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Aktualisiert: 24. Juni 2025
»Nun, du mußt wissen, Andres,« erwiderte Preziosa, »daß der Verfasser des Sonetts dieser junge Fremde ist, den die Hunde gebissen haben, und den wir eben im Zelt verließen; ich täusche mich gewiß nicht, denn er hat in Madrid zwei-bis dreimal mit mir gesprochen und mir auch eine sehr gute Romanze geschenkt.
Als die Ernte geborgen war, griff Preziosa nach ihrem Tamburin und sang zu dem rauschenden Geklingel folgende Romanze: Ersten Kirchgang nach den Wochen Hielt der Fürstinnen Europens Größte, die nach Wert und Namen Strahlet über jedem Lobe. Wie die Augen sie emporschlug, Hat die Herzen sie erhoben Aller, die bewundernd schauten Ihre Andacht, ihre Hoheit.
Señora Doña Clara, die Frau des Herrn Stadtschultheißen, war bereits benachrichtigt, daß die jungen Zigeunerinnen in ihr Haus kommen würden, und mit ihren Mädchen und Jungfern und denen der Frau Nachbarin, die sich alle versammelt hatten, um Preziosa zu sehn, harrte sie ihrer voller Ungeduld.
Preziosa war in verschiedenen Gegenden Kastiliens aufgewachsen; in ihrem fünfzehnten Jahre aber führte ihre angebliche Großmutter sie in die Residenz, und zwar auf ihren alten Lagerplatz, die Felder der heiligen Barbara, wo sich die Zigeuner gewöhnlich aufhalten. Sie hoffte, in der Hauptstadt, wo alles gekauft und alles verkauft wird, werde auch sie ihre Ware losschlagen können.
»Werte Jungfer,« antwortete Preziosa, »bildet Euch ein, ich hätte Euch schon prophezeit, und verschafft Euch einen andern Fingerhut, oder näht an Euren Säumen bis zu unserm Wiedersehn am nächsten Freitag gar nichts; da will ich Euch dann mehr Glück und Begebenheiten prophezeien, als ein ganzer Ritterroman enthält.«
Brust, Zehen, Schmuck, Tag des Diebstahls, das Geständnis der Zigeunerin und endlich der freudige Schreck, den die Eltern bei ihrem Anblick empfunden hatten all das ließ in der Seele der Stadtrichterin keinen Zweifel mehr übrig, daß Preziosa ihre Tochter war. Sie schloß sie daher in die Arme und kehrte mit ihr zum Stadtrichter und der Zigeunerin zurück.
Das Sonett behielt man zurück, weil Preziosa es nicht fordern mochte, um Andres nicht neue Qualen zu bereiten; denn ohne daß man es sie gelehrt hatte, wußte sie bereits, was es heißt, wenn man einem Liebenden, der sich ganz hingibt, die Angst und Pein und die Schrecken der Eifersucht einflößt.
Endlich kam der Morgen, an dem sich der Herren-Andres in aller Frühe auf einem gemieteten Maultier, ohne irgendeinen Bedienten, an dem Orte einstellte, wo wir ihn zuerst gefunden haben. Dort traf er Preziosa und deren Großmutter, die ihn voll Freuden empfingen.
Bis zu ihrer Rückkehr hörte Preziosa nicht auf, unter Weinen und Bitten darauf zu dringen, man möge das Urteil über ihren Verlobten hinausschieben; denn sie beabsichtigte im stillen, seinem Vater Nachricht zu geben, damit er komme und eingreife.
Unter dieser Beschränkung jedoch können wir eine dauernde Freundschaft schließen, denn an einem Taler, so stark das Wohlwollen auch sei, kann es eher einmal fehlen als an der Stimmung für eine Romanze.« Preziosa nahm den Taler aus dem Papier und behielt nur dies zurück, ohne es jedoch auf offener Straße zu lesen.
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