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Aktualisiert: 18. Juni 2025
Welchen Aufruhr sie in Ilse heraufbeschworen, ahnte sie nicht, sie würde ihn auch schwerlich begriffen haben, glaubte sie doch fest, durch eine öffentliche Beschämung Ilses Widerstand ein für allemal geheilt zu haben. Wie wenig verstand sie ein leidenschaftliches Gemüt! Gerade das Gegenteil hatte sie hervorgerufen. Ilses wilder Trotz stand in lichterlohen Flammen.
Frau Anne betrat das Haus ihres Mannes mit dem festen Vorsatze, seinem Kinde die treueste, liebevollste Mutter zu sein und alles aufzubieten, um ihr die früh Verlorene zu ersetzen; indes jede herzliche Annäherung von ihrer Seite scheiterte an Ilses trotzigem Widerstande.
Fräulein Raimar war sehr aufgebracht über Ilses Betragen gewesen und sie hatte die Absicht gehabt, ihr eine derbe Lektion dafür zu geben, als sie indes dieselbe so zerknirscht und reuevoll vor sich stehen sah, wurde sie milder gestimmt.
„Ja, ich bin sehr schläfrig, ich fürchte aber, ich kann nicht schlafen, denn alles tanzt wirr in mein Kopf. Ich will nochmal nach unsre Trotzkopf sehen, ob sie schläft. Adieu so lange, Liebster.“ Leise ging sie in Ilses Zimmer und trat an ihr Bett. Diese schlief fest. Noch sah man die Spuren vergossener Tränen auf ihren Wangen, aber sie lächelte im Traume.
Sie meinte, daß eine Natur wie Ilses nicht mit Gewalt zum Nachgeben gezwungen werden dürfe. »Nun wollen wir zurück in den Speisesaal gehen,« sagte sie, und Ilse wagte keine Widerrede. Sie folgte dem Fräulein mit niedergeschlagenen Augen, sie hatte Furcht vor den vielen peinlichen Blicken, die sich alle auf sie richten würden. Als sie eintraten, war das Zimmer leer und die Frühstückszeit vorüber.
Ich soll mir alles gefallen lassen von ihm, so denkst auch du, Nellie; aber deshalb demütige ich mich doch nicht vor ihm!“ Nellie schwieg. Sie merkte, daß jetzt keines ihrer gutgemeinten Worte etwas fruchten, ja, daß ihr Zureden Ilses Trotz nur verschlimmern könnte. Aber sie wünschte in diesem Augenblick sehnsüchtig, daß bald die Zeit kommen möchte, die Ilse bekehren und ändern würde.
„Und was sollen wir tun, Fred?“ fragte sie schließlich. „Ilse ist ein unvernünftiges Kind; wir müssen für sie handeln.“ Er hatte bei ihrer Erzählung mehrmals unwillig den Kopf geschüttelt. „Ja, was sollen wir tun?“ wiederholte er. „Ich hatte geglaubt, Ilses Trotz wäre gebrochen, sie wäre ein vernünftiges Mädchen geworden, und jetzt macht sie solche Streiche!
Er sagte nichts weiter als diese wenigen Worte, die er mühsam Atem holend hervorbrachte. Herr Macket hatte ihn schweigend, mit den Händen auf dem Rücken, angehört und setzte nun seine Wanderung im Zimmer auf und ab wieder fort. Frau Anne sah voll Mitleid auf den jungen Mann, der durch Ilses Leichtsinn tief getroffen war.
„O, bitte Kind, beruhige dir,“ bat Nellie, „kannst du mir jetzt deine Geschichte noch nicht erzählen, so warte ich bis morgen. Weine nicht mehr, armes darling.“ Doch unaufhaltsam flossen Ilses Tränen. Nellie war aufgestanden und nahm einen Leuchter vom Tisch, den sie anzündete. Sie wußte jetzt genug und drang deshalb nicht weiter in Ilse. Also ein Streit mit Leo war die Ursache ihrer Flucht!
„Was hast du, darling, ist dich nicht wohl?“ fragte sie leise und blickte verwundert in das starre Gesicht des jungen Mädchens. „Mir fehlt gar nichts, Nellie, ich bin ganz wohl,“ erwiderte Ilse ruhig und setzte sich neben Orla. Aus Lüders’ Antlitz war bei Ilses Eintreten doch die Farbe gewichen.
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