schweigend am Teetisch und rührte mit dem Löffel in ihrer Tasse. Aber plötzlich legte sie den Löffel hin und wandte sich auf dem Stuhle um.
Über die Balustrade der ersten Terrasse lugten die neugierigen Gesichter der Dienerschaft. Über das stille Antlitz der Rätin glitt etwas wie ein leichtes Schmerzempfinden, als die Musik näher und näher kam; ihrem feingebildeten Ohr dünkte der kriegerische Marsch wie ein ungeheurer Korybantenlärm. Dann aber zog ein Lächeln über ihr Gesicht. Der Zug nahte.
Wenn ich früh aufstehe, so ist das eigentlich Heuchelei.« »Nein, weshalb, Herr Spinell! Ich nenne das Selbstüberwindung ... Nicht wahr, Frau Rätin?« Auch die Rätin Spatz nannte es Selbstüberwindung. »Heuchelei oder Selbstüberwindung, gnädige Frau! Welches Wort man nun vorzieht. Ich bin so gramvoll ehrlich veranlagt, daß ich ...« »Das ist es. Sicher grämen Sie sich zuviel.«
Ich habe nämlich auf dem Bette gelegen, müssen Sie wissen.« Wie zu erwarten stand, war das Konversationszimmer leer. Die Damen nahmen am Kamine Platz. Die Rätin Spatz stickte Blumen auf ein Stück Stramin, und auch Herrn Klöterjahns Gattin tat ein paar Stiche, worauf sie die Handarbeit in den Schoß sinken ließ und über die Armlehne ihres Sessels hinweg ins Leere träumte.
Schließlich machte sie eine Bemerkung, die nicht lohnte, daß man ihretwegen die Zähne voneinander tat; da aber die Rätin Spatz trotzdem »Wie?« fragte, so mußte sie zu ihrer Demütigung den ganzen Satz wiederholen. Die Rätin Spatz fragte nochmals »Wie?« In diesem Augenblicke aber wurden auf dem Vorplatze Schritte laut, die Tür öffnete sich, und Herr Spinell trat ein.
Es heißt, daß Beziehungen zwischen ihm und der Rätin, einer schönen und noch sehr jungen Frau, bestanden haben sollen.« »Was solche Blätter auch alles schreiben«, sagte Johanna, die verstimmt war, ihre Neuigkeit überholt zu sehen. »Ja«, sagte Roswitha. »Und das lesen nun die Menschen und verschimpfieren mir meine liebe, arme Frau. Und der arme Major. Nun ist er tot.«
Und dann zog er diesen und jenen ins Gespräch, während die Rätin mit liebenswürdiger Miene ein paar freundliche Worte an Liese Braumüller richtete. Fritz Möller stand in vorderster Reihe. Als Schellheim ihn sah, stutzte er und fragte: »Herr Möller – nicht wahr?« »Jawohl, Herr Kommerzienrat,« antwortete dieser. Schellheim zupfte an seiner Weste.
Die Rätin reckte den schmächtigen Oberkörper, und mit forschendem und sorgendem Ausdruck ruhte ihr Blick auf dem Sprechenden. »Eine Ehrensache?« fragte Schellheim ängstlich. »Ich glaube eher – eine Herzenssache,« fügte seine Frau hinzu.
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