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Aktualisiert: 24. Juni 2025


Einmal hatte Anje die Nacht in Onnes Hütte zugebracht, wie es oft geschah, aber diesmal mußte Gerom es ein erstes Mal gewahr geworden sein. Da Onne es mit dem Schlafen wie ihre Hühner hielt, sich mit der Sonne niederlegte und sich im ersten Morgengrauen erhob, so ließ sie das Kind noch ruhen, als das Licht sie aufweckte.

»Alle geben denselben Ratschlag«, sagte Fridlin dumpf. »Meint ihr denn, ich sei ohne Vernunft? Aber was hilft mir eure EinsichtOnne blinzelte hinüber, es schien, als wünschte sich Fridlin nicht einmal, daß man ihm Glauben schenken möchte, er sprach seine Worte leblos in den ungewissen Wind. Da verstand sie, daß es zu spät für Ratschläge war.

Er würde wohl auf seine finstre und überlegene Art gelächelt haben, wenn Onne ihm erzählt hätte, Anje sei das eigenwilligste und trotzigste Kind, daß sich denken ließe. Aber die Alte hütete sich wohl, auch wollte Gerom von niemandem etwas über sein Kind hören. Sie begriff das Verlangen nach Liebe, das in dem kleinen Herzen Anjes brannte, und schirmte es heimlich auf ihre Art.

Es kam ihm darüber zum Bewußtsein, daß Anje auf diese Art noch niemals zu ihm gesprochen hatte, und darüber erkannte er, wie reich Onne gewesen war. Wie oft mochte ihr sein Kind vieles dargebracht haben, was das Herz bewegte. Nun kam Anje zu ihm, weil die alte Frau gestorben war. Außer den Darbietungen der Seele gab es für ihn keine Gaben, deren Wert er achtete, und er segnete die Tote.

Jetzt war es wieder Nacht, und nachts gab es für Anje keine fremden Menschen. Sie ahnte, wie die Erde sich unaufhörlich bewegte, entgegen dem Stern Merkur, den Onne ihr gezeigt hatte, und dachte: Du, andere, ich, mit euch allen mache ich die herrliche Reise, Tag und Nacht, Nacht und Tag. Elftes Kapitel Am Tage darauf ging Gerom morgens nach Gorching.

Ein furchtbares Schweigen umfing sie, und ihr war, als hätten alle Lebendigen des Waldes ihre Sinne verloren, die den ihren geglichen hatten. Mit herabhängenden Armen stand Anje verlassen da und weinte laut. Sie sah durch den Flor ihrer Tränen auf Onne herab, und die entwürdigende Qual einer tiefen Schuld zerriß ihr Gemüt immer aufs neue.

Dann war ein gewichtigtes Hämmern und Sägen angegangen, Anje saß vor Stolz glühend neben der Alten am Grabenhang und fühlte, wie groß und stark ihr Vater war. Onne blinzelte in den Abendschein hinaus, und ihre winzigen

Ihr Vater war fort, in seiner Stube lag auf dem Bett Onne aufgebahrt und hielt in den zusammengelegten Händen kleine Blumen, die emporstanden, als ob sie eingepflanzt seien. Die Fenster waren weit geöffnet und draußen zog die Nacht vorüber. Anje setzte sich auf einen Stuhl neben das Totenbett. Der Mond schien auf Onnes geschlossene Lider, die sehr tief in das Gesicht eingesunken waren.

In diesem Herbst kam Anje häufiger zu Onne als sonst, und eines Abends, als sie schon die Holzläden der Fenster geschlossen hatten und ein Scheitfeuer auf dem Herd angezündet worden war, ging Onne an ihre Truhe.

Er fühlte, wie Anje eifrig den Kopf schüttelte, und er empfand ihr Lächeln, obgleich er es nicht sah, aber er war dieses Lächelns so gewiß, daß er später in seiner Erinnerung den Eindruck hatte, als sei es in diesen Augenblicken hell gewesen. So war nun Onne im Tode gelungen, was sie in ihrem Leben nicht zuwege gebracht hatte.

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