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Eifersucht und Niedertracht machen den in der Seele tödlich verwundeten Dichter fast zum Tollhause reif. Kein Wunder, daß Grabbe innerlich und äußerlich zusammenbricht. Er ist schludrig in seinem Amt, merkt es, will sich rechtzeitig salvieren und richtet an den Fürsten ein Gesuch um Einstellung in die Armee als Hauptmann. Es kann kaum sein Ernst sein.

Auf Erden ist keiner, vor dem man sich zu beugen nötig hat. Da beugt man sich vor Gott. Um sein Gewissen zu beruhigen, um sich zu salvieren. Oder Einsamkeitsgefühl? Grauen vor der Einsamkeit? Ich liebe sie doch! Jeg elsker dig! Es war kühn, ihr meine Blockhausphantasie vorzulesen. Aber sie weiss nun, wie ich es meine. Es wäre Wahnsinn, zu glauben, sie könne sich auf so was einlassen.

Was will sie von dir, dachte ich, und was soll das heißen? Indem ich aber hierüber hin und her sann, entstand und lohete schon eine große Dankbarkeit in mir für alles mögliche und unmögliche, was irgend in dem Vorfalle liegen mochte, wogegen mein Ordnungssinn und das Bewußtsein meiner geringen und wenig anmutigen Person den widerwärtigsten Streit erhob. Als ich hieraus nicht klug wurde, verfielen meine Gedanken plötzlich auf den Ausweg, daß diese scheinbar so schöne und tüchtige Frau am Ende ganz einfach ein leichtfertiges und verbuhltes Wesen sei, das sich zu schaffen mache, mit wem es sei, und selbst mit einem armen Unteroffizier eine schlechte Geschichte anzuheben nicht verschmähe. Diese verwünschte Ansicht tat mir so weh und traf mich so unvermutet, daß ich wutentbrannt einen ungeheuren rauhen Eber niederschoß, der eben durch die hohen Bergkräuter heranbrach, und meine Kugel saß fast gleichzeitig und ebenso unvermutet und unwillkommen in seinem Gehirn, wie jener niederträchtige Gedanke in dem meinigen, und schon war mir zumute, als ob das wilde Tier noch zu beneiden wäre um seine Errungenschaft im Vergleich zu der meinigen. Ich setzte mich auf die tote Bestie; vor meinen Gedanken ging die schöne Gestalt vorüber und ich sah sie deutlich, wie sie die drei Male gekommen war, mit jeder ihrer Bewegungen, und jedes Wort tönte noch nach. Aber merkwürdigerweise ging dies gute Gedächtnis noch über diesen Tag hinaus und zurück überhaupt bis auf den ersten Tag, wo ich sie gesehen, den ganzen Zeitraum hindurch, wo ich doch gänzlich ruhig gewesen. Wie man bei ganz durchsichtiger Luft, wenn es Regen geben will, an entfernten Bergen viele Einzelheiten deutlich sieht, die man sonst nicht wahrnimmt, und in stiller Nacht die fernsten Glocken schlagen hört, so entdeckte ich jetzt mit Verwunderung, daß aus jenem ganzen Zeitraume jede Art und Wendung ihrer Erscheinung, jedes einzelne Auftreten sich ohne mein Wissen mir eingeprägt hatte, und fast jedes ihrer Worte, selbst das gleichgültigste und vorübergehendste, hörte ich mit klar vernehmlichem Ausdruck in der Stille dieser Wildnis wieder tönen. Diese sämtliche Herrlichkeit hatte also gleichsam schlafend oder heimlicherweise sich in mir aufgehalten und der heutige Vorgang hatte nur den Riegel davor weggeschoben oder eine Fackel in ein Bund Stroh geworfen. Ich vergaß über diesen Dingen wieder meinen schlechten Zorn und beschäftigte mich rückhaltlos mit der Ausbeutung meines guten Gedächtnisses und schenkte demselben nicht den kleinsten Zug, den es mir von dem Bilde Lydias irgend liefern konnte. Auf diese Weise schlenderte ich denn auch wieder der Behausung zu und überließ mich allein diesen angenehmen Vorstellungen; jedoch vermochte ich nun nicht mehr so unbefangen und ruhig in ihrer Nähe zu sein, und da ich nichts anderes anzufangen wußte noch gesonnen war, so vermied ich möglichst jeden Verkehr mit ihr, um desto eifriger an sie zu denken. So vergingen drei oder vier Wochen, ohne daß etwas weiteres vorfiel, als daß ich bemerkte, daß sie bei aller Zurückhaltung, die sie nun beobachtete, dennoch keine Gelegenheit versäumte, irgend etwas zu meinen Gunsten zu tun oder zu sagen, und sie fing an, mir völlig nach dem Munde oder zu Gefallen zu sprechen, da sie Ausdrücke brauchte, welche ich etwa gebraucht, und die Dinge so beurteilte, wie ich es zu tun gewohnt war. Dies schien nun erst nichts Besonderes, weil es mich eben von jeher angenehm dünkte, in ihr ganz dieselben Ansichten vom Zweckmäßigen oder vom Verkehrten zu entdecken, deren ich mich selber befleißigte; auch lachte sie über dieselben Dinge, über welche ich lachen mußte, oder ärgerte sich über die nämlichen Unschicklichkeiten, so etwa vorfielen. Aber zuletzt ward es so auffällig, daß sie mir, da ich kaum ein Wort mit ihr zu sprechen hatte, zu Gefallen zu leben suchte, und zwar nicht wie eine schelmische Kokette, sondern wie ein einfaches argloses Kind, daß ich in die größte Verwirrung geriet und vollends nicht mehr wußte, wie ich mich stellen sollte. So fand ich denn, um mich zu salvieren, unverfänglich mein Heil in meiner alten wohlhergestellten Schmollkunst und verhärtete mich vollkommen in derselben, zumal ich mich nichts weniger als glücklich fühlte in diesem sonderbaren Verhältnis. Nun schien sie wahrhaft bekümmert und niedergeschlagen, kleinlaut und schüchtern zu werden, was zu ihrem sonstigen resoluten und tüchtigen Wesen eine verführerische Wirkung hervorbrachte, da man an den gewöhnlichen Weibern und, je kleinlicher sie sind, desto weniger gewohnt ist, sie durch solche schüchterne Bescheidenheit glänzen und bestechen zu sehen. Vielmehr glauben sie, nichts stehe ihnen besser zu Gesicht, als eine schreckliche Sicherheit und Unverschämtheit. Da nun sogar noch der alte Gouverneur anfing, in einer mir unverständlichen und wenig delikaten Laune zu sticheln und zu scherzen und zehnmal des Tages sagte: