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Und als sie immer noch zögerte, erschien ihr Lucies Bild vor den Augen und blickte sie flehend an. Sie legte die Hand auf die Klinke, drückte sie sanft nieder und befand sich nun in einem kleinen Vorraum, welcher nur durch eine Portiere von Leos Zimmer getrennt war. Auf den Fußspitzen schlich Ilse näher, schob den Vorhang auseinander und konnte nun das ganze Zimmer übersehen.

Das herrliche Jahrhundert Leos X. trat in der neuen Welt mit einer Grausamkeit auf, wie man sie nur den finstersten Jahrhunderten zutrauen sollte. Man wundert sich aber nicht so sehr über das entsetzliche Bild der Eroberung von Amerika, wenn man daran denkt, was trotz der Segnungen einer menschlicheren Gesetzgebung noch jetzt auf den Westküsten von Afrika vorgeht.

Und Frau Anne dachte, es wäre am Ende auch besser, wenn sie nicht schriebe, denn das Gezwungene, was ein Brief unter diesen Verhältnissen haben würde, mußte die Eltern Leos, denen sie stets eine kindliche Liebe entgegen gebracht hatte, und die mit so großer Zärtlichkeit an der Schwiegertochter hingen, doch befremden.

Vernünftig und fügsam war sie wohl in der Pension geworden, aber auf wie lange? Durch die stete Nachgiebigkeit ihres Vaters und die blinde Liebe Leos war ihr alter Trotz bald wieder hervorgebrochen. Aber jetzt kehrte sie für immer geheilt zurück, hatte sie doch das bestimmte Gefühl, daß sie nicht wieder in ihren alten Fehler zurückfallen würde.

Frau Spineder sah noch rasch in die Küche nach dem Karpfen, der Sachertorte und den Krapfen; Lotte hing aber schon am Halse Leos und schluchzte wortlos an seiner Brust. Leo Strakosch, schlank, dunkelhaarig, glattrasiert, mit lebhaften braunen Augen, aus denen Klugheit und Humor blitzten, war um zehn Jahre älter als Lotte.

Als vor Jahresfrist zuerst in politischen Kreisen von dem Plan des Führers der Christlichsozialen, ein Antijudengesetz durchzubringen, geraunt wurde, hatte Hofrat Spineder daran nicht glauben wollen und können. Und als er daran glauben mußte, war seine Empörung maßlos gewesen. Und noch größer sein Schmerz über den Schicksalsschlag, den die bevorstehende Ausweisung Leos für seine Tochter bedeutete.

Mama,“ begann sie wieder, „wissen denn Leos Eltern, was zwischen uns vorgefallen ist?“ Sie seufzte bei dieser Frage, denn der Gedanke, daß sie auch ihnen eine Aufklärung geben müßte, war ihr höchst peinlich. „Beruhige dich, Ilse,“ tröstete sie Frau Anne, „Gontraus wissen nichts.

Nachdem sich Emma endlich von der Frau losgemacht hatte, nahm sie Leos Arm. Eine Zeitlang schritten sie flott vorwärts. Dann wurde sie langsamer, und Emmas Blick, der bisher geradeaus gegangen war, glitt über die Schulter ihres Begleiters. Er hatte einen schwarzen Samtkragen auf seinem Rocke, auf den sein kastanienbraunes wohlgepflegtes Haar schlicht herabwallte.

Sie verwünschte sich, Leos Geliebte nicht geworden zu sein. Sie dürstete nach seinen Lippen. Am liebsten wäre sie ihm nachgelaufen, hätte sich in seine Arme geworfen und ihm gesagt: »Hier bin ich!

Und der Hund wäre auch bis dahin zu alt, jetzt wäre er gerade recht. Aber ich glaub's gern, daß du ihn nicht hergibst," sagte er freundlich zu Gebhard, dessen Hand streichelnd auf Leos Kopf ruhte. Dieser Ton ermutigte Gebhard zu Fragen, die ihn längst beschäftigt hatten. "Ich kann mir gar nicht denken," sagte er, "wie ich meinen Hund lehren sollte, daß er Fremde aufsucht, Verwundete.