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Nun traf es sich, dass der Kaemmerer, mehrerer betraechtlichen Gueter wegen, die seiner Frau aus der Hinterlassenschaft des abgesetzten und bald darauf verstorbenen Erzkanzlers, Grafen Kallheim, in der Neumark zugefallen waren, nach Berlin reisen wollte; dergestalt, dass, da er den Kurfuersten in der Tat liebte, er ihn nach einer kurzen Ueberlegung fragte: ob er ihm in dieser Sache freie Hand lassen wolle? und da dieser, indem er seine Hand herzlich an seine Brust drueckte, antwortete: "denke, du seist ich, und schaff mir den Zettel!" so beschleunigte der Kaemmerer, nachdem er seine Geschaefte abgegeben, um einige Tage seine Abreise, und fuhr, mit Zuruecklassung seiner Frau, bloss von einigen Bedienten begleitet, nach Berlin ab.

Der Kurfuerst, nachdem er den Brief gelesen hatte, fragte den Grafen Kallheim verlegen: ob das Tribunal nicht befugt sei, ohne weitere Ruecksprache mit dem Kohlhaas, auf den Umstand, dass die Pferde nicht wieder herzustellen waeren, zu fussen, und dem gemaess das Urteil, gleich, als ob sie tot waeren, auf blosse Verguetigung derselben in Geld abzufassen?

Sobald der Schlosshauptmann von Wenk diesen Brief gelesen hatte, verfuegte er sich unverzueglich zum Kurfuersten aufs Schloss, wo er die Herren Kunz und Hinz, welcher ersterer von seinen Wunden wieder hergestellt war, und den Praesidenten der Staatskanzelei, Grafen Kallheim, gegenwaertig fand.

Kaum hatte der Kerl diese Antwort dem Schlosshauptmann ueberbracht, als der Grosskanzler abgesetzt, der Praesident, Graf Kallheim, an dessen Stelle, zum Chef des Tribunals ernannt, und Kohlhaas, durch einen Kabinettsbefehl des Kurfuersten arretiert, und schwer mit Ketten beladen in die Stadttuerme gebracht ward.

Er hatte aber schon, in wenig Wochen, den Kummer, durch einen Gerichtsherrn, der in Geschaeften des Stadthauptmanns nach Potsdam ging, zu erfahren, dass der Kurfuerst die Supplik seinem Kanzler, dem Grafen Kallheim, uebergeben habe, und dass dieser nicht unmittelbar, wie es zweckmaessig schien, bei dem Hofe zu Dresden, um Untersuchung und Bestrafung der Gewalttat, sondern um vorlaeufige, naehere Information bei dem Junker von Tronka eingekommen sei.

Der Kurfuerst erhielt diesen Brief eben, als der Prinz Christiern von Meissen, Generalissimus des Reichs, Oheim des bei Muehlberg geschlagenen und an seinen Wunden noch daniederliegenden Prinzen Friedrich von Meissen; der Grosskanzler des Tribunals, Graf Wrede; Graf Kallheim, Praesident der Staatskanzlei; und die beiden Herren Hinz und Kunz von Tronka, dieser Kaemmerer, jener Mundschenk, die Jugendfreunde und Vertrauten des Herrn, in dem Schlosse gegenwaertig waren.

Gleichwohl, auf einen Brief, in welchem der Praesident, Graf Kallheim, im Namen des Kaemmerers, den seine Krankheit abhielt, dem Grosskanzler, einige Tage darauf, diesen Vorschlag machte, erliess derselbe zwar ein Schreiben an den Kohlhaas, worin er ihn ermahnte, einen solchen Antrag, wenn er an ihn ergehen sollte, nicht von der Hand zu weisen; den Praesidenten selbst aber bat er, in einer kurzen, wenig verbindlichen Antwort, ihn mit Privatauftraegen in dieser Sache zu verschonen, und forderte den Kaemmerer auf, sich an den Rosshaendler selbst zu wenden, den er ihm als einen sehr billigen und bescheidenen Mann schilderte.

Er fuegte nur noch hinzu: der Stadthauptmann liesse ihm sagen, er moechte sich in Geduld fassen; schien bedraengt, seine Reise fortzusetzen; und erst am Schluss der kurzen Unterredung erriet Kohlhaas, aus einigen hingeworfenen Worten, dass der Graf Kallheim mit dem Hause derer von Tronka verschwaegert sei.

Der Kurfuerst, den der Junker bei diesen Worten betroffen ansah, wandte sich, indem er ueber das ganze Gesicht rot ward, und trat ans Fenster. Der Graf Kallheim, nach einer verlegenen Pause von allen Seiten, sagte, dass man auf diese Weise aus dem Zauberkreise, in dem man befangen, nicht herauskaeme.