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Aktualisiert: 24. Juli 2025
Ihr Vertrauen zu Gott zeigte sich in der Dankbarkeit, in der sie seine Welt bewohnte, und ihr Glaube erwies sich in ihrer Freude daran. Als die alte Onne, bekümmert durch ihre Lebensmüdigkeit, Anje einmal von der Schuld der Menschheit gegen Gott gesprochen hatte, war aus Anjes Kindermund die seltsame Antwort gekommen: »So wird Gott die Schuld gutmachen.«
Ihre Sinne versanken aufs neue in die Dämmerung des Schlafs, und lautlos brach die gnädige Nacht über sie herein. Aber es träumte sie, daß die Tür sich öffnete und Onne über die Schwelle trat, um sie zu fragen, ob sie in den Wald zurückwollte. Sie sprang jubelnd auf, und der Sonnenschein begegnete ihnen, das Glitzern des Morgens an den Pflanzen und das Rauschen der Bäume im Wind.
Am Mittag hatte sie es ihrem Vater erzählt, der dann schweigend ein paar Bretter auf seine Schulter geladen, die große Säge über den Arm gehängt und den Hammer in die Tasche geschoben hatte. So machten sie sich auf den Weg zu Onne. »Gib her,« sagte er, als er sah, daß Anje die Nägel trug, und nahm sie ihr ab.
Wie alt Onne war, wußte niemand, sie hatte längst die Jahre erreicht, nach denen man nicht mehr fragt. In solch hohem Alter tritt bisweilen ein Zustand ein, der vom Tod nicht mehr erreichbar erscheint, es gibt Menschen, die der Tod vergißt. Die Urenkel sehen solch ein Väterchen oder Mütterlein laufen und wissen, daß schon ihre Eltern sie nicht anders gekannt haben.
Sein Trotz erstickte ihm, als er Onne ansah, er fragte sie nur schüchtern, ob Anje mit ihr über ihn gesprochen hätte. Onnes welke Hand mit den dünnen braunen Fingern wischte seine Worte aus der Morgenluft, sie blinzelte in die rote Sonne hinein. »Söhnchen,« sagte sie, »mein Söhnchen, heb dir dein Leben auf. Was soll denn das Anjekind gesagt haben?
Mit der Erinnerung an diese Worte der alten Frau kam Anje der Gedanke an die Nacht, die für Onne unaufhörlich herrschte. Sie schritt langsam weiter durch das Schilf, das flüsterte, wenn sie es berührte, und oft glänzte ein Sonnenblick durch das bunte Laub nieder, in ihren blonden Haaren auf.
Und was hatte Elsbetha bei der alten Onne zu schaffen, als ihr Mißgeschick widerfuhr und sich in Gorching niemand ihrer annahm? Seinen Fragen wich man aus, und seine Ermahnungen stießen auf einen Trotz, aus dessen Grund die verschwiegene Überlegenheit der Verstocktheit sah.
Onne sagte zu Gerom: »Der Pfarrer hätte bleiben sollen, er war ein guter Mensch, aber wie soll man einen Fuchs festhalten, wenn er mit dem Schwanz voranläuft?«
Sie trug wieder ihren grauen Kittel, und die warme Herrlichkeit ihrer Kinderfreiheit umfing sie. Aber da sank, wie eine uralte Erinnerung der Erde, die Liebesangst in ihr Herz, sie wandte sich an Onne und fragte schüchtern: »Führst du mich zum Vater?« Onne erhob ihren Stock und neigte sich ein wenig vor, und auch Anje senkte den Kopf und lauschte, denn sie fühlte, daß etwas geschehen sollte.
Aus den Augen der alten Frau brach ein Leuchten, dem plötzlich Tränen folgten, die es verlöschten, aber unverwandt blieben die Augen auf Anjes Angesicht haften, wie im Bann einer wunderbaren Erscheinung, und mit bebender Stimme rief Onne: »Er ist gekommen und hat es getan!« »Warum weinst du?« fragte Anje. Da sagte Onne: »Oh, du gesegnetes Kind.«
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