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Aktualisiert: 26. Juli 2025
»Herr Schröder,« stammelte er erregt, »Herr Schröder, merr kriehe Kinner!« »#Merr#??« meinte Herr Schröder. »Merr? Net, daß ich wißt'!« Adolf Borges stürmte davon. Er rannte unterwegs eine alte Dame um, aber er hatte keine Zeit, sie um Entschuldigung zu bitten, sondern er fauchte nur im Weitersausen: »Ahl Schachtel, kannstde net Blatz mache!« Als er zu Hause ankam, war schon alles vorbei.
Und nun war die Seelennot da, aber die Natur spendete keinen Trost, das Guthaben war erschöpft, und er fühlte, nie wieder würde ihm diese Sparkasse Erquickung auszahlen. Ja, Bindegerst hatte recht: das Leben ist eine Gemeinheit. Eine so unbarmherzige Gemeinheit, daß die guten Kerle, wie Adolf Borges, niemals mit ihm zurecht kommen können.
Das Wissen, das er sich durch fieberhaftes Lesen angeeignet hatte, die stille Würde, die die Beschäftigung mit ewiger Kunst dem Jünger verleiht, ließen ihn die Beteiligung an den billigen Späßen der übrigen Angestellten verschmähen; Adolf Borges war einer der wenigen Menschen, in denen er verwandte Anlagen zu ahnen glaubte. Von dem aber trennte ihn die tiefe Kluft des Bildungsunterschiedes.
Adolf Borges sprang die Treppe hinunter, mit jedem Sprung drei Stufen, mit den Händen gestikulierend und immer wieder jauchzend: »In annerne Zuständ! In annerne Zuständ!«
»Kättche, hol de Quetschekuche von heut Middag!« befahl der Vater. »Der Herr Borges werd Abbeditt hawwe!« Ach nein, der Herr Borges hatte jetzt gar keinen Appetit. Der Magen erschien ihm jetzt als der prosaischste Körperteil, den Gott geschaffen hat.
Er hatte ein ganz unbestimmbares Gefühl, so ein Mittelding zwischen Lachen und Weinen, Wonne und Schmerz, und wenn ihn jetzt ein Kassenarzt gefragt hätte: »Herr Borges, wo tut's Ihnen weh?« er hätte es beim besten Willen nicht sagen können.
Das Einzige, was Adolf aus dem Geschlechte Borges mit Siegfried aus dem Geschlechte Wälsungen gemein hatte, waren die treuherzigen blauen Augen. Er sah mit diesen Augen so kindlich unschuldig in die Welt, daß sich jede Mücke sagte: »Der kann Dir nichts zu leid tun!«, und sich auf seine Nase setzte.
Adolf Borges brachte es zu nichts auf der Welt und blieb Ausläufer bei Feldmann & Schröder in der Schloßstraße zu Offenbach am Main. Er schnürte Pakete und besorgte Gänge, er staubte die Pulte ab und reinigte die Tintenfässer.
Allein seine Schüchternheit sagte ihm, es sei doch zu unhöflich, abzulehnen, und so meinte er: »Ich mach merr zwar Awends nix aus Bier, aber no, ich wer' net gleich draa sterwe!« Und Katharina flüsterte holdselig: »Sie sin iwwerhaapts so solid, Herr Borges! So'n solide Mann haww ich noch kaan kenne gelernt! Ach, Herr Borges!«
Und so harrte er in der Türe, mit den Tränen kämpfend, und ihm war, eine eherne Faust würge ihm die Gurgel. »Mach wenigstens die Dhür zu!« forderte ihn Bindegerst auf und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. »Zugluft is net gut for so'n Schwerverwundete!« Mechanisch gehorchte Adolf Borges und trat neben ihn an die Drechslerbank, stumpf seinem Beginnen zuschauend.
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