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Aktualisiert: 24. Juni 2025
Preziosa zog aus, reich versehen mit Festgesängen, Volksliedern, Seguidillas, Sarabanden und andern Versen, besonders Romanzen, die sie mit eigentümlicher Anmut vortrug; denn die schlaue Alte erkannte, daß bei der Jugend und Schönheit ihrer Enkelin dergleichen Schwänke und Spiele ein sehr glückliches Reiz- und Lockmittel abgeben müßten, das ihr Vermögen vermehren würde.
Klemens erwiderte: »Glaube nicht, einzige Preziosa, daß Don Juan mir leichtsinnig entdeckt habe, wer er sei; ich selbst habe es zuerst entdeckt, und seine Augen verrieten mir zuerst seine Seele. Ich war der erste, der ihm sagte, wer er sei, und ich erriet, daß sein Herz, wie du eben angedeutet hast, gefesselt war. Da erst schenkte er mir das verdiente Vertrauen und gestand sein Geheimnis.
Als der Tanz zu Ende war, sprach Preziosa: »Wenn mir jeder vier Viertelrealen gibt, so will ich euch allein eine gar schöne Romanze singen über den ersten Kirchgang, den unsre Königin Doña Margarita nach ihrem Wochenbett in Valladolid gehalten hat, und zwar zur Sankt-Lorenzkirche; und ich sage euch, es ist ein Meisterstück, von einem Kapitalpoeten, der seinen Mann zu stellen vermag.«
»Wer brauchte es mich zu lehren?« antwortete Preziosa. »Habe ich keine Seele im Leibe? Bin ich nicht schon fünfzehn Jahre alt? Mein Verstand ist weder lahm noch verstümmelt noch verkrüppelt. Die Köpfe der Zigeunerinnen stehen unter einem andern Stern als die der übrigen Leute; sie sind ihren Jahren immer voraus. Es gibt keinen dummen Zigeuner und keine linkische Zigeunerin.
Preziosa und ihre Großmutter führte man sofort der Stadtrichterin vor, die, als sie sie kaum gesehn hatte, schon rief: »Mit Recht preist man ihre Schönheit!« Damit trat sie auf Preziosa zu, umarmte sie und konnte sich an ihr nicht satt sehn und fragte die Großmutter, wie alt die Kleine sei. »Ein paar Monate mehr oder weniger als fünfzehn Jahre,« antwortete die Zigeunerin.
Bei diesem Ruf eilten noch drei andre Herren auf den Balkon, unter denen auch Andres war, und als er Preziosa gewahr wurde, erblich er und verlor fast die Besinnung, so überraschend wirkte ihr Anblick auf ihn. Sämtliche Zigeunerinnen stiegen hinauf, mit Ausnahme der Alten, die unten blieb, um bei der Dienerschaft Erkundigungen darüber einzuziehn, ob Andres die Wahrheit gesagt hatte.
»Schwüre und Versprechungen,« erwiderte Preziosa, »die ein Gefangener ausspricht, um die Freiheit zu erlangen, werden selten erfüllt, wenn er sie erlangt hat.
»Wenn du hinein willst, Preziosa,« sprach eine ihrer drei Gefährtinnen, »so geh in Gottes Namen; ich für meine Person bleibe fort, wo so viel Männer sind.« »Nicht doch! Christina,« antwortete Preziosa. »Vor einem einzelnen Mann mußt du dich hüten, und wenn du allein bist. Sind viele beisammen, so brauchst du keine Angst zu haben, daß man dich ungebührlich behandle.
Kaum war Preziosa drinnen, als der Herr mit dem Kreuz das Papier bemerkte, das sie im Busen stecken hatte; er trat auf sie zu und griff danach, Preziosa aber rief: »Nehmt es mir nicht, mein Herr, es ist eine Romanze, die ich in diesem Augenblick bekommen und noch nicht einmal gelesen habe.« »So kannst du lesen, mein Kind?« fragte einer.
Preziosa strahlte jedoch an diesem Tage in solcher Schönheit, daß jeder, der sie gewahr wurde, in Lobeserhebungen ausbrach, und das Gerücht von ihrem Reize gelangte denn auch der Frau Stadtrichterin zu Ohren. Begierig, das Wunder zu sehn, bat sie ihren Mann, den Stadtrichter, diese Zigeunerin nicht in das Gefängnis zu sperren, in das alle übrigen kamen.
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