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Sonst schweigsam und zurückhaltend, wurde er sehr gesprächig, wenn das nasse Viertel eintrat, und dann erzählte er aus seinem abwechslungsreichen Leben Abenteuer und Begegnungen mit berühmten Persönlichkeiten. Wie weit das alles zurücklag!

Fürst Orsini, der von allem unterrichtet war, faßte den Entschluß, überhaupt nicht nach Venedig zu gehen. Er war schon in der Nähe Paduas, machte aber nun einen Bogen und begab sich mit seinem ganzen Gefolge nach Salò, in das für ihn vorbereitete Haus am Ufer des Gardasees. Er verbrachte dort den ganzen Sommer unter prächtigen und abwechslungsreichen Zerstreuungen.

Getrennt von seinen alten Freunden, fremd und unheimisch unter den neuen; nicht mehr dumpf in den engen Bezirk eines abgeschlossenen Lebens gebannt, sondern beunruhigt durch Einblicke in die Lebensführung anderer Kreise, erworben auf weiten und abwechslungsreichen Reisen beim Streifen weiterer Fernen; neben unerhörten, nicht endenwollenden Siegen eine lächerliche, zwecklose, einzig selbstverschuldete Niederlage hatte er Gefühle von Bitterkeit, Groll und wiederum gesättigter Rache kennen gelernt, die der schlichten, frohen Unbekümmertheit seiner Jugend bisher völlig fremd gewesen waren.

Mit diesen Worten nahm sie als erste am Tische Platz; ihr zur Seite Olivo, an ihrer andern Lorenzi. Ihnen gegenüber saß Amalia zwischen dem Marchese und Casanova; neben diesem an einem schmalen Tischende Marcolina; am andern, neben Olivo, der Abbate. Es war wie mittags ein einfaches und dabei höchst schmackhaftes Mahl. Die zwei älteren Töchter des Hauses, Teresina und Nanetta, reichten die Schüsseln und schenkten von dem trefflichen Wein, der auf Olivos Hügeln wuchs; und sowohl der Marchese wie der Abbate dankten den Mädchen mit scherzhaft derben Liebkosungen, die ein gestrengerer Vater als Olivo sich vielleicht verbeten hätte. Amalia schien nichts zu bemerken; sie war blaß, blickte trüb und sah aus wie eine Frau, die entschlossen ist, alt zu werden, weil das Jungsein jeden Sinn für sie verloren hat. Ist dies nun meine ganze Macht? dachte Casanova bitter, sie von der Seite betrachtend. Doch vielleicht war es die Beleuchtung, die Amaliens Züge so traurig veränderte. Es fiel nämlich nur ein breiter Strahl von Licht aus dem Innern des Hauses auf die Gäste; im übrigen ließ man sich’s am Dämmerschein des Himmels genügen. In scharfen schwarzen Linien schlossen die Baumwipfel alle Aussicht ab, und Casanova fühlte sich an irgendeinen geheimnisvollen Garten erinnert, in dem er vor vielen Jahren nächtlicherweile eine Geliebte erwartet hatte. »Muranoflüsterte er vor sich hin und erbebte; dann sprach er laut: »Es gibt einen Garten auf einer Insel nahe von Venedig, einen Klostergarten, den ich vor etlichen Jahrzehnten zum letztenmal betreten habe; – in dem duftete es nachts gerade so, wie heute hier.« – »Sie sind wohl auch einmal Mönch gewesenfragte die Marchesa scherzend. – »Beinaheerwiderte Casanova lächelnd und erzählte wahrheitsgemäß, daß ihm als einem fünfzehnjährigen Knaben der Patriarch von Venedig die niederen Weihen verliehen, daß er aber schon als Jüngling vorgezogen habe, das geistliche Gewand wieder abzulegen. Der Abbate tat eines nahegelegenen Frauenklosters Erwähnung, zu dessen Besuch er Casanova dringend rate, falls er es noch nicht kennen sollte. Olivo stimmte lebhaft zu; er rühmte den düstern alten Bau, die anmutige Gegend, in der er gelegen war, den abwechslungsreichen Weg dahin. Übrigens, fuhr der Abbate fort, habe die