Vietnam or Thailand ? Vote for the TOP Country of the Week !

Aktualisiert: 24. Juni 2025


Die kleine Anje wußte, daß dieser Kasten mit seinem groben Schnitzwerk und seinem Schlüssel, dessen Bart fast so groß war wie ihre Hand, die unerhörtesten Schätze enthielt, und ihre Augen wurden still und groß in der Erwartung, was Onne tun wollte. Die Alte hob mit Mühe den schweren Deckel und lehnte ihn an die Wand.

Aber vielleicht verlangte es sie nach einem Beweis seiner Teilnahme. Deshalb sagte er nun: »Onne ist gestorben ...«, er stockte und fuhr fort: »so sollte es geschehnAnje sah auf. »Fürchte dich im Waldsagte sie, ohne auf seine Worte einzugehn, »ich habe Angst, weil niemand gegen den Tod einen Schutz hat

Denn Onne hatte in der Tat Freunde und Feinde, deren Regungen für und gegen sie, sich bis zur Liebe oder bis zum Haß gesteigert hatten; danach ist die Bedeutsamkeit eines Menschen sicherer einzuschätzen, als nach kleinen Einzelzügen oder aus guten oder schlechten Eigenschaften.

Da Anje gewohnt war, beim Erwachen Onne nicht mehr vorzufinden, bemerkte sie erst am Herd, daß die Alte die Nacht nicht in der Hütte zugebracht hatte, sie sah nachdenklich hinaus und dann haftete ihr Blick am Boden. Die Nächte waren kühl und lang. Besorgt betrachtete sie den Hund und entsann sich seiner Stimme, die sie geweckt hatte.

Sie sprach nicht über das, was Fridlin bewegte, sondern hockte sich neben den jungen Menschen auf den Waldboden und sprach von den Wäldern und von den Wanderburschen, die durchs Land zogen. Onne wußte längst, um was es sich handelte, aber sie wußte auch, daß man seine Tränen zuweilen bei einem Menschen weinen muß, der sie nicht sieht. Fridlin war ihr lieb.

Gerom sah sie an. »Mütterchen ...« sagte er langsam, aber dann erschrak er über den weichen Klang seiner Stimme und schwieg, und da Onne sich darauf verstand, woher ein Wort kam und wieviel es bedeutete, begnügte sie sich mit dieser Antwort und dachte in ihrem Sinn: Mit Gerom läßt sich leben.

Anje habe er nicht zu Gesicht bekommen, aber der Alte habe gedroht, Gorching in Brand zu stecken, wenn man ihm sein Kind nähme. Die alte Onne wohnte am Moorrand in einer Torfhütte. In vergangenen Zeiten hatte sie den Fuhrleuten, die von der Dachenau hinüber ins Gorchinger Land wollten, das Mittagessen bereitet.

Als Anje so groß geworden war, daß Hirtes Schnauze bis an ihre Schulter reichte, wenn sie nebeneinander im Ginster saßen, nahm die alte Onne sich ihrer auf etwas veränderte Art an, denn Gerom ließ sein Kind tun, was es wollte, er beschäftigte es niemals und lehnte, wo immer es war, ihre Hilfe mit einer barschen Herablassung ab: was denn solch ein zartes Ding rechtes tun könne, und ob man glaube, er würde nicht selbst mit seiner Arbeit fertig.

Die Landleute nannten Onne »die Sackziege«. Wenn im Abendrot gegen den Horizont die merkwürdig ruhlos bewegte Masse der Alten und ihres Wagens sich aus dem Dorf bewegte, um langsam im Dunst der feuchten Niederungen zu entschwinden, so wußte man, daß es ein Freitag gewesen war.

Da der junge Pfarrer merkte, daß sie wohl begriff, was er selbst sagte, begleitete er sie ein Stückchen Wegs zurück, wobei er hilfsbereit ihren Wagen ergriff, um ihn zu schieben; aber Onne brauchte den Wagen als Stütze, und er mußte ihn ihr zurückgeben. Dabei dachte er, nicht eben gesicherter in seinen Absichten: So kann es uns bei den Wohltaten ergehen, die wir zu erweisen glauben.

Wort des Tages

wankendes

Andere suchen