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Aktualisiert: 17. Mai 2025
Bis dahin werden wir wohl Klarheit darüber haben, ob unser hochverehrter Kollege, Herr Nationalrat Krötzl, überhaupt noch unter den Lebenden weilt.« Totenstille entstand nach diesen Worten, die nicht zurückzuweisen waren. Sollte Krötzl wirklich mit Gewalt verhindert worden sein, an der Sitzung teilzunehmen, so mußte man wohl oder übel warten.
Sie sind ja Kenner, Herr Nationalrat, und werden sehr bald zugeben, einen solchen Wein, wie ich ihn Ihnen kredenze, im Leben noch nicht genossen zu haben.« Wie elektrisiert sprang Herr Krötzl aus dem Bett, zog sich notdürftig an und streichelte dann bewundernd die eine der sechs Weinflaschen nach der anderen, die mit allen Zeichen des ehrwürdigen Alters vor ihm standen.
Es verging eine weitere halbe Stunde, bevor Krötzl zu einem Fernsprecher geführt wurde, er bekam natürlich keine Verbindung mit dem Parlament, da dort alle Nummern besetzt waren, und als er endlich die Verbindung hatte und der Parteisekretär zur Stelle gebracht war, schrie ihm dieser in die Ohren, daß er ein besoffenes Schwein sei; ein von den Juden gekaufter Gauner und bereits alles vorbei wäre.
Das zweite Glas wurde auf den Sieg des Herrn Krötzl geleert, das dritte auf »Nieder mit den Juden«, das vierte auf »Hoch die schöne, judenreine Stadt Wien«. Dann wurde einer Flasche des blutroten Bordeaux der Hals gebrochen, und als sie zur Neige ging und Leo die dritte Flasche entkorkte, trug ihm Krötzl die Bruderschaft an.
Tausend Meter etwa fuhr dann auch das Auto, dann blieb es weit und breit von jeder Behausung entfernt stehen, und achselzuckend erklärte der Chauffeur, daß etwas am Motor in Unordnung sei und er nicht weiter könne. Im Galopp rannte der nüchtern gewordene Krötzl die tausend Meter nach der Irrenanstalt zurück.
Abends lauerte er dann vor dem Haustor dem Herrn Krötzl auf, der sich gerade nach der feierlichen Eröffnungssitzung des Hauses ins Wirtshaus begeben wollte, gratulierte ihm herzlich zu seiner Wiederwahl und sagte: »Lieber Herr Nationalrat, ich möchte morgen auch der historischen Tagung des Hauses beiwohnen.
Da sie zurückgerichtet war, wies sie auf eins. Entsetzt riß Krötzl den Wagenschlag auf, schimpfend und tobend drang er auf den Chauffeur ein, der gleichmütig erklärte, er habe als Fahrtziel Steinhof verstanden und der andere Herr sei unterwegs ausgestiegen.
Für Wien selbst waren Vorsichtsmaßregeln nicht notwendig, denn in Wien war einzig und allein der Häuseragent Herr Wenzel Krötzl von den Weinbauern und Wirten des neunzehnten Bezirkes, denen es in dem judenreinen Wien sehr gut ging, gewählt worden. Seiner war man in jeder Beziehung sicher und er erfreute sich einer vorzüglichen Gesundheit.
Die sechste Flasche wurde von Leo, ohne daß Krötzl, dem sich die Welt vor den Augen zu drehen begann, es merkte, zur Hälfte mit Kognak gemischt, und nun hieß es Schluß machen, weil der Herr Nationalrat sonst überhaupt nicht mehr die Treppen hinuntergebracht hätte werden können und die richtiggehende Uhr auf zwölf ging, also die Gefahr bestand, daß jeden Augenblick die Parteigenossen Krötzls nach ihm fahnden würden.
Nicht nur, daß dies auf dem Türschild vermerkt stand, Herr Krötzl schrie auch, während er hin- und hertaumelte, immerzu: »Wann aner sagt, daß i b'soffen bin, so is er a jüdischer Gauner! I bin a g'wählter Nationalrat, an Abgeordneter und hab' fufzich Häuser zum verkaufen, die was früher denen Saujuden g'hört ham!«
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