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Aktualisiert: 25. Juni 2025
Von seiner Seite war nur Lauheit im Spiel gewesen, die Scherereien mit der Regierung hatten ihn verdrossen, jetzt auf einmal, da der mächtige Mann seine Stimme für den Findling erhob, wurde er sich seiner Bereitwilligkeit bewußt, alles Fördernswerte für Caspar Hauser zu tun, und er erklärte sich ohne weiteres einverstanden, als Herr von Feuerbach verlangte, der Knabe müsse seiner bisherigen Lage entrissen werden. »Er soll in eine geordnete Pflege kommen,« sagte der Präsident, »Professor Daumer hat sich freiwillig erboten, ihn zu sich ins Haus zu nehmen, und ich wünsche nicht, daß dieser Schritt im geringsten verzögert werde.«
Caspar schlug langsam die Augen auf, machte mit dem Arm eine weite Geste, als wolle er den ganzen Erdkreis in das Wort einbeziehen und sagte: »Die Mutter.« Feuerbach wandte sich weg, ging zum Fenster und blieb schweigend stehen.
Der Präsident Feuerbach legte nämlich sein Veto ein gegen die Entfernung Caspars aus Nürnberg. Er schickte einen Privatboten an den Bürgermeister Binder und ließ ihn wissen, daß er soeben von seiner Badekur in Karlsbad zurückgekommen und was im Werke sei als vollkommene Neuigkeit vernehme.
Beide waren offenbar schon einig, denn Feuerbach zeigte sich sehr aufgeräumt, und als sich der Lord wegen des gestrigen Zwischenfalls mit dem Wagen bei Quandt entschuldigte, hatte der Präsident seinen Spaß an der Verlegenheit des Lehrers, die er durch harmlose Witzchen über zerstreute Denker und dergleichen noch steigerte.
Sehr benommen von solcher Huld, verbeugte sich der Lehrer abermals tief, machte sein Kompliment gegen den Präsidenten und ging. Auch Stanhope entfernte sich bald, da Feuerbach zu einer Gerichtssitzung mußte. Im Hotel angekommen, verbrachte er zwei Stunden mit dem Schreiben eines Briefes, und als er fertig war, schickte er den Jäger damit ab.
Mit Mühe hielten besonnene Freunde ihn davon zurück. »Aber es muß doch etwas geschehen!« warf er ihnen voll Empörung entgegen, »man ist ja auf dem besten Weg, einen Justizmord zu begehen, und soll ich dazu die Hände in den Schoß legen?« »Das ratsamste wäre,« antwortete der Freiherr von Tucher, der bei diesem Auftritt anwesend war, »sich persönlich an den Staatsrat Feuerbach zu wenden.«
Caspar, sehr traurig und erschrocken, stellte sich zum Fenster und malte, schmerzlich versonnen, wie er war, mit dem Finger den Namen Feuerbach in die beschweißte Scheibe. Indes trat Dillmann ein und ging händeringend auf seinen Platz zu.
»Stehen Sie auf,« herrschte endlich der Präsident Caspar an. Dieser gehorchte. Feuerbach packte ihn beim Handgelenk und sagte halb drohend, halb beschwörend: »Nicht mucksen, Hauser, nicht mucksen! Stille halten! Stille sein! Abwarten! Ist vorläufig nichts weiter zu tun.« Caspars Gesicht, stumm erregt wie das eines Fiebernden, wurde starrer.
Daumer an den Präsidenten Feuerbach: Ich fühle mich verpflichtet, Eurer Exzellenz von den Ereignissen der letzten Tage eine wahrheitsgetreue Darstellung zu machen, insoweit eben Wahrheit auf zwei Augen ruht.
Spätnachmittags waren Daumer und Herr von Tucher aus Ansbach wieder angelangt, und in ihrer Begleitung befand sich der Staatsrat von Feuerbach, der sich entschlossen hatte, den Findling selbst zu besuchen und womöglich Klarheit in das unfruchtbare Hinundher von Akten und Erlässen zu bringen.
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