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Aktualisiert: 19. Juni 2025


Das Gesicht der Agentenwitwe war von wilder Hingabe zerklüftet; das Kind in ihrem Leibe bewegte sich. Da geschah etwas Unerwartetes: ein bärtiger Herr sprang aus seiner eleganten Equipage heraus, stand auf dem Bock und brüllte: »Landesverräter! Vaterlandsverräter!

Das gibt eine sechzehntausend Kilometer lange, lückenlose Leichenlinie, ein sechzehntausend Kilometer nicht Meter Kilometer langes Grab, das ganz Deutschland umspannt. Sechzehntausend Kilometer Leichen! ZivilisationEin wildes Schluchzen, das wie das Bellen eines Hundes klang. Aufgelöste Gesichter drehten sich einander zu. Weit offene Augen. Wortloses Fragen. Die Agentenwitwe sah Farben kreisen.

Die Agentenwitwe trug im schmerzdurchwirkten, aufgelösten Gesicht den unbegreiflich tiefen Glanz stiller Bereitschaft, als sie zum Kellner trat, der in der Dämmerung erschöpft an der Hausmauer lehnte und auf das in der Ferne verklingende, fanatische Triumphgebrüll der Kriegswitwen lauschte. Er glaubte, den anhaltenden, zündenden Schrei der robusten Witwe herauszuhören.

Da schrie die Agentenwitwe einen Satz, der die Nächststehenden in den Mittelpunkt des Gefühles traf und, mit Zusätzen versehen und von Mund zu Mund weitergegeben, die Menge durchlief, so daß den Kellner plötzlich die tausendfach gebrüllten Schreifetzen umtosten: »Ganze Volk! Leid gestürzt! . . . Millionen Tote! . . . Hunger! Kriegsgewinne! Hallunken

Da flog, die Zustimmungsrufe auseinanderschneidend, die Agentenwitwe durch die vor ihren geballten Händen entstehende Menschengasse durch, bis zum Wagen. Ihr Schmerz hatte sich gegen den ersten gedreht, der anderer Meinung war als sie. »Krieg mitverschuldet? Wir? Mein Mann? Mein Mann wollte nur leben«, schrie sie fassungslos. Kletterte hinauf. Wurde heruntergezogen. Kletterte wieder halb hinauf.

Berge von feindlichen LeichenGesichter glänzten. Freudenworte sprangen durch den Wagen. Hände flatterten. Befriedigter Haß saß auf den Bänken. Die bisher tot und blau gewesenen Augen der Agentenwitwe waren schwarz geworden vor befriedigter Rachgier. »Was steht da? Berge von feindlichen Leichen? Berge

>Die Leidtragenden<, denkt der Stabsarzt, denkt an die zweitausendfünfhundert Kilometer amputiertes Menschenglied. Und der Kellner sieht die Agentenwitwe, die fanatisierten Kriegswitwen. Er sieht die Mutter, die den gekreuzigten Sohn dem gewaltigen Zuge der Mütter voranträgt. Alle schweigen. Alle glauben an die Sekunde.

Der Geist Europas, die Menschlichkeit und die Liebe sind im Gelde erstarrt, Und das bedingt mit entsetzlicher Sicherheit das Elend, die Zukunftslosigkeit, den Untergang des europäischen MenschenAuch die Agentenwitwe war erstarrt. Auch die Menge war erstarrt und quälend still.

»Was sagt der? WasDie Agentenwitwe war vor Empörung und Staunen gelähmt. »Nur wer denkt und die Menschen liebt, kann ihnen den Frieden bringen . . . Wir denken nicht und lieben nur uns selbstDie Gesichter veränderten, verschlossen sich; eine leere Fläche entstand zwischen der Menge und dem Kellner. Der sagte: »Schon vor dem Kriege war die Liebe tot in uns.

Die Frauen dachten das nicht; es waren viele Kriegswitwen darunter und Mütter, die ihre Söhne verloren hatten. Der Schutzmann sagte: »Schreien Sie jetzt nicht mehrDie Agentenwitwe schrie: »Ich schreieEin Bürger dachte: man kann's ihr nicht verdenken. Und ging nach Hause. Die Trambahnwagen konnten nicht weiterfahren.

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