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Aktualisiert: 3. Mai 2025
»Ich will um Verzeihung bitten,« sagte sie in leisem Tone, es war, als ob sie sich scheue, ihre eigenen Worte zu hören. Ueber der Lehrerin Gesicht glitt ein Freudenschimmer. Sie nahm die Reuige in den Arm und küßte sie zärtlich. »Geh’ – geh’,« sagte sie gerührt, »und wenn je ein böser Geist wieder über dich kommen will, denk’ an Lucies traurige Geschichte.«
Und als sie immer noch zögerte, erschien ihr Lucies Bild vor den Augen und blickte sie flehend an. Sie legte die Hand auf die Klinke, drückte sie sanft nieder und befand sich nun in einem kleinen Vorraum, welcher nur durch eine Portiere von Leos Zimmer getrennt war. Auf den Fußspitzen schlich Ilse näher, schob den Vorhang auseinander und konnte nun das ganze Zimmer übersehen.
Dann gehe ich lieber gleich zu meinen Eltern,« – da war es wieder Lucies warnendes Beispiel, das diese böse Antwort von ihren Lippen scheuchte. Zögernd und noch immer schluchzend ergriff sie des Fräuleins Hand. »Nie – wieder!« stammelte sie.
»Es waren die letzten Worte, die sie von ihm gehört hat. »Nach einer in Aufregung durchwachten Nacht brach der nächste Tag an. Der trotzige Aufruhr in Lucies Innern hatte sich gelegt und einer unzufriedenen Stimmung Raum gemacht. Nachzugeben fühlte sie sich auch heute nicht geneigt, aber sie wollte ihn heute anhören, wenn er kam, – und daß er kommen werde, darauf hoffte sie fest.
Onkel Curt wollte erst nach unsrer Verheiratung die Erlaubnis dazu geben. Auch heute kann ich nur wenige Zeilen Dir schreiben, mein Mann steht hinter mir und treibt, daß ich aufhöre. »Denkst Du noch an Lucies Geschichte? – Jene Lucie hieß Lotte und war ich selbst – und der Maler? – Nun, Du errätst schon, wer es war, ohne daß ich ihn nenne.
»Lucies Brautzeit neigte sich zu Ende,« fuhr Fräulein Güssow fort, »in vier Wochen sollte die Hochzeit sein. An dem Morgen eines herrlichen Maitages saß das Brautpaar auf der Veranda vor dem Hause und träumte sich in die Zukunft hinein.
»Er hat sie sehr geliebt,« entgegnete die Lehrerin und sah hinaus auf den strömenden Regen; »aber er war ein ganzer Mann, der Lucies trotzigen Widerstand nicht länger ertragen konnte.« »Und wo ist Lucie geblieben?« »Lucie?« wiederholte Fräulein Güssow zögernd, – »ein trauriges Geschick hat sie getroffen. Ein Jahr nach dem Geschehenen verlor die Großmutter fast ihr ganzes Vermögen.
Ilse stand noch immer von ihm abgewandt, in ihr kämpften die widerstreitendsten Gefühle. Ihr Herz zog sie zu ihm hin, aber sie konnte die Brücke nicht finden, die über den breiten Strom führte, der sie noch von ihm trennte. Da war es plötzlich, als stiege Lucies Bild vor ihr auf, als vernähme sie eine Stimme, die ihr warnend zurief: »Willst du ihn verlieren? – Denke an mein Geschick!«
Die Gestalten, die jetzt schattenhaft vorüber huschten, verfolgte sie nicht mehr mit ungeduldig klopfendem Herzen, sie war mutlos geworden! Vor ihrer geängstigten Seele stand Lucies Bild, und wie es sie gestern zur Umkehr bewegen wollte, blickte es sie jetzt mit schmerzlichen Augen an und schien ihr zu sagen: „Er kommt nicht!
Lucies Bild trat ihr plötzlich deutlich vor Augen, mahnend schien es ihr zuzurufen: „Kehre um, kehre um!“ Fast war es, als würde sie schwankend in ihrem Entschlusse, denn auf ihrem Antlitz spiegelten sich bange Zweifel, aber Leos Bild drängte sich dazwischen, sie sah sein heiteres Antlitz, hörte sein ausgelassenes Lachen – und „fort! fort!“ rief es nun in ihrem Innern.
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