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Aktualisiert: 29. Juni 2025
Während Leo nach dem Parlament eilte, setzte der Chauffeur die fast halbstündige Fahrt nach Steinhof fort, wo er auf offener Straße seelenruhig stehen blieb und eine der guten Zigaretten Leos nach der anderen rauchte. So wurde es schließlich nahezu zwei Uhr, als endlich Herr Krötzl mit schmerzendem Schädel erwachte.
Lief er nicht wie ein leibhaftiger Vorwurf der heillosen Unfähigkeit des Arztes herum? »Ein hübscher Strauß!« sagte er, als er auf dem Kamin Leos Veilchen bemerkte. »Ja!« erwiderte sie gleichgültig. »Ich habe ihn einer armen Frau abgekauft.« Karl nahm die Veilchen und hielt sie wie zur Kühlung vor seine von Tränen geröteten Augen und sog ihren Duft ein.
Leos Ablasskram, von dem ich bereits geredet habe, gab die nächste Veranlassung zur Reformation. Die Geschichte derselben ist unendlich oft geschrieben worden und befindet sich in den Händen des Volks; ich darf sie also als bekannt voraussetzen.
Es war ihr sehr erwünscht, jetzt nicht sprechen zu müssen, denn der Gedanke, daß der junge Mediziner ein Freund Leos war, beschäftigte sie unaufhörlich. Sie entsann sich jetzt auch, von Leo den Namen Andres öfter gehört zu haben. Gerne hätte sie sich bei Tisch noch von ihm erzählen lassen, ihn nach manchem gefragt, aber der scharfe Beobachter gegenüber lähmte ihre Zunge.
Leomännchen aber hatte schon Tränen in den Augen, und er rief entrüstet: »Böse Anna, unartige Anna!« worauf diese entgegnete: »Süßes Leomännchen, herziges, zuckeriges Leobübchen, großer Kaiser!« »Ach, so laß mich doch mal endlich in Ruh, du garstiges Ding!« Und große Tränen rollten über Leos runde Bäckchen. »Ach, ein weinender Kaiser!« Und Anna deutete mit dem Finger nach ihm.
Einen Augenblick betrachtete Ilse sinnend das kleine Kunstwerk, dann schweifte ein Blick zu einem Bilde hin, das von dem hellen Licht scharf beleuchtet wurde. Fast betroffen fuhr sie zurück, als stände nicht Leos Bild, sondern er selbst dort. Sie nahm es in beide Hände, und die Tränen schossen ihr in die Augen.
Eine kleine Pause entstand, denn Ilse konnte sich nicht entschließen, Leos Namen über die Lippen zu bringen, den sie in der letzten Zeit gar nicht mehr ausgesprochen hatte, den sie wie ein Geheimnis tief verborgen im Herzen trug. „Sie halten mich gewiß für recht kindisch,“ begann sie endlich, „und wissen nicht, was Sie von mir denken sollen. Ja, es ist wahr, Assessor Gontrau ist mein Bräutigam.
Eine so dankbare uneigennützige Liebe leuchtete aus ihren Augen, daß Ilse beschämt die ihrigen zu Boden senkte; so wie die Freundin eben sprach, hatte sie noch nie gefühlt, solche Gedanken waren noch nicht in ihr aufgestiegen. Dies machte sie doch stutzig. Hatte sie eigentlich jemals eine Regung des Dankes für alle Liebe und Zärtlichkeit Leos gehabt? Nein, das war ihr nie eingefallen!
Und damit schien der schöne Traum Leos, der freisinnigen Bürger und Sozialdemokraten zerstört, denn es fehlte ihnen genau eine Stimme zur Zweidrittelmajorität, ohne die eine Aenderung der Verfassung nicht vorgenommen werden konnte.
Schluchzend flüsterte sie den Namen Leos vor sich hin, küßte ihn in Gedanken und rief ihm leise Koseworte nach, die der Wind verschlang. Oben auf der Höhe trieb sich ein Bettler herum, der die Postwagen ablauerte. Er war in Lumpen gehüllt, und ein alter verwetterter Filzhut, rund wie ein Becken, verdeckte sein Gesicht.
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