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Aktualisiert: 20. Mai 2025
In der Schankstube wurden inzwischen die fünfzig Mark vertrunken, die der Kommerzienrat gespendet hatte. In eine der Fensternischen hatte sich Liese Braumüller mit ihrer Freundin Guste Thielemann zurückgezogen. Beide wisperten eifrig miteinander.
Auf einmal hatte sie begriffen. „So eine Gemeinheit!“ rief sie entsetzt. Über Käthchens Mienen breitete sich ein Lächeln des Genusses aus. Diederich seinerseits wehrte beteuernd ab. Guste streckte den Finger aus gegen Käthchen. „Das habt ihr Mädchen euch ausgedacht! Ihr seid mir neidisch wegen meinem Geld!“ „Pöh“, machte Käthchen. „Dein Geld wollen wir überhaupt nicht, wenn so was dabei ist.“
„Die Porträtmalerei natürlich, wegen der Kaiserbilder. Das übrige ist nicht so wichtig.“ „Und der Roman?“ „Der ist keine Kunst. Wenigstens Gott sei Dank keine deutsche: das sagt schon der Name.“ Und dann war der Hochzeitstag da. Denn beide hatten Eile: Guste wegen der Leute, Diederich aus Gründen der Politik.
Erst die Versicherung des Portiers, daß Seine Majestät nun frühstücke, erlaubte es Diederich, sich Gustes zu erinnern. „Wie siehst du aus!“ rief sie bei seinem Anblick und zog sich gegen die Wand zurück. Denn er war rot wie eine Tomate, völlig aufgeweicht, und sein Blick war hell und wild wie der eines germanischen Kriegers der Vorzeit auf einem Eroberungszuge durch Welschland. „Dies ist ein großer Tag für die nationale Sache!“ versetzte er mit Wucht. „Seine Majestät und ich, wir machen moralische Eroberungen!“ Wie er dastand! Guste vergaß ihren Schrecken und den
Als das letzte gefallen war, verharrte sie einen Augenblick reglos, und dann warf sie die Hände vor das Gesicht. Sie schluchzte, man sah ihre Wangen aufquellen und die Tränen ihr durch die Finger rinnen. Sie hatte kein Schnupftuch; Diederich lieh es ihr, betreten durch ihren Schmerz. „Schließlich“, meinte er, „ist ja so viel nicht an ihm verloren.“ Da aber empörte sich Guste. „Das sagen Sie!
Verdutzt sperrte er die Fabrik zu und redete laut dabei vor sich hin. „Nun sag’ mir einer, ist das Instinkt oder Berechnung?“ Er schüttelte sorgenvoll den Kopf über das ewige Rätsel der Weiblichkeit, das in Guste verkörpert war. Vielleicht, so sagte sich Diederich, ging es vorwärts mit Guste, freilich ging es langsam.
Mit den Spitzen ihrer Handschuhe hob Guste einen der Fetzen vom Boden. Plötzlich hatte Diederich ihr Handgelenk gefangen und küßte es gierig, im Spalt des Handschuhs. Erschreckt sah sie sich um. „Ach so, alle Leute sind schon fort.“ Sie lachte selbstsicher. „Ich hab’ mir doch gleich gedacht, was Sie jetzt noch in der Fabrik zu tun haben.“ Diederich machte ein herausforderndes Gesicht. „Na und Sie?
Wenn das Interesse Seiner Majestät in Betracht kommt, kannst du machen was du willst, ich sage nichts, und eventuell –.“ Eine Handbewegung gab zu verstehen, daß auch er, in einen derartigen Konflikt gestellt, Guste unbedenklich dahinopfern würde. Dies erboste Guste. „Das ist ja Mord! Wie komm’ ich dazu, daß ich muß draufgehen, weil Lohengrin ein temperamentloser Hammel ist.
Diederich schwang sich elastisch aus seinem Fauteuil, sagte schnarrend: „Gnädigstes Fräulein!“ und unternahm einen Handkuß. Guste lachte. „Reißen Sie sich nur kein Bein aus!“ Aber sie tröstete ihn gleich wieder. „Man sieht sofort, was ein feiner Mann ist. Der Herr Leutnant von Brietzen macht es auch so.“ „Ja, ja,“ sagte Frau Daimchen, „bei uns verkehren alle Herren Offiziere.
Wissen Sie, daß Wolfgang sein Staatsexamen gemacht hat? Was soll er hier in Netzig? In Berlin kann er mit unserem vielen Geld was werden.“ Diederich bestätigte: „Er wollte ja schon immer Minister oder so was werden.“ Leis höhnisch setzte er hinzu: „Das soll ja ganz leicht sein.“ Guste nahm sofort eine feindliche Haltung ein. „Der Sohn vom alten Herrn Buck ist eben nicht jeder“, sagte sie spitz.
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