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Aktualisiert: 17. Juli 2025
Dieser Herr Krötzl bildete nun die einzige und letzte Hoffnung Leos, während Lotte unter der schweren Enttäuschung fast zusammenbrach. Sie weinte den ganzen Tag, kaum daß sie noch die Energie aufbrachte, täglich zu Leo zu eilen, der sich vergebens bemühte, ihr Mut und Hoffnung einzuflößen.
Der sehr ehrenwerte Herr Krötzl, diese einzige Wiener Zierde der christlichsozialen Partei, hat nämlich schon am frühen Morgen in Gesellschaft eines lustigen Kumpanen, seines Wohnungsnachbars, eine kleine Siegesfeier begangen und entschieden mehr getrunken, als er verträgt.
Sein Nachbar, der mir diese Mitteilung macht und den ich persönlich als zuverlässigen Ehrenmann kenne, fuhr dann mit Krötzl in einem Autotaxi hieher, mußte aber vorzeitig aussteigen, weil er den Gestank im Wagen nicht aushielt. Herr Krötzl gehört nämlich zu jener alten Garde, die sich lieber übergibt als stirbt.
Herr Krötzl war noch immer nicht da, die Diener konnten nur berichten, daß er in seinem Bureau überhaupt nicht gewesen und sein Wohnhaus in Begleitung eines anderen Herrn vormittags, ersichtlich angeheitert, verlassen habe. Ein Großdeutscher machte den letzten Rettungsversuch.
Leo stieg ein, setzte sich neben Krötzl, der schon als halbe Weinleiche in der Ecke lag, und in mäßigem Tempo ging es vorwärts. Am Tage vorher hatte Leo mit dem Chauffeur eine wichtige Unterredung gehabt, die mit der Frage begann: »Wollen Sie hundert französische Francs verdienen?«
Leo, der fast nie Gelegenheit fand, mit irgend jemandem außer mit Lotte und seiner Aufwartefrau zu sprechen, hatte in der letzten Zeit zwei Bekanntschaften gemacht, die ihm wichtig dünkten. Die eine bestand in der Person des Nationalrates Wenzel Krötzl, die andere war der Inhaber des großen Modehauses in der Kärntnerstraße, Herr Habietnik.
Leo half ihm in die Wohnung, die unterhalb seines Ateliers gelegen war und erfuhr bei dieser Gelegenheit, daß er den ehrsamen Nationalrat Wenzel Krötzl vor sich hatte, seines Zeichens im Nebenberuf Häuserschieber.
Wo sich in diesem Augenblick die springlebendige Leiche des Herrn Krötzl befindet, weiß ich nicht, aber das geht uns auch nichts an und man wird unmöglich verlangen, daß wir uns vertagen, bis Herr Krötzl nüchtern geworden ist.« Tosende Heiterkeit erfüllte das Haus und es wurde nunmehr nach der Anordnung des Präsidenten zur Abstimmung geschritten.
Sie hörten nicht einmal ihren eigenen Kontra-Redner an, die Diener wurden mit Automobilen ausgeschickt, um Krötzl aus seinem Bureau in der Inneren Stadt oder aus der Wohnung in der Billrothstraße zu holen. Noch wäre vielleicht die Situation zu retten gewesen, wenn man die Geistesgegenwart gehabt hatte, den Kontra-Redner zu veranlassen, stundenlang bis zum Eintreffen Krötzls zu sprechen.
Herr Krötzl fühlte sich durch die Liebenswürdigkeit des vornehmen und, wie es schien, sehr reichen jungen Franzosen höchst geschmeichelt, er nahm die Einladung dankend an und fügte hinzu: »Bin Ihnen sogar sehr verbunden, wenn Sie um zehn Uhr zu mir kommen, weil i' dann net riskier', zu verschlafen.
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