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Es wäre Lästerung, nicht sofort auf das Bild und den Namen des Mannes zu stoßen, der schon früh hier unerreichbare Erfüllung war. Ungekannt von den Deutschen, verschollen seine Bücher, vergessener noch mehr sein menschliches Bild, das in der Zeit, die Menschen braucht wie keine, wichtig und bedeutsam ist. Es muß gewagt sein, seine Erscheinung in einer Laune, die so groß war, daß nur er sie wagen konnte, sein Bild in einem gebogenen Glas zu geben: Auf einer europäischen Landstraße rollt ein Wagen, himmelblau ausgeschlagen, mit goldenen Quasten, riesigen Spiegelscheiben. Ein Windspiel auf dem Teppich innen als einzigen Gast. Hinten auf dem Bock ein blonder Jäger, vorn auf dem Bock der Herr. Er ist schlank, vornehm, in seiner Haltung ist Zartes gemischt mit großer Energie. Er trägt Nankinghosen und Lackschuhe. Die Stirn ist ungewöhnlich. Sein dunkles Haar fällt aus einem tunesischen Fes. Er schaut nachlässig mit einer Lorgnette in den Wald. Den Hals bedeckt ein bunter Kaschmirschal. Erste Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. Dies ist Fürst Pückler-Muskau, der größte deutsche Reisende. Er ist der europäischste Charakter. Er steht dicht neben Casanova in der unerhörten Urbanität der Gesinnung. Wie der Venetianer stets Italiener, bleibt er immer typisch deutsch. Seine moralische Einstellung kommt nicht aus dekadentem Hirn, sondern aus dem Temperament. Aristokrat der Gesinnung und Haltung, ist sein Kosmopolitismus rein aus dem Geist. Er reist, als Reisen Gefahr ist und Frage der Persönlichkeit, nicht Nuance des Kapitals. Er wird Kaleidoskop seiner Zeit. Seine Schilderung Karlsbads gliedert das gesellschaftliche Jahrhundert. Seine Lebenskurve ist sehr weit gespannt. In der Nähe Abessyniens ist seine Geste dieselbe wie am Berliner Hof. Ein französischer Autor sucht ihn zu erledigen, indem er aus seinen Büchern die Menüs zusammenstellt. Zwischen einer Anekdote und einem inbrünstig erlebten Sonnenaufgang lächelt ihn der Fürst zu Tod. Er hat eigene Orthographie, die pittoresk ist. Sein Buch über Parks ist die größte Form. Er scheidet sich von der geliebten Frau, um in England reich zu heiraten, verwirft den Plan, lebt geschieden mit ihr weiter. Er fährt unter betäubendem Donner von Fregatten- und Linienschiffen im Hafen Alexandrias ein, wo er sich mit Mehemed Ali befreundet, dessen Werk, wäre es gelungen, eine Revolution der Historie geworden wäre. Auf afrikanischer Erde das erste Glas trinkt er auf seine Frau. Er ist zart, gesund und anmaßend. War Rittmeister in der Garde, in russischem Dienst, Gouverneur von Brügge. Die Literaturgeschichten Deutschlands lieben ihn ahnungslos zu zerreißen. Bei Louis Philippe geladen, kommt er zu spät, die Königin nimmt gleich seinen Arm, er lobt die Küche, redet von Politik. Er dringt nach den Nilquellen vor, weiter wie je ein Europäer. Kamele tragen seine Weine. Löwen fallen die Karawane an, in der Frauen und Knaben seiner Wahl mitreisen. Einer sagenhaften Stadt nachfahrend, ihr gegenüber erkrankt er. Im Zelt von Blitzen umjagt, liest er zum zehnten mal Voltaires Candide fährt dann auf dem mit Affen und Vögeln beladenen Boot aus dem Sudan zurück. Sein Wissen ist profund. Seine wissenschaftliche Rolle bedeutend. Gesinnung, Pikantes, Muskelhaftes spielen wundervoll ineinander. Sein Stil oft dichterisch, seine Erlebnisfläche unerhört, sein Aspekt stets von weltmännischer Objektivität . . . . . wer hätte solchem Zueinanderkommen von so viel Glück und solcher Beherrschung